Machtwechsel in den USA – eine Chance für die Wirtschaft?

In der Monatsfrage "November" haben die Arbeitgeberverbände Siegen-Wittgenstein ihre Mitgliedsunternehmen zur Präsidentenwahl in den USA befragt.

Amerika hat gewählt. Donald Trump hat die Wahl verloren, Joe Biden wird der neue Präsident heißen. Was bedeutet das für die Wirtschaft? Welche Auswirkungen hat der Führungswechsel an der Spitze der USA auf die internationalen Handelsbeziehungen?

„Für die langfristige wirtschaftliche Entwicklung ist der Wahlsieg von Joe Biden für Deutschland, Europa und die Weltwirtschaft eine gute Nachricht. Es ist zu erwarten, dass es zu einem Neustart der transatlantischen Beziehungen kommt mit neuer Kooperationsbereitschaft und mehr Respekt vor heimischen und internationalen Institutionen“, sagt Prof. Gabriel Felbermayr, Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft. Felbermayr ist auch der Meinung, dass von Biden weniger Unilateralismus zu erwarten ist. Weiterhin vertritt der IfW-Präsident die Ansicht, dass von Joe Biden „mehr Bereitschaft, gemeinsam mit anderen Ländern Koalitionen einzugehen“, zu erwarten ist. Das würde Berechenbarkeit schaffen, Unsicherheit verringern und damit den weltwirtschaftlichen Wohlstand fördern.

In Siegen-Wittgenstein gibt es ähnliche Auffassungen, wie die von Prof. Felbermayr. Das ergab jetzt eine Umfrage der Arbeitgeberverbände Siegen-Wittgenstein. Mitgliedsunternehmen sind in der Monatsfrage „November“ danach gefragt worden, welche Erwartungen sie an die neue amerikanische Administration haben. Jeder zweite Befragte gab an, dass der Führungswechsel an der Spitze der USA zu weniger Konfrontationen, dafür aber mehr Kooperationen führen wird. So wurden u.a. Schlagworte wie „Überwindung der Abschattungspolitik“, „bessere Koordination gemeinsamer Ziele“, „Partnerschaflichkeit“, „konstruktivere internationale Zusammenarbeit“ und „Minderung der weltweiten Streitigkeiten“ genannt.

In Bezug auf die Handelspolitik war ein Umfrageteilnehmer der Auffassung, dass die internationalen Handelsbeziehungen schwierig bleiben würden, sich aber leicht verbessern könnten. Diese Ansicht teilt auch Ökonom Gabriel Felbermayr. Er geht davon aus, dass die Spannungen auch unter Joe Biden nicht schnell enden werden oder dass es „gar zu einem umfassenden Freihandelsabkommen mit der EU kommt“. So sei davon auszugehen, dass Joe Biden – genauso wie Donald Trump – die „Handelsüberschüsse anderer kritisieren und mit Zollinstrumenten hantieren“ wird. Felbermayr glaubt daher weiterhin, dass auch für Joe Biden die „America first“-Politik gelten wird.
Ein Viertel der Befragten ist jedoch anderer Meinung und geht davon aus, dass sich die Handelsbeziehungen in den USA durch den Machtwechsel verbessern werden. So sind Schlagworte, wie „bessere Handelsbeziehungen mit den USA“ und „Stabilität der Außenhandelsbeziehungen“ genannt worden.

Das Thema Zölle war ebenfalls ein Schlagwort, das von den Umfrageteilnehmern der Monatsfrage genannt wurde. An dieser Stelle waren sich die Beteiligten aber uneins. So war ein Teilnehmer der Ansicht, dass Strafzölle künftig beseitigt werden können, ein anderer Teilnehmer war hingegen der Auffassung, dass es „Anti-Dumping Zölle“ gegen China geben wird.

In der Klimapolitik ist unter Präsident Joe Biden denkbar, dass er die USA wieder ins Pariser Klimaabkommen zurückführen wird. „Nachhaltigkeit (Umwelt)“ und „mehr Klimaschutz“ waren an dieser Stelle Schlagworte, die von 20 Prozent der Befragten als besonders wichtig für ihr Unternehmen angesehen worden.

Insgesamt ist davon auszugehen, dass es nach dem Sieg von Joe Biden bei der US-Präsidentenwahl einen Kurswechsel in der Handelspolitik der Vereinigten Staaten geben wird und es idealerweise zu weniger einseitigen Entscheidungen kommen wird. Das zeigen auch die Ergebnisse der Monatsfrage November, indem jeder zweite Umfrageteilnehmer positive Schlagworte, wie zum Beispiel „Zurück zur Normalität und zum Anstand“, „Game is over“, „alles wird gut“ oder „Der Wahlausgang wird der Wirtschaft einen Schub verleihen“ nannte.

Text: Julia Förster; Foto: Pixabay

Kommentar hinterlassen zu "Machtwechsel in den USA – eine Chance für die Wirtschaft?"

Hinterlasse einen Kommentar

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.