Wolfgang Bosbach spricht bei Volksbank-Jubiläum

Freude über 125 Jahre Volksbank Siegen (v.l.): Vorstand Jens Brinkmann, Vorstand Roland Krebs, CDU-Politiker Wolfgang Bosbach und Vorstandssprecher Karl-Michael Dommes.

125 Jahre Volksbank Siegen – das musste gefeiert werden. Konnte es aber zunächst nicht, da Corona der heutigen Volksbank in Südwestfalen eG im Jahr 2021 einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte. Doch jetzt wurde das Jubiläum in der Siegerlandhalle nachgeholt: Mit einem kurzweiligen Rückblick, einer hochkarätigen Ehrung und einem bestens aufgelegten Festredner. Wolfgang Bosbach blickte durch seine Brille auf das derzeitige Weltgeschehen und ordnete es mit fachlich fundierten Rückblicken ein.

Bosbach lobte die Volksbanken und ihr seriöses Geschäftsmodell: „Die Volks- und Raiffeisenbanken waren nicht diejenigen, die in der Bankenkrise die Hand aufgehalten haben!“ Vielmehr regele man Schieflagen innerhalb des genossenschaftlichen Verbundes und zahle Steuern dort, wo man aktiv sei: Vor Ort, in jedem einzelnen Geschäftsgebiet. Dieses Geschäftsgebiet ist in den vergangenen Jahrzehnten zwar nicht gewachsen, aber durch diverse Fusionen sind die Kompetenzen vor in Siegerland und Märkischem Kreis in einer großen Organisation gebündelt worden. Eines sei seit der Gründung immer gleich geblieben, so Vorstandssprecher Karl-Michael Dommes: „Wir sind Partner der Privathaushalte und des Mittelstandes.“

Vorstandskollege Jens Brinkmann blickte auf die Historie des „Geburtstagskindes“ aus der Krönchenstadt zurück, das zwar nicht die älteste, aber eine wichtige Wurzel im heutigen Unternehmen mit seinen 570 Mitarbeitern und 74.000 Mitgliedern darstellt. Nach der Gründung im Hotel Maaßen sei das Hauptanliegen schnell in die Tat umgesetzt worden: Statt Wucherzinsen von 40 Prozent habe man seinen Mitgliedern Kredite zu 5 Prozent anbieten können – ganz nach dem Leitsatz von Friedrich Wilhelm Raiffeisen, dem Vater Genossenschaftsidee, Hilfe zur Selbsthilfe anbieten zu wollen. „Die Genossenschaftsidee ist mittlerweile zum immateriellen UNESCO-Kulturerbe erklärt worden. Ob das Jeff Bezos und Mark Zuckerberg mit ihrem Geschäftsmodell schaffen, bleibt abzuwarten“, meinte Jens Brinkmann auf der Bühne der Siegerlandhalle schmunzelnd, in der sich zahlreiche Mitarbeiter, Mitglieder, amtierende und ehemalige Vorstände sowie Aufsichtsräte eingefunden hatten. Ein Blick in die Historie zeige: „Krisen kommen und Krisen gehen auch wieder.“ Die Volksbank in Südwestfalen sei mit ihrer Strategie 2024 gut vorbereitet. Brinkmann: „Morgen kann kommen!“

Wolfgang Bosbach (CDU) verweist auf Wichtigkeit der Industrie

Auf die Bühne kam anschließend CDU-Mann Wolfgang Bosbach, bekannt aus vielen Talkshows ob seiner fröhlichen und offenen Art und seiner Eigenschaft, fürwahr nicht immer auf Parteilinie zu sein. Er bestätigte Brinkmanns Krisenaussage und blickte auf das Jahr 1974 zurück, als Hans-Dietrich Genscher vor dem Hintergrund der Ölkrise vor der UN-Vollversammlung mit einem gewissen Pessimismus zu Protokoll gab: „Nichts wird mehr so sein, wie es einmal war.“ Bosbach rückblickend mit einem Augenzwinkern: „Er hatte Recht, es wurde besser.“

Nach wie vor sei die Industrie das Rückgrat der deutschen Volkswirtschaft und: „Wir müssen uns dazu bekennen, dass wir Industrieland bleiben wollen.“ Der Sozialstaat könne in seiner heutigen Form sonst nicht aufrecht erhalten werden: „Wenn wir das Niveau halten wollen, geht das nur über eine gesunde Wirtschaft.“ Doch er hob in diesem Zusammenhang auch mahnend den Zeigefinger. Philipp Reis, nicht Graham Bell habe das Telefon erfunden. Der Ur-Computer entspringe einer Idee von Konrad Zuse: „Nicht von Bill Gates.“ Und dennoch, blickte er in den Saal, habe keiner heute das Smartphone eines deutschen Herstellers in der Tasche. Selbige Verdrängung sei im Bereich der Fernseher zu beobachten gewesen: „Wir haben damals vor Geräten von Saba, Nordmende und Blaupunkt gesessen.“ All diese Marken gebe es heute nicht mehr. Die Schlussfolgerung: Andere Nationen seien besser geworden. Umso wichtiger sei es, in Bildung zu investieren, gerade weil Deutschland ein rohstoffarmes Land sei: „Wer nichts im Boden hat, muss was in der Birne haben.“ (Aus-)Bildung helfe am besten gegen Armut.

Wolfgang Bosbach und die Steinzeit

Es werde immer noch die Heftigkeit der notwendigen Transformation unterschätzt, beispielsweise im Automobilbereich. Denn heute könne niemand mehr prognostizieren, wo man in zehn Jahren stehe. Veränderungen hätten sich im Vergleich zu den vergangenen Jahrtausenden extrem beschleunigt, vor der Industrialisierung hätten die Zyklen im Bereich von hunderten oder tausenden Jahren gelegen: „Die Steinzeit war dann nicht plötzlich vorbei, weil es keine Steine mehr gab.“

Aber trotz aller Herausforderungen wollte der Christdemokrat seine Zuhörer mit einer positiven Botschaft in den Abend entlassen: „Es ist immer noch ein Glück, in Deutschland zu leben!“

Der festliche Rahmen in der Siegerlandhalle wurde auch genutzt, um den mittlerweile ausgeschiedenen Aufsichtsratsvorsitzenden Jochen Billig mit der Goldenen Ehrennadel des Genossenschaftsverbandes auszuzeichnen.

Text: Jan Krumnow, Foto: Oliver Thiele (Volksbank in Südwestfalen)

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