„Corona lässt keinen Spielraum für höhere Löhne und bezahlte Arbeitsverkürzung“

Heute (16.12.2020) beginnt der durch Corona verursachte Lockdown, der das öffentliche Leben über Weihnachten und den Jahreswechsel hinaus weitgehend einschränken wird. Die Folgen für die Wirtschaft in Siegen-Wittgenstein sind erheblich. Gleichzeitig beginnen auch die Verhandlungen der Tarifrunde 2021 in der Metall- und Elektroindustrie in Nordrhein-Westfalen. Ungeachtet der massiven Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Unternehmen in unserer Region, hat die IG Metall ein Forderungspaket geschnürt, dass weit weg ist von den wirtschaftlichen Realitäten. Das kritisiert auch der Verband der Siegerländer Metallindustriellen e.V.

Als „nicht verkraftbar für die Betriebe und unrealistisch in Zeiten der größten Wirtschaftskrise in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“ weisen deshalb die Metallarbeitgeber in Siegen-Wittgenstein die Forderung der IG Metall zurück. „Eine Lohnsteigerung mit einem Volumen von insgesamt vier Prozent geht für die Unternehmen in unserer Region über die Belastungsgrenze hinaus“, so Dr. Thorsten Doublet, Geschäftsführer des Verbandes der Siegerländer Metallindustriellen e.V. (VdSM). Auch eine Arbeitszeitverkürzung mit teilweisem Lohnausgleich lehnt er ab. „Wenn die Arbeitszeit gesenkt wird, kann man auch nur für die geleistete Arbeit zahlen. Mehr Lohn für weniger Arbeit ist in diesen wirtschaftlichen Krisenzeiten absolut unangemessen.“

Die Unternehmen in Siegen-Wittgenstein täten derzeit alles, um ihre Beschäftigten trotz der massiven Einbrüche bei Aufträgen, Produktion und Umsatz in den vergangenen Monaten an Bord zu halten. „Unsere Unternehmen kämpfen gerade um jeden Arbeitsplatz. Deshalb muss es jetzt darum gehen, als Tarifparteien Lösungen zu finden, damit die Arbeitskosten nicht weiter steigen und die Betriebe nicht weiter belastet werden. Dafür müssen auch die Gewerkschaften einen Beitrag leisten“, so Dr. Doublet weiter.

Einer Umfrage des Verbandes im Herbst zufolge seien in NRW nach wie vor 85 Prozent der Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie zum Teil massiv von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen. Zwar hätten sich die Konjunkturindikatoren zuletzt etwas aufgehellt, dennoch bleibe die wirtschaftliche Lage insgesamt schlecht. Fast zwei Drittel der Betriebe (63 Prozent) hätten gegenwärtig Kurzarbeit. Die Kapazitätsauslastung in der gesamten Industrie liege gerade mal bei 76 Prozent und damit fast zehn Prozentpunkte unter der Normalauslastung. So lange die Situation so angespannt ist, sollten alle Beteiligten in der Tarifrunde Augenmaß bewahren und keine zusätzliche Mehrbelastung draufpacken. Mit dem erst im März vereinbarten Tarifabschluss für das Jahr 2020 sei hierfür ein guter Weg vorgezeichnet.

Die Wirtschaft befindet sich nach wie vor in einer Rezession. Der Internationale Währungsfond (IWF) spricht angesichts eines weltweiten Rückgangs der Wirtschaftsleistung um 4,4 Prozent in diesem Jahr sogar von der schwersten Rezession seit der großen Depression vor 100 Jahren. Die erneut ansteigenden Infektionszahlen und der zweite Lockdown machen eine verlässliche Zukunftsplanung noch schwieriger. „Gewerkschaft und Arbeitgeber müssen sich deshalb auch für die kommende Tariflaufzeit unter Krisenbedingungen auf eine gute und tragfähige Lösung verständigen“, so Dr. Doublet abschließend.

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