Heimische Wirtschaft hat kein Interesse an Handelskonflikt mit China

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Siegen hofft anlässlich der derzeit laufenden Verhandlungen zwischen der EU und China auf eine Beilegung des Handelskonflikts. „Eine Eskalation könnte die heimischen Betriebe empfindlich treffen“, so der zuständige Geschäftsführer Rudolf König gen. Kersting in einer Pressemitteilung. „In Einzelfällen hängt ein erheblicher Teil der Umsätze vom Funktionieren des China-Geschäfts ab“, so der IHK-Vertreter. Die IHK hatte anlässlich der von der EU für Einfuhren chinesischer Fotovoltaik-Elemente ab 6. Juni verhängten Anti-Dumping-Zölle in einer Kurzumfrage ein Meinungsbild solcher Unternehmen eingeholt, die als Exporteure oder als Importeure Geschäftsverbindungen nach China unterhalten oder in China produzieren.

Einzelne Betriebe meldeten, dass bis zur Hälfte des Unternehmensumsatzes vom China-Handel abhängt. „Das gilt sowohl für den Export, als für Handelsunternehmen, die Waren aus China einführen“, so König. „Selbst für Unternehmen, die in China eigene Fertigungsstätten unterhalten, könnte eine Verschärfung des Handelskonflikts nachteilige Folgen haben. Schon heute ist etwa die Einfuhr von Vormaterialien teilweise mit hohen Einfuhrabgaben belastet.“ Die IHK befürchtet, dass bei einer Verschärfung des Handelskonflikts wichtige Produkte der heimischen Wirtschaft betroffen sein könnten. „Wenn etwa der Automobilbereich oder weitere Teile des Handels mit Rohren einbezogen würden, würden unsere Betriebe dies spüren“, so der IHK-Vertreter.

Von den aktuell eingeführten Anti-Dumping-Zöllen auf Fotovoltaik-Elemente sind der Umfrage der IHK zufolge kaum Unternehmen direkt betroffen. „Allerdings wird das in letzter Zeit lebhafte Geschäft mit der Installation ganzer Fotovoltaik-Anlagen beim Endkunden einen Dämpfer erfahren“, so der IHK-Vertreter.

Handelsbeschränkungen mit China sind nicht neu. Der Katalog der bereits eingeleiteten oder bestehenden Anti-Dumping-Maßnahmen ist lang und für Einfuhren in die EU auf der Internetseite der Zollverwaltung (www.zoll.de) einsehbar. Noch im vergangenen Jahr hatte die EU für die Einfuhr von Geschirr, insbesondere von Porzellan, Anti-Dumping-Zölle eingeführt. „Dies hat einzelne Großhändler stark belastet“, so der IHK-Vertreter. Die Importeure chinesischer Waren sehen sich außerdem mit dem Problem konfrontiert, dass Prüfzertifikate chinesischer Organisationen in Deutschland nicht anerkannt werden und hier eine neue Bescheinigung ausgestellt werden muss. Auch das ist ein Ergebnis der IHK-Kurzumfrage.

Die Anti-Dumping-Zölle der EU auf Fotovoltaik-Elemente haben deshalb für besonderes Aufsehen gesorgt, weil sie einen bedeutenden Wirtschaftszweig Chinas betreffen. China stellt rund 65 Prozent der Weltproduktion solcher Elemente. 2011 gingen Feststellungen der EU zufolge 80 Prozent der Exporte mit einem Volumen von 21 Milliarden Euro nach Europa.

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