Eine teure Angelegenheit

Der IG-Metall-Vorstand hat beschlossen, zunächst 250 Betriebe der Metall- und Elektro-Industrie tageweise zu bestreiken. Aufgrund der guten Auftragslage trifft das die Branche mit voller Wucht. Kurzfristig kommt es in den bestreikten Betrieben zu Umsatzausfällen in Millionenhöhe.

Die Tagesstreiks sollen den Druck auf die Arbeitgeber in den festgefahren Tarifverhandlungen erhöhen. Die dadurch verursachten Streikkosten sind allerdings enorm. Treten pro bestreiktem Betrieb im Schnitt 200 Beschäftigte – also insgesamt 50.000 Beschäftigte – in den Tagesstreik, verlieren die betroffenen Betriebe insgesamt 62 Millionen Euro pro Tag, ausgehend von einer Fünf-Tage-Woche. Die höchsten Umsatzausfälle sind im Fahrzeugbau zu befürchten.

Bestreikt die Gewerkschaft gezielt größere Betriebe, steigt der Umsatzausfall stark an. Treten die Beschäftigten in Betrieben mit 1.000 Mitarbeitern in den Ausstand, liegen die Umsatzausfälle in der Metall- und Elektro-Industrie bei 90 Millionen Euro. Dazu kommen potenzielle Fernwirkungen, wenn es auch in anderen Branchen zu Produktionsausfällen kommt: beispielsweise in der Textilindustrie, weil von den Autobauern keine Sitzbezüge mehr abgenommen werden.

Am zehntägigen Lohnstreik in der Metall- und Elektro-Industrie im Frühjahr 2002 waren gut 200.000 Arbeitnehmer beteiligt. Sollte es im Lauf der aktuellen Tarifverhandlungen noch einmal zu solch einem Extrem-Szenario kommen, lägen die Umsatzausfälle – ohne Berücksichtigung möglicher Fernwirkungen – bei insgesamt 2,5 Milliarden Euro.

Zwar werden die vom Streik betroffenen Betriebe versuchen, die Produktion wieder aufzuholen. Doch die hierfür nötigen Überstunden belasten nicht nur die Beschäftigten – auch für die Betriebe wird es teuer, weil Mehrarbeitszuschläge anfallen. Schon jetzt arbeiten viele Betriebe und Beschäftigte an ihren Belastungsgrenzen. Dass die Kunden auf ihren Neuwagen ein paar Tage länger warten müssen, ist dabei noch das geringste Problem.

IW Köln

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