Leichte Rückgänge auf dem Lehrstellenmarkt

Die IHK-zugehörigen Unternehmen schlossen in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres 2236 Lehrverträge mit jungen Menschen ab.
Die IHK-zugehörigen Unternehmen schlossen in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres 2236 Lehrverträge mit jungen Menschen ab.

Die IHK-zugehörigen Unternehmen schlossen in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres 2236 Lehrverträge mit jungen Menschen ab.

Die der Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK) zugehörigen Unternehmen schlossen in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres 2236 Lehrverträge mit jungen Menschen ab – 6,8 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die regionale Wirtschaft kann damit 2013 das außerordentlich hohe Ausbildungsniveau der letzten beiden Jahre nicht ganz halten. Sie wird jedoch zum Jahresende vermutlich das fünftbeste Lehrstellenergebnis seit 1988 erzielen. Zwar berichten immer mehr Unternehmen darüber, immer weniger geeignete Bewerbungen zu erhalten. Dennoch sind die Rückgänge nicht in erster Linie demografisch bedingt. In den kaufmännischen Berufen sanken die Vertragsschlüsse um 10,3 Prozent, in den gewerblich-technischen Berufsbildern wurde das hohe Vorjahresergebnis nur leicht unterschritten (minus 2,4 Prozent). Vor allem die Erwartung, vermehrt qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber über den doppelten Abiturjahrgang zu bekommen, wurde in vielen Unternehmen enttäuscht.

Bis Ende September wurden in Siegen-Wittgenstein 1461 Lehrverträge geschlossen – 7,9 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. In den kaufmännischen Berufen betrug der Rückgang 11,5 Prozent, in den gewerblich-technischen 3,2 Prozent. IHK-Hauptgeschäftsführer Franz J. Mockenhaupt: „Deutliche Unterschiede bestehen in Siegen-Wittgenstein jedoch innerhalb der einzelnen Branchen. Erhebliche Rückgänge stellen wir in den Büroberufen (minus 27 Prozent), den gastgewerblichen Berufen (minus 19 Prozent) sowie im Handel (minus 10 Prozent) fest. Dem gegenüber werden in den Elektroberufen mehr junge Menschen ausgebildet (plus 7 Prozent). Auch die Banken und Sparkassen haben ihr hohes Vorjahresniveau gehalten.“ Nur geringfügig anders stelle sich die Situation im Kreis Olpe dar. Hier betrage der Gesamtrückgang bei den Lehrverträgen 4,6 Prozent, wobei die gewerblich-technischen Lehrverträge nahezu konstant geblieben seien. Im Kreis Olpe sind allerdings die Schwankungsbreiten zwischen den einzelnen Branchen noch ausgeprägter. So sei die Zahl der in den Elektroberufen abgeschlossenen Lehrverträge um 36 Prozent gestiegen, während sie bei den Industriekaufleuten (minus 13 Prozent), den gastgewerblichen Berufen (minus 22 Prozent), den Büroberufen (minus 28 Prozent) doch sehr deutlich gefallen wären. Franz J. Mockenhaupt: „Überall dort, wo die Industrieunternehmen ihre Ausbildungsintensität in den kaufmännischen Berufen deutlich zurückgenommen haben, hatten es junge Leute in diesem Jahr etwas schwerer, relativ wohnortnah eine Lehrstelle zu bekommen.“ Verglichen mit den Schwierigkeiten, die man vor 20 Jahren bewältigt habe, hätten sich die Verhältnisse für die jungen Leute auf dem Lehrstellenmarkt allerdings deutlich entspannt.

Sorgen bereiten der IHK derzeit allenfalls die Eintragungszahlen in den gastgewerblichen Berufen und in den Berufen des Handels. Für die betroffenen Branchen gelte es, möglichst rasch breit angelegte Werbekampagnen zu entwickeln und Alleinstellungsmerkmale in der betrieblichen Erstausbildung auszuprägen. Noch problematischer könne sich für den regionalen Lehrstellenmarkt die immer stärker ausgeprägte Studierneigung junger Menschen auswirken. Den Unternehmen gelinge es nicht, hinreichend junge Menschen mit vergleichsweise hohen Schulabschlüssen für eine betriebliche Erstausbildung zu begeistern, betonte IHK-Geschäftsführer Klaus Gräbener: „Die Unternehmen schlossen in diesem Jahr weniger Lehrverträge mit Abiturienten und jungen Menschen mit Fachhochschulreife ab als im letzten Jahr. Der doppelte Abiturjahrgang ist vollständig am Lehrstellenmarkt vorbei gegangen. Das ist schon fast paradox.“ Gehe diese Entwicklung so weiter, ergäben sich schon in wenigen Jahren strukturelle Versorgungsprobleme bei jungen Fachkräften, die regionalpolitisch nicht deutlich genug thematisiert werden könnten. Im Moment wäre die Versorgungslage noch gut. Doch das, was der Region an Rückgängen bei den Lehrverträgen bevorstehe, sei alles andere als „von Pappe“. Klaus Gräbener: „Wenn das Studium zum Normalfall wird und die betriebliche Lehre zur Ausnahme, dann besteht nach unserer Auffassung dringender bildungspolitischer Handlungsbedarf. Eine Fußballmannschaft kann schließlich auch nicht mit 11 Spielführern auflaufen.“

Auch in teilregionaler Hinsicht offenbart die Lehrstellenbilanz einige sehr interessante Differenzierungen. Im Altkreis Siegen wurden in Freudenberg (minus 17 Prozent), Netphen (minus 20 Prozent) und Siegen (minus 15 Prozent) die höchsten Rückgänge registriert. Demgegenüber weisen Wilnsdorf (plus 8 Prozent) und Neunkirchen (plus 24 Prozent) sehr positive Werte auf. Im Altkreis Wittgenstein gab es Zuwächse in Bad Berleburg und Bad Laasphe, jedoch deutliche Rückgänge in Erndtebrück. Auch im Kreis Olpe gebe es bei den Vertragsschlüssen erhebliche Spreizungen zwischen den Kommunen. In Attendorn (minus 13 Prozent), Wenden (minus 23 Prozent) und Lennestadt (minus 10 Prozent) seien deutliche Rückgänge zu verzeichnen. Dem gegenüber könne man für Drolshagen (plus 15 Prozent), Finnentrop (plus 23 Prozent) und Kirchhundem (plus 29 Prozent) deutlich gestiegene Lehrstellenzahlen vermelden.

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