Mit Schwung ins neue Jahr: Konjunktur nimmt Fahrt auf

„Die Wirtschaft in der Region geht mit viel Schwung ins neue Jahr. Vor allen Dingen die Erwartungen für die nächsten Monate fallen auf breiter Front positiv aus“, so fasst IHK-Präsident Klaus Vetter die Ergebnisse der jüngsten Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK) zusammen, an der sich knapp 600 Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungen der Kreise Siegen-Wittgenstein und Olpe beteiligt haben.

Auf der Basis einer gegenüber dem Herbst deutlich besseren Beurteilung der aktuellen Geschäftslage sind die Unternehmen für die kommenden Monate sehr zuversichtlich. Über 90 Prozent aller Befragten erwarten künftig bessere oder zumindest gleich gute Geschäfte. Nur 9 Prozent blicken dagegen eher skeptisch nach vorne. Nicht ganz so gut ist die Lagebeurteilung. Über 87 Prozent beschreiben ihre aktuelle Geschäftslage als gut oder befriedigend. Das ist nur ein Prozentpunkt mehr als noch im September 2013. 13 Prozent der Befragten sind mit ihrer aktuellen Geschäftslage nicht zufrieden.

Im Ergebnis steigt der Konjunkturklimaindex, der Lagebeurteilungen und Erwartungen der Unternehmen zusammenfasst, von 115 auf nun 122 Punkte. Er erreicht damit fast den letzten Höchstwert vom Januar 2011 mit 123 Punkten.

„Besonders erfreulich an diesem Gesamtbild ist“, so IHK-Hauptgeschäftsführer Mockenhaupt, „dass sich nach einer allzu langen Phase der starken Zurückhaltung die Investitionsbremse offenbar etwas lockert“. Im Saldo wollen deutlich mehr Unternehmen ihre Investitionsausgaben im Inland erhöhen als noch im Herbst. Auch die Beschäftigungsperspektiven sind erfreulich. Über alle Branchen hinweg planen 21 Prozent der Befragten die Beschäftigung auszubauen. 70 Prozent wollen sie konstant halten und unter 10 Prozent rechnen mit Beschäftigungsproblemen.

Die weitere Entwicklung ist allerdings nicht frei von Risiken, ökonomischen wie politischen. Insbesondere die von der neuen Regierung in Angriff genommenen Vorhaben beim Mindestlohn, dem Rentenpaket und der Rückregulierungen bei der Zeitarbeit betrachten die Unternehmen mit Skepsis. Die bisherigen Beschäftigungserfolge und die im Grunde positive Aussicht auf einen weiteren Stellenausbau könnten damit aufs Spiel gesetzt werden.

„Da die deutsche und vor allem die regionale Industrie wieder mehr im Export punkten will, darf die Politik die internationale Wettbewerbsfähigkeit nicht gefährden. Zu allererst gilt es dafür die steigenden Energiekosten in den Griff zu bekommen“, unterstreicht Präsident Klaus Th. Vetter. Besonders die kletternden Strompreise werden als Risiko für die weitere Entwicklung gesehen. Die Ankündigung der Neuausrichtung der Energiewende wird daher begrüßt. An einer schnellen und nachhaltigen Entlastung bei den Stromkosten haben die Betriebe allerdings Zweifel.

Der Euroschuldenkrise sind zwar offensichtlich die gröbsten Zähne gezogen, vorbei ist sie aber längst noch nicht. Die Reformansätze in einigen europäischen Ländern zeigen erste positive Wirkungen, müssen aber fortgesetzt werden. Falsch ist der Ansatz, das Gefälle zwischen den EU-Ländern dadurch zu beseitigen, dass man dem Leistungsstarken einen Klotz – zum Beispiel in Form einer übermäßigen Erhöhung der Lohnstückkosten – ans Bein bindet, damit er nicht mehr so erfolgreich ist.

Mit Sorge blicken die Unternehmen auf die Finanzsituation der Kommunen. Aus zweierlei Gründen: Zum einen reduziert die finanzielle Auszehrung die Möglichkeit der Städte und Gemeinden, die kommunale Infrastruktur in Ordnung zu halten. Das ist zur Sicherung der Standortqualität notwendig. Zu anderen befürchten die Unternehmen dass die Kommunen in ihrer Not zum Instrument der Steuererhöhung greifen. Das ist keine gute Perspektive für die Kostensituation der Betriebe.

Mit 35 Prozent melden wieder deutlich mehr Industriebetriebe eine gute Lage und mit 14 Prozent spürbar weniger eine schlechte. Die Produktionsauslastung liegt in etwa so hoch wie im Herbst 2013. Noch läuft es aber nicht in allen Industriebranchen rund. Das gilt insbesondere für die zwar zahlenmäßig kleine, aber beschäftigungsstarke Gruppe der Hersteller von Maschinen- und Anlagen für die Stahlerzeugung. Diese Unternehmen sind überdies intensiv in die regionale Wertschöpfungskette eingebunden, so dass deren wirtschaftliche Lage weit in der Region streut.

Dass es noch nicht überall rund läuft und die Kosten drücken zeigt auch der Anteil von 27 Prozent der Firmen mit Ertragseinbußen. Nur 24 Prozent erzielten hier Steigerungen. Dafür werden im Saldo zunehmende Auftragseingänge aus dem In- und Ausland gemeldet. Knapp ein Drittel aller Industrieunternehmen erwartet so künftig bessere Geschäfte, nur 11 Prozent schlechtere. Analog dazu steigt die Investitionsneigung deutlich an.

44 Prozent der Baubetriebe stufen die Lage gut ein, nur 6 Prozent schlecht. Der bisher eher milde Winter schränkt kaum ein: Fast zwei Drittel der Branche sind zu über 70 Prozent ausgelastet. Drei Viertel haben zufriedenstellende bis volle Auftragsbücher. Im 2. Halbjahr 2013 zog der regionale Bauumsatz stark an. Der Großteil der Bauunternehmen baut auf künftig stabile Geschäfte, 19 Prozent erwarten Steigerungen. Nur 9 Prozent sind skeptisch.

Mehr als jeder vierte Einzelhändler meldet zu Jahresbeginn eine gute Lage, 19 Prozent eine schlechte. Letzteres sagten im Herbst 2013 noch 23 Prozent. Nicht alle Einzelhandelsbranchen sind zufrieden: Winterware ist „ohne Winter“ schlecht gelaufen und geht nur mit hohen Rabatten raus. Auch im Kfz-Handel herrscht bisher Kaufflaute. Allgemein sind die Rahmenbedingungen für den privaten Verbrauch gut. 27 Prozent der Einzelhändler setzten so auf künftig bessere Geschäfte, nur 11 Prozent fürchten Einbußen.

Deutlich über ein Drittel der Großhändler gibt eine gute Lage an, nur 12 Prozent eine schlechte. Sowohl der konsumnahe als auch der produktionsnahe Bereich registriert Steigerungen. Besonders Letzterer ist für die nahe Zukunft positiv gestimmt. Im gesamten Großhandel gehen mit 41 Prozent deutlich mehr der Betriebe von Zuwächsen aus als zuvor. Nur 6 Prozent sind skeptisch. 41 Prozent der regionalen Dienstleister stufen die Lage „gut“ ein, nur 8 Prozent „schlecht“. Positive Stimmen kommen vor allem von den unternehmensnahen und den sonstigen Dienstleistungen. Das Verkehrsgewerbe urteilt zurückhaltender, setzt aber künftig auf deutliche Steigerungen. Fast ein Drittel aller Dienstleister erwartet bessere Geschäfte in den kommenden Monaten, nur 6 Prozent schlechtere.

Der regionale Arbeitsmarkt bleibt erfreulich stabil: Im Januar 2014 ist die Arbeitslosenquote mit 5,7 Prozent saisonbedingt geringfügig angestiegen. Sie liegt nur 0,2 Prozentpunkte über dem Vorjahr. Zudem wollen die regionalen Unternehmen wieder mehr Mitarbeiter einstellen: Über ein Fünftel plant in 2014 mit Aufstockungen. Im Großhandel, bei den Dienstleistern und in der Industrie sind es sogar noch mehr.

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