Integration von Flüchtlingen: Herausforderung und Chance zugleich

Horst-Werner Maier-Hunke ist Geschäftsführer DURABLE Hunke & Jochheim GmbH & Co. KG sowie Ehrenpräsident von unternehmer nrw und METALL NRW.

In den letzten Jahren ist die Zahl der geflüchteten Menschen deutlich angestiegen. Auch wenn der Zustrom zur Zeit wieder abgeflaut ist, bleibt doch die entscheidende Frage: Wie gelingt es uns, diese Menschen zu integrieren? Gerade wir in NRW wissen was Zuwanderung bedeutet, denn sie prägt unser Land schon seit langem. Der Blick zurück zeigt: Integration kann gelingen und bereichert unsere Gesellschaft. Klar ist aber auch: Integration ist kein Selbstläufer, sondern braucht klare Regeln, gute Rahmenbedingungen und intensive Anstrengungen auf allen Seiten. Die beste Integration der Flüchtlinge in die Gesellschaft ist ihre Integration in Ausbildung und Beschäftigung. Denn Arbeit ist Grundlage für ein selbstbestimmtes Leben und finanzielle Unabhängigkeit. Arbeit schafft Perspektiven in unserem Land und ist auch Schlüssel für soziale Kontakte.

Praxiserfahrung ist für Flüchtlinge genauso wichtig wie Sprach- und Integrationskurse. Hierfür leistet die nordrhein-westfälische Wirtschaft viel: Unternehmen bieten Hospitationen und Praktika an, bereiten Flüchtlinge auf Ausbildung vor oder qualifizieren gezielt für Arbeitsplätze. Sie arbeiten mit Lehrwerkstätten und kooperieren mit Bildungseinrichtungen, um Flüchtlingen eine berufliche Perspektive in Deutschland zu geben. Und das Engagement geht an vielen Stellen darüber hinaus, etwa wenn Flüchtlinge mit Sprachkursen, bei der Wohnungssuche oder Behördengängen unterstützt werden.

Die Unternehmer in NRW sind sich dabei ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst. Gleichzeitig ist aber auch Eigennutz dabei – und das ist legitim: Die Flüchtlinge werden die zunehmenden Fachkräfteengpässe bei den Unternehmen zwar kurzfristig nicht beheben, aber sie können ihnen zumindest in Teilen entgegen wirken.

Damit Integration durch Arbeit gelingt, müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Erfreulich ist daher, dass es hier in den letzten Monaten deutliche Verbesserungen gab. Ein Beispiel ist die so genannte „3+2-Regelung“, mit der Geduldete für die Zeit der Ausbildung und weitere zwei Jahre Beschäftigung nun rechtssicher in Deutschland bleiben dürfen. Ein weiterer Schritt in die richtige Richtung war es, die Vorrangprüfung in den meisten Bezirken der Agenturen für Arbeit befristet auszusetzen.

Trotzdem gibt es noch Verbesserungsbedarf. Denn viele Unternehmen, die Flüchtlinge qualifizieren oder beschäftigen wollen, erleben weiterhin zu lange Asylverfahren, bürokratische Hürden und unübersichtliche Zuständigkeiten. Auch müssen bei vielen Flüchtlingen nicht nur die Sprachbarrieren, sondern auch elementare Bildungslücken überwunden werden. Bildungsangebote, gerade solche die Grundbildung vermitteln, fehlen jedoch häufig oder haben zu hohe Zugangsbeschränkungen. Konkret sollte beispielsweise die Berufsschulpflicht für Flüchtlinge bis 25 Jahre verlängert und Integrations- und Sprachkurse ausgebaut werden. Hinzu kommen müssen etwa auch schnellere Asylverfahren und die vollständige Abschaffung der Vorrangprüfung und des Beschäftigungsverbots in der Zeitarbeit.

Integration ist kein Selbstläufer und – so realistisch sollten wir sein – sie wird auch nicht von heute auf morgen gelingen. Entscheidend sind Engagement und weitsichtiges Handeln. Das schließt natürlich auch die Flüchtlinge selber ein, die Integrationsbereitschaft, zum Beispiel zum Erlernen der deutschen Sprache, mitbringen müssen. Idealerweise sollte es eine „Integrationsstrategie NRW“ geben, die die vielen Angebote, Maßnahmen und Akteure sinnvoll verzahnt. Die Wirtschaft in NRW wird sich intensiv an einer solchen Strategie beteiligen und weiterhin ihren Beitrag zu einer erfolgreichen Integration leisten.

Ein Beitrag von Horst-Werner Maier-Hunke im NRW-Wirtschaftsblog „Klartext im Westen“. Horst-Werner Maier-Hunke ist Geschäftsführer DURABLE Hunke & Jochheim GmbH & Co. KG in Iserlohn  sowie Ehrenpräsident von unternehmer nrw und METALL NRW.

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