Was gibt es am Ende eines heißen Sommertages Schöneres, als ein kühles Glas Bier. Zuhause auf der Terrasse oder im Garten kommt das edle Hopfengetränk meist aus der Flasche ins Glas, in der Kneipe um die Ecke oder im Biergarten jedoch frisch gezapft vom Fass. Dabei ist der nach wie vor gebräuchliche Begriff „Bier vom Fass“ so eigentlich nicht mehr richtig. Genau genommen müsste es heute heißen: „Bier vom Keg“, denn das Holzfass früherer Zeiten wurde längst von den silber glänzenden Edelstahlbehältern abgelöst.
Einer der weltweit führenden Hersteller dieser modernen Behältnisse für Bier, aber auch für Wein und Softdrinks aller Art, ist die BLEFA BEVERAGE SYSTEMS mit Sitz in Kreuztal. Das Unternehmen, das in diesem Jahr auf sein 120-jähriges Bestehen zurückblicken kann, stellt pro Jahr etwa 1,35 Millionen dieser Kegs her, jedes einzelne davon zu 100 Prozent qualitätsgeprüft. „95 Prozent unserer Produktion geht in den Biermarkt, der Rest wird für Wein verwendet“, erläutert Marketing Manager Jörg Roeder. Hauptabsatzgebiete sind die USA mit rund 60 Prozent Exportanteil sowie Südafrika und Australien. Aber auch in Europa werden die Kegs aus Kreuztal in vielen Brauereien eingesetzt.
Das Ausgangsmaterial eines Keg ist Edelstahl vom Coil oder als vorgeschnittenes Blech. Jeweils zwei ausgestanzte Ronden werden im Tiefziehverfahren zunächst zu Halbschalen geformt und anschließend miteinander verschweißt. Dabei verwendet das Unternehmen das WIG-Schweißverfahren. Dieses Verfahren ermöglicht eine durchgängige Schweißnaht für eine höhere Stabilität bei den Kopf- und Fußringen, die um den eigentlichen Behälter angebracht werden. Auch die Muffe, an der sich später der Anschluß für die Zapfanlage befindet, wird bei der BLEFA doppelt geschweißt. Schließlich werden die Kegs gebeizt, aber nur von innen. Die Außenhülle bleibt in Edelstahloptik und wird auf Hochglanz poliert.
Im Rahmen der Qualitätssicherung durchlaufen die Kegs mehrere Prüfungen. Zunächst werden die Schweißnähte außen und innen einer Sichtprüfung unterzogen. Danach wird die Dichtheit mittels Druckluft im Wasserbad überprüft. „Alle unsere Kegs erhalten eine eigene Kennung, so dass wir jederzeit jeden Produktionsschritt nachvollziehen können“, erklärt Jörg Roeder. Immerhin gibt das Unternehmen eine 30-Jahre-Garantie auf jedes seiner Produkte.
Pro Schicht produzieren die insgesamt 140 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kreuztal etwa 3.000 Kegs in verschiedenen Größen und Varianten, darunter auch ein mit Kunststoff beschichtetes „Party-Fass“ in Holzfassoptik. Damit dürften auch die Liebhaber der Biertradition zufrieden zu stellen sein.
Das Unternehmen, das seit wenigen Monaten wieder unter seinem ursprünglichen Namen BLEFA firmiert, kann auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken. Begonnen hat alles 1896 mit der Herstellung von einfachen Blechwaren, wie z. B. Geschirr oder Wellbleche, durch das Eichener Walzwerk Stähler GmbH. Später kamen viele weitere Produkte hinzu, beispielsweise der Waschautomat „Constructa“, Fässer, Blechtrommeln, Kannen bis hin zu den heute nach wie vor bekannten Wohnraum-Dachfenstern.
1964 wurde dann in Großbritannien das erste Edelstahlkeg für die Getränkeindustrie entwickelt, das die Zukunft der BLEFA maßgeblich beeinflussen sollte. Vier Jahre später wurden die ersten Kegs in Kreuztal hergestellt. 1974 startete die Serienfertigung tiefgezogener Edelstahlkegs, damals noch parallel zu anderen Produkten. Im Jahre 1990 wurde die Produktion schließlich komplett auf die Herstellung von Edelstahlkegs umgestellt.
Seit der Gründung im Jahr 1896 war die BLEFA immer Teil einer Gesamtunternehmung. Aufgrund von Umstrukturierungsmaßnahmen kam es regelmäßig zu Eigentümerwechseln, zum Beispiel die Eingliederung in den Hoesch-Konzern und anschließend in die Friedrich-Krupp Hoesch AG.
Der letzte größere Wechsel vollzog sich im Jahre 1995, als der Franke-Konzern aus Aarburg in der Schweiz das Unternehmen erwarb. In den Folgejahren hat der neue Eigentümer alle Kegaktivitäten in Kreuztal konsolidiert und ein umfangreiches Know-How in der Fertigung von tiefgezogenen Edelstahlkegs aufgebaut. Beständige Produktqualität, ein umfangreiches Wissen und ein leistungsfähiges Servicenetzwerk sorgten schließlich dafür, dass sich die BLEFA unter der Firmierung „Franke BLEFA“ einen renommierten Namen in der Getränkeindustrie erarbeiten konnte.
Im Zuge einer Reorganisation innerhalb des Franke-Konzerns wurde 2016 entschieden, Franke BLEFA auszugliedern und direkt der Artemis-Holding zu unterstellen. Im Grunde genommen hat sich dadurch für die BLEFA nicht viel verändert, denn Artemis ist wiederum der Eigentümer des Franke-Konzerns.
„Für unsere Kunden wie auch für die Lieferanten bleibt also Vieles gleich. Das gilt für die Ansprechpartner, das Produkt und die versprochene Qualität. Einzig der Name hat sich geändert“, so Jörg Roeder. Nach 120 Jahren schließt sich der Kreis: aus Franke BLEFA wird wieder die BLEFA, ein Siegerländer Unternehmen mit langjähriger Tradition.
Dass praktisch keine Holzfässer mehr zur Lagerung von Bier genutzt wird, dürfte zwar jedem klar sein, aber über die genaue Lagerung machen sich wohl die wenigsten oft Gedanken. Sehr interessant mal zu sehen, wie solche Kegs hergestellt werden und dann auch noch in Deutschland.