„Keep on Rolling“ für mehr Elektromobilität

Im Bild ein Achenbach OPTIMILL® Aluminiumfolienwalzwerk der Achenbach Buschhütten GmbH & Co. KG.

Die enorme Nachfrage nach leistungsfähigen Lithium-Ionen-Batterien er­klärt sich allem voran aus dem Megatrend Elektromobilität: Elektroautos bzw. Hybrid-Fahrzeuge haben sich vom Status als ‚Nischenfahrzeug für Idealisten‘ befreit: Die Zulassungszahlen sind in allen Industrieländern der Welt stark steigend, und ihre Vorzüge er­schließen sich dem Verbraucher mehr und mehr. Grundvoraussetzungen für die Durchsetzung der Elektromobilität sind natürlich eine entsprechende Ladeinfrastruktur im Land sowie die Bereitschaft der Menschen, insbesondere im Stadtverkehr einen Beitrag zum Klimaschutz leisten zu wollen. Zudem arbeiten immer mehr sogenannte ‚Power-Tools‘ des täglichen Lebens wie Laptop, Staubsauger, Rasenmäher oder Akkuschrauber mit leistungsfähigen Lithium-Ionen-Batterien, und auch bei industriellen Anwendungen wie dem Betrieb von Gabelstaplern oder Drohnen kommen diese Art Batterien vermehrt zum Einsatz.

Im Bild: Coils mit Batteriefolien für die Herstellung von Lithium-Ionen Zellen.

Stellt sich die Frage, was das Maschinen- und Anlagenbauunternehmen Achenbach Buschhütten damit zu tun hat? Viel, wenn auch vergleichsweise indirekt: Unabhängig von der Bauform der Lithium-Ionen-Batterien mit zylindrischen, prismatischen oder sog. Pouch-Zellen gehört die Fertigung von Anode und Kathode zu den wichtigen Prozessschritten in der Batterie-Produktion. Dabei beinhaltet der Herstellungsprozess der Ka­thode die Aufbringung von aktivem Material wie beispielsweise Lithium-Nickel-Mangan-Kobaltoxid auf dünnste, im letzten Walzstich einlagig gewalzte Aluminiumfolie der Stärke 10µm (= 0,010 mm) bis maximal 12 µm.

Dass dies eine technologische Herausforderung ist, wird deutlich, wenn man sich die übliche Produktionspraxis dünnster Aluminiumfolien vor Augen führt: Für hauchdünne Aluminiumfolien von ca. 6 µm Stärke, wie sie unter anderem als Schutzschicht in Verbundverpackungen wie beispielsweise Milchtüten zum Einsatz kommt, wird die Folie im letzten Walzstich gedoppelt und nach dem letzten Herunterwalzen wieder separiert; das erklärt auch die Tatsache einer glänzenden und einer matten Seite der bekannten Haushaltsfolie. Die Antwort auf die eingangs gestellte Frage lautet: Immer wenn es um die hocheffiziente Produktion dünnster Aluminiumfolien geht, kommt Achenbach Buschhütten ins Spiel

Cho Hyuncheol (links), President & CEO, Lotte Aluminium, mit André E. Barten, Geschäfts­führender Gesellschafter, Achenbach Buschhütten.

Der Spezialist und Weltmarktführer für Aluminium-Folienwalzwerke und Folienschneidmaschinen aus Kreuztal-Buschhütten, hat von Lotte Aluminium, einem großen Tochterunternehmen des multinationalen Lotte-Konzerns und fünftgrößten koreanischen Unternehmen, den Auftrag er­halten, in Ungarn ein neues Werk ‚auf der grünen Wiese‘ zu erstellen, um dünnste Aluminiumfolie als sensibles Trägermaterial für Lithium-Ionen-Batterien hochproduktiv herzustellen. In der ersten Ausbaustufe umfasst der Liefer- und Leistungsumfang den Bau und die Inbetriebnahme von drei OPTIMILL-Folienwalzwerken, die steuer- und regelungstechnisch mit OPTIROLL automatisiert sind. Die Weiterverarbeitung des Vormaterials für die Batteriezellenfabrikation erfolgt mit zwei SepaSlit-Aluminiumseparatoren, die das hochpräzise Schneiden der sensiblen Batteriefolien übernehmen. Zum Vergleich: Die geplante Jahresproduktion wird ausreichen, um 500.000 reine Elektroautos pro Jahr und entsprechend mehr mit Hybrid-Antrieb ausrüsten zu können

Bei dieser visionären Großinvestition handelt es sich um die erste neue Aluminiumfolien-Produktionsstätte diesen Ausmaßes in Europa seit Jahrzehnten. Im Vorfeld der Auftragserteilung hatte Achenbach Lotte bei der Planung in Layout und Technik des neuen Werkes bereits intensiv beraten, die Sicherstellung eines optimalen Material- und Werkflusskonzept bei maximaler Automatisierung dabei stets im Blick. Der Vertrauensvorschuss, den Lotte Aluminium Achenbach als Anlagenlieferant für nahezu den gesamten Maschinenpark ge­währt, ist enorm. André E. Barten, Vorsitzender der Ge­schäftsführung, dazu: „Der integrative Lösungsansatz von Achenbach ist sowohl Benchmark als auch Blaupause für eine Batteriefolienproduktion, die höchsten Qualitätsansprüchen genügt sowie größte Produktivität gewährleistet. Die neue Aluminiumfolien-Produktionsstätte mit Fokus auf Batteriefolie in Ungarn hat alle Chancen, strategisch, konzeptionell sowie technisch ein ‚Leuchtturmprojekt‘ zu werden und findet bereits jetzt weltweit Beachtung.”

Konkret war es die Kombination aus technischer Expertise und jahrzehntelanger Er­fahrung im Walzwerkbau zur Produktion dünnster Folien, die ausschlaggebend waren. Anlagen von Achenbach sind mit Konstruktion, Fertigung und Vormontage sowie begleitenden Funktionstests ein echtes Stück ‚Made in Germany‘. Zu den Technologiekomponenten mit Alleinstellungscharakter zählen neben der Walzwerkautomatisierung auch die verfahrenstechnischen Anlagen, die Abluftreinigung, Walzölfeinstfiltration und Walzölrektifikation im geschlossenen Kreislauf ökologisch und ökonomisch hocheffizient übernehmen; weltweit gültige Umweltschutzbestimmungen werden dabei zuverlässig erfüllt. Sehr attraktiv für den Kunden war auch die neue Achenbach OPTILINK® Technologie, die Big Data-Anwendungen von ho­hem Kundennutzen hervorgebracht hat. Hierzu zählt im besonderen Maße die cloudbasierte IoT-Plattform zur maschinenübergreifenden Vernetzung der einzelnen Wertschöpfungsstufen. Diese Plattform erlaubt es dem Kunden als Anlagenbetreiber, seine aktuelle Produktion in Quantität und Qualität zu jedem Zeitpunkt und an jedem Ort der Welt überblicken und steuern zu können.

Nicht zuletzt spielen die Zufriedenheit mit dem Lieferanten sowie persönliche Be­ziehungen bei solch weitreichenden Investitionsentscheidungen eine große Rolle; sie begründen die entsprechende Vertrauensbasis. So hat Lotte Aluminium das erste Fo­lienwalzwerk für sein koreanisches Werk in Ansan vor 25 Jahren gekauft, und das neueste Achenbach OPTIMILL® Folienwalzwerk soll noch 2020 in Betrieb gehen. Auch dieses Walzwerk wird sowohl einlagig gewalzte Batteriefolie als auch doppelt gewalzte Aluminiumfolie mit Folienstärken bis an 2 x 5,5 µm (0,0055 mm) hochproduktiv und in bester Qualität herstellen. Darüber hinaus wird eine neue Folienschneidmaschine Achenbach OPTIFOIL® LightSlit® im Werk in Ansan das hochpräzise Schneiden der Folie übernehmen.

Die Nachfrage nach Achenbach-Anlagen zur Batteriefolienproduktion war bis zu Beginn dieses Jahres hoch und kontinuierlich steigend. Einige interessante Aufträge wurden letztes Jahr akquiriert, die sich jetzt in der Abwicklung befinden. Aktuell laufen Fertigung und Montage am Standort Buschhütten deshalb noch auf Hochtouren, um die zugesagten Liefertermine einhalten zu können. Doch das Bild trügt.

Sebastian Groos, Geschäftsführer, Achenbach Buschhütten

Dazu Achenbach-Geschäftsführer Sebastian Groos: „Trotz Covid-19-Pandemie und den innerbetrieblichen Schutzmaß­nahmen haben wir es bis jetzt geschafft, unsere betriebliche Leistung auf einem sehr hohen Niveau zu halten. Aber auch wir bekommen vermehrt Probleme in den Logistik- und Zulieferketten, wenn auch vergleichsweise begrenzt. Dabei sehen wir uns in Anbetracht der Corona-Pandemie und ihren wirtschaftlichen Folgen einmal mehr in unserer Entscheidung bestätigt, Fertigung und Montage wider den allgemeinen Trend in den letzten Jahren konsequent ausgebaut zu haben. Das kommt uns jetzt zu Gute, denn wir haben da­durch nicht nur höhere Flexibilität und Know-how-Schutz erreicht, sondern sind auch unabhängiger von globalen Lieferketten geworden.“

Das Problem für Achenbach liegt derzeit weniger in einer zu geringen Nachfrage; vielmehr sind es die geschlossenen Grenzen, die die Ge­schäftstätigkeit derzeit beeinträchtigen. Hinzu kommt, dass die Achenbach-Baustellen zur Vor-Ort-Montage und Inbetriebnahme der Achenbach-Anlagen weltweit nun schon seit zwei Monaten nahezu ge­samthaft ruhen. Die hochqualifizierten Spezialisten, die dort erforderlich sind, sind seit An­fang März wieder zuhause. Ferner können wichtige und dringliche persönliche Projektbesprechungen zur Akquise oder Verhandlung neuer Aufträge nicht geführt werden.

Zweifellos hat die Pandemie als ein in all ihren Merkmalen echt disruptiver Prozess die Digitalisierung weiter vorangetrieben. „Interessant ist es“, so Dr. Gabriele Barten, Marketingleiterin bei Achenbach, „dass sich in dieser Ausnahmesituation zwangsläufig die Möglichkeiten der virtuellen Kommunikation auf breiter Basis erschließen; Corona ist sozusagen ein Akzelerator für den Digitalisierungsprozess. Gleichzeitig werden aber auch die Grenzen der virtuellen Kom­munikation deutlich: Face-to-face-Begegnungen werden – und das nicht nur bei Achenbach – auch weiterhin unersetzlich sein, wenn es darum geht, Vertrauen aufzubauen, beispielsweise wichtige Auftragsverhandlungen zu führen, technische Überzeugungsarbeit zu leisten oder anspruchsvolle Inbetriebnahmen durchzuführen sind. Für reine Abstimmungsgespräche hingegen bietet sich die virtuelle Kommunikation als ressourcensparende Alternative an, und das durchaus auch in ‚Nach-Corona-Zeiten‘. Damit geht es also weniger um ein ‚Entweder-oder‘, sondern um ein ‚Sowohl-als-auch‘ von persönlicher und virtueller Kommunikation. So gesehen werden wir in Zukunft vielleicht noch einfacher und effizienter zusammenarbeiten und die in unserem Fall bei Achenbach große Reisetätigkeit ein wenig reduzieren können.“ Und dennoch hofft man bei Achenbach auf das baldige und dauerhafte Abebben der Pandemie und die Öffnung der Grenzen, um die weltweite Geschäftstätigkeit im vollen Umfang wieder aufnehmen zu können.

Bilder und Infos: Achenbach Buschhütten GmbH & Co. KG

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