Auslandspraktika in der Ausbildung stark nachgefragt

Rund 300 junge Auszubildende nutzten in den vergangenen vier Jahren während der betrieblichen Lehre die Chance, Auslandsluft zu schnuppern. „Das ist deutlich mehr als wir zu Beginn unserer Tätigkeit zu hoffen wagten. Die meisten der jährlich 70 bis 80 Auslandspraktikanten zieht es dabei ins englischsprachige Ausland. Sie wollen vor allem ihre englischen Sprachkenntnisse verbessern“, erklärte IHK-Mobilitätsberaterin Jutta Rathmann, als sie jetzt vor dem Berufsbildungsausschuss der IHK eine Zwischenbilanz ihrer vierjährigen Tätigkeit zog. Die starke Inanspruchnahme sei auch ein Indiz dafür, wie ernst die hiesigen Unternehmen die zunehmende Internationalisierung des wirtschaftlichen Geschehens nähmen.

Viele Betriebe entsenden ihre Lehrlinge mittlerweile regelmäßig, weil sie nach den ersten Erfahrungen vom großen Nutzen der Auslandspraktika überzeugt sind. Frankreich erreicht mit knapp 50 Entsendungen den zweiten Platz. Demgegenüber werden Partnerunternehmen in Spanien mit nur knapp zehn Entsendungen bislang überraschend wenig nachgefragt. Vergleichsweise stark vertreten sind mittel- und osteuropäische Länder wie Polen, die Slowakei, Tschechien oder Litauen – die Praktika dort erfolgen allerdings fast ausschließlich bei ausländischen Tochterfirmen der hiesigen Ausbildungsbetriebe. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer im Ausland liegt bei vier Wochen. Bei den Berufsgruppen haben die kaufmännischen Büroberufe mit mehr als 130 Teilnehmern deutlich die Nase vorn, die gewerblich-technischen Ausbildungsberufe holten in jüngster Zeit jedoch stark auf.

Die Vermittlungsaktivitäten reichen mittlerweile weit über die schon länger existierenden Projekte einiger weniger Großbetriebe und engagierter Berufsschulen hinaus. Um der starken Nachfrage nach Großbritannien zu begegnen, bietet die IHK Siegen ein eigenes Gruppenprojekt für vierwöchige Aufenthalte in Portsmouth an – die Nachfrage vor allem nach diesen Plätzen ist erfreulich groß. Jutta Rathmann: „Wir benötigen fast keine Werbung mehr. Die Plätze sind verhältnismäßig schnell besetzt, gerade auch von Azubis kleinerer und mittlerer Unternehmen ohne eigene Auslandsstandorte. Diesen Betrieben fehlen häufig die personellen Ressourcen und die Auslandskontakte, um sich allein um solche Projekte zu kümmern.“ Wichtig sei bei der Beratungstätigkeit jedoch, dass die jungen Menschen selbst nicht mit falschen Erwartungen im Ausland ankämen. Ein Auslandspraktikum sei schließlich keine Pauschalreise aus dem Reisekatalog, betont die IHK-Mobilitätsberaterin. Eigeninitiative und eine gewisse Offenheit für unterschiedliche Lebensverhältnisse und Arbeitsmethoden im Ausland seien zwingend erforderlich, wenn man wirklich vom Auslandspraktikum profitieren wolle. Die IHK pflege Kontakte zu verschiedenen Partnerorganisationen im europäischen Ausland, die im Bedarfsfalle aktiviert werden könnten. Den Nutzen hiervon hätten die jungen Leute – wie etwa die neun Auszubildenden, die sich seit Anfang Oktober für vier Wochen in der südenglischen Hafenstadt aufhielten und die man Anfang November in der Region zurück erwarte.

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