Deutschland im künstlichen Koma

Beim zeitlich befristeten „Lockdown light“ bleibt zum Beispiel die Gastronomie vollständig geschlossen, erlaubt sind lediglich die Lieferung und Abholung von Speisen.

Im Kampf gegen die Corona-Pandemie gilt in Deutschland ab 2. November der zeitlich befristete „Lockdown light“. Bis zum Monatsende wird das öffentliche Leben in der gesamten Bundesrepublik massiv heruntergefahren. So dürfen sich in der Öffentlichkeit nur noch zwei Haushalte und maximal zehn Personen treffen.

Die Gastronomie bleibt vollständig geschlossen, erlaubt sind lediglich die Lieferung und Abholung von Speisen. Fitnessstudios und Schwimmbäder bleiben geschlossen, Vereinssport ist untersagt und Profisport, wie zum Beispiel die Fußballbundesliga, ist nur ohne Zuschauer zulässig. Die Türen von Freizeiteinrichtungen, wie Theater, Kinos, Messen und dergleichen sind verschlossen und Unterhaltungsveranstaltungen verboten. Auch Dienstleistungen, wie Massagepraxen, Kosmetik- und Tatoo-Studios sind geschlossen, da hier der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann. Lediglich medizinisch notwendige Behandlungen sind erlaubt.

Hotels und Pensionen dürfen ihre Übernachtungsangebote nur noch für notwendige Zwecke zur Verfügung stellen, privater Tourismus ist untersagt. Aber wer möchte auch verreisen, wenn ohnehin alle Restaurants und Freizeiteinrichtungen geschlossen sind?

Einen Unterschied zum Lockdown im Frühjahr gibt es allerdings. Schulen, Kitas sowie der Einzelhandel bleiben – unter Auflagen – geöffnet. Beispielsweise sind das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes sowie das vermehrte Lüften in den Klassenräumen zur neuen Normalität für Schüler und Lehrer geworden. An Hochschulen, wie der Universität Siegen, ist man in ein sogenanntes Hybrid-Semester gestartet, indem die Veranstaltungen – abhängig von der Teilnehmerzahl, in einigen Fällen nur noch digital stattfinden, in anderen gibt es eine Kombination aus Digital- und Präsenzunterricht.

In der Industrie ist das Arbeiten – unter Berücksichtigung der geltenden Hygienevorschriften – weiterhin möglich. Unternehmen sind jedoch angehalten, Home-Office zur ermöglichen, wo es geht. Seit Monaten arbeiten daher unzählige Beschäftigte aus dem Home-Office, bei den steigenden Infektionszahlen werden diejenigen, die nur vorübergehend von Zuhause aus gearbeitet haben, sicherlich wieder zu dieser Arbeitsform zurückkehren. Schließlich haben sich Online-Meetings in vielen Fällen bewährt. Einige Firmen sind sogar kreativ geworden und haben beispielsweise digitale Inbetriebnahmen von Maschinen vollzogen oder ihre Seminare in den digitalen Raum verlegt.

Doch sind diese Maßnahmen notwendig, um dem sprunghaften Anstieg der Infektionszahlen in den letzten Wochen entgegenzuwirken? Eine Umfrage der Arbeitgeberverbände Siegen-Wittgenstein hat ergeben, dass Dreiviertel der befragten Mitgliedsunternehmen die getroffenen Maßnahmen für notwendig halten. Lediglich ein kleiner Teil der Befragten (ein Viertel) hält die Maßnahmen für nicht notwendig.

Die Frage, ob die Maßnahmen aus Sicht derer, die sich an der Umfrage beteiligt haben, sinnvoll sind, um die Verbreitung des Corona-Virus einzudämmen, kommt zum gleichen Ergebnis. Hier sind Dreiviertel der befragten Mitgliedsunternehmen der Ansicht, die Maßnahmen sind sinnvoll.

Es kann daher festgehalten werden, dass der Großteil der heimischen Betriebe die von Bund und Ländern verschärften Maßnahmen, die im November gelten, akzeptiert. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass die Unternehmen anhand  der neuen Regelungen sehen, dass die Regierung erkannt hat, wie hart die Wirtschaft von der Corona-Krise betroffen ist. So sieht eine der neuen Corona-Regeln vor, Betriebe, die von den neuen Regeln besonders betroffen sind, finanziell zu unterstützen. So sollen geschlossene Firmen bis zu 75 Prozent ihres Umsatzes aus dem Vorjahresmonat erhalten. Dafür ist ein Finanzvolumen von bis zu zehn Milliarden Euro vorgesehen. Das ist allemal gut investiertes Geld, allerdings ist mit Geld nicht alles getan. Es bleibt daher zu hoffen, dass der stille November eine Wende bringt und die Infektionszahlen wieder abflachen.

Text: Julia Förster; Foto: Pixabay

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