Medizin in Siegen rückt näher

Medizin studieren an der Universität Siegen – aus dieser Vision könnte bald Realität werden. Die Universität Siegen hat den nächsten Schritt zu einer Mediziner-Ausbildung gemacht. Der Senat der Hochschule diskutierte in einer außerordentlichen Sitzung am 7. März 2017 das Konzept „Medizin neu denken“ und erteilte dem Rektorat um Prof. Dr. Holger Burckhart ebenso wie der Hochschulrat einstimmig den Auftrag, die nächsten Schritte zur Etablierung eines Medizin-Studiums in Siegen anzugehen.

Die Universität hatte neben fachkompetenter internationaler Beratung das Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung (MIWF) Nordrhein-Westfalen während der Konzept-Entwicklung kontinuierlich zu Rate gezogen. Das Wissenschaftsministerium hatte so den Prozess seit Beginn im Herbst 2015 wohlwollend begleitet; von Beginn an war klar, dass es ein regional spezifisches, allerdings mit internationalen Standards vergleichbares Konzept sein müsse, eine medizinische Fakultät aber nicht das Thema sei.

„Das Votum und die damit verbundene Unterstützung von Senat und Hochschulrat ist ein starkes Signal der Universität. ‚Medizin neu denken‘ ist ein innovatives Modell für eine Mediziner-Ausbildung, die auf Kooperationen mit etablierten Partnern setzt und so eine ideale Ergänzung zu den bereits existierenden medizinischen Fakultäten in NRW ist. Es ist spezifisch auf die ländliche Region ausgerichtet und hat gleichzeitig Beispielcharakter“, sagte Rektor Prof. Burckhart.

Das Konzept verfolgt zwei maßgebliche Ziele. Das eine Ziel ist, eine Hochleistungs-Gesundheitsversorgung über die gesamte Lebensspanne anzubieten und dafür in Kooperation mit Partnern aus der Medizin Forschungs-Aktivitäten auszubauen, die von der frühesten Kindheit bis zum hohen Alter reichen. Das andere Ziel ist, die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum zu sichern. Der Region Südwestfalen droht durch den demografischen Wandel ein signifikanter Rückgang der Bevölkerungsdichte. In Siegen könnten Modelle für die medizinische Versorgung der Zukunft entwickelt und Ideen wie eine mobile Ambulanz verwirklicht werden.

Das Projekt „Medizin neu denken“ fußt auf der Zusammenarbeit der Universität Siegen mit mehreren Partnern, darunter Hochschulen, regionalen Klinika und den Landkreisen Siegen-Wittgenstein, Altenkirchen und Olpe. Das Projekt hat in den vergangenen Monaten breite Zustimmung in Politik, Wissenschaft und Gesellschaft gefunden.

„Dieses Modell ist eine Chance – für die Uni, für die Kliniken, für die Attraktivität der Region und für alle Menschen hier. Es ist auch für die Politik ein vielversprechendes Konzept“, sagte Rektor Prof. Burckhart. In Siegen muss zur Etablierung eines Medizin-Studiums beispielsweise keine kostspielige Anatomie eingerichtet werden – durch die Kooperationen mit anderen Hochschulen ist dies schon gegeben. Auch ein neues Studienmodell zur Ausbildung der MedizinerInnen ist nun möglich. Zusätzlich zur klassischen Ausbildung wie an den traditionellen medizinischen Fakultäten kann in Siegen ein neues Modell angeboten werden, das auf symptombezogene Lehre setzt. Diese Lehre geht vom Patienten und seinem Schmerzempfinden aus. Medizin soll in Siegen nicht neu erfunden, aber neu gedacht werden.

In einem nächsten Schritt steht die Gründung einer Lebenswissenschaftlichen Fakultät an der Universität Siegen bevor. Diese wird sich in Forschung, Lehre und Anwendung mit medizinischen, sozialen, ethischen und ökonomischen Fragen der Gesundheit auseinandersetzen – mit Blick auf und Sorge für den Menschen. Die Schwerpunkte der Siegener Forschung sind: Vertiefung und praxeologische Erprobung in Fragen der Entwicklung und Applikation aus den Bereichen Medizininformatik, Medizintechnik, Medizinische Versorgung im ländlichen Raum, frühkindliche Psychotraumatologie, neurologische Erkrankungen, Altersmedizin und Gender Career Research. Durch die Kooperationen mit den regionalen Klinika und den Partner-Hochschulen ergeben sich weitere Forschungsschwerpunkte.

Im Bereich Studium und Lehre ist ein klassischer Staatsexamens-Studiengang mit Approbation sowie ein modularisierter Bachelor/Master-Studiengang mit Approbation angedacht. Außerdem sind ein Bachelor/Master-Studiengang in Psychologie, ein Bachelor-Studiengang für Pflege und Versorgungskräfte, ein Aufbaumaster und ein Master-Studiengang Ernährungswissenschaften denkbar. Studierende werden die Wahl zwischen dem klassischen Staatsexamens-Studiengang und der Bachelor/Master-Variante haben.

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