Montageauftrag aus der Region verlagert

Dieser 140 Tonnen schwere Zangenträger konnte bei DDS nicht montiert werden, weil der Abtransport nicht möglich war.

Es ist eine mächtige Konstruktion, an der das Firmenlogo des Siegener Unternehmens Dango & Dienenthal Maschinenbau GmbH (kurz: DDS) befestigt ist: der Schmiedemanipulator. Mit seiner Zange, einer Art riesigem Greifarm, können große Werkstücke in einer Schmiede bewegt werden. Der stärkste Schmiedemanipulator der Welt arbeitet bereits seit 2011 in Luoyang, China. Ein weiteres schienengebundenes Gerät dieser Art mit einem Gesamtgewicht von rund 1000 t wird derzeit in Südkorea gebaut. Das Element, in dem die Zange sitzt, der so genannte Zangenträger, sollte vor einigen Wochen in Siegen montiert werden. Aber daraus wurde nichts. „Die Einzelteile für die 140 t schwere Baugruppe waren bereits zu uns transportiert worden, aber es zeigte sich, dass wir keine Genehmigung für den Abtransport nach Bonn, bzw. Andernach bekommen würden, um schließlich zu einem Nordseehafen zu gelangen. Es gibt auf den Strecken einfach zu viele statische Probleme in Folge von Schäden an Straßen und Brücken“, erläutert Geschäftsführer Arno Dienenthal.

Auch in diesem Fall hatte die beauftragte Spedition im Vorfeld bei der zuständigen Behörde Testanträge auf Genehmigung des Schwertransportes mit einem Gesamtgewicht von 211 t. gestellt. Erste Hiobsbotschaften kamen aus Rheinland-Pfalz wegen Problemen auf zwei Bundesstraßen. Anschließend erhielt die Spedition den Hinweis auf Schäden an der L719 in Deuz und am Ende eine Ablehnung durch den Landesbetrieb Straßenbau NRW wegen statischer Probleme an der HTS-Talbrücke Weidenau und der Hangbrücke Eichenhang sowie vier weiterer Stellen außerhalb der Region. Selbst eine Beantragung mit einem leicht reduzierten Gewicht scheiterte an den beiden Brücken im Siegerland.

Geschäftsführer Rainer Dango: „Wir mussten schnell eine Entscheidung treffen. Die Einzelteile in Siegen zu montieren, hätte keinen Sinn gemacht. Deshalb wurden sie nach IJmuiden in den Niederlanden gebracht, wo sie in direkter Nähen zum Hafen zusammengebaut werden konnten.“ Von hier aus konnte der komplette Zangenträger nach Südkorea transportiert werden, wo er in besagten Schmiedemanipulator eingebaut wird. Möglich war die fristgerechte Auftragsausführung nur, weil DDS in Kontakt zu einem Montageunternehmen stand, das mit der Montage in den Niederlanden einspringen konnte. Dem Unternehmen DDS seien so Mehrkosten von rund 40.000 € entstanden, so Dango. Die verlorengegangene Wertschöpfung für die Region schätzt er in diesem Fall zusätzlich auf mindestens 30.000 €.

Dabei ist dies nicht das erste Mal und es wird nicht der letzte Fall bleiben: „Es ist bitter, dass die alleinige Ursache hierfür der Zustand ist, den unsere Straßen mittlerweile aufweisen“, betont Dienenthal. Nicht hilfreich seien zudem das nach wie vor bürokratische Genehmigungsprozedere und die unzureichenden Informationen über Baustellen.

Das 1865 als Nichteisenmetallgießerei gegründete Familienunternehmen ist heute im Sondermaschinenbau weltweit erfolgreich und unterhält weitere Standorte unter anderem in Südafrika, Japan, USA und Indien. Mit seinem Knowhow und seiner hohen Zuverlässigkeit in der Auftragsbearbeitung hat sich das Unternehmen international einen guten Namen gemacht.

In den maroden Straßen am Heimatstandort sieht das Unternehmen einen großen Standortnachteil, der immer spürbarer wird. „Das ist kein Einzelfall, sondern ein strukturelles Problem, das sich in unserer Region für viele Betriebe besonders schwerwiegend auswirkt“, meint Klaus Gräbener. Der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK) verweist auf rund 1.800 Großraum- und Schwertransporte pro Jahr im IHK-Bezirk. Jahrzehntelang seien Investitionen für den Erhalt von Straßen und Brücken durch Bund und Land ausgeblieben. Jetzt sei die Instandsetzung teuer und langwierig. „Ausgetragen wird dies auf dem Rücken unserer meist mittelständischen Betriebe, die sich in der Zwischenzeit irgendwie behelfen müssen.“ Das Beispiel des Zangenträgers der Dango & Dienenthal Maschinenbau GmbH zeige, wie unmittelbar sich die Straßenprobleme mittlerweile auswirkten. Gräbener: „Heute geht es um eine verlorene Wertschöpfung, morgen um Arbeitsplätze und am Ende möglicherweise um den Standort!“

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