Brückenschlag Südwestfalen – Ruhrgebiet

Egbert Neuhaus ist Geschäftsführender Gesellschafter der M. Westermann & Co. GmbH in Arnsberg und Vorsitzender des Unternehmensverbandes Westfalen-Mitte.

Unternehmerisches Handeln bedeutet, Potenziale zu suchen, zu identifizieren und zu entfalten, ist also stets auf die Zukunft ausgerichtet. Ein wesentliches Thema, das aktuell und auch in Zukunft die Wirtschaft und ihre Vertreter beschäftigt, ist die Stärkung des Wirtschaftsstandortes NRW. Hier müssen neue Möglichkeiten gefunden und genutzt werden, meint Egbert Neuhaus, Vorsitzender des Unternehmensverband Westfalen-Mitte, und Geschäftsführender Gesellschafter der M. Westermann & Co. GmbH, in seinem Beitrag im NRW-Wirtschaftsblog.

Und einige Möglichkeiten liegen nicht weit entfernt. Wenn man sich in der eigenen Region, Südwestfalen, und der Nachbarregion, dem Ruhrgebiet, umsieht, erkennt man Chancen der Zusammenarbeit, der Vernetzung. Ein vermeintliches Handicap der einen Region kann durch die Zusammenarbeit mit der anderen, benachbarten Region womöglich in einen Aktivposten verwandelt werden, von dem beide Regionen letztendlich profitieren. Südwestfalen und das Ruhrgebiet haben beide einen Strukturwandel vollzogen. Südwestfalen, früher der Vorgarten des Ruhrgebietes genannt, hat sich zur drittstärksten Industrieregion des Landes entwickelt. Das Ruhrgebiet, ehemals bekannt als industrielle Einheit mit rauchenden Schloten, wandelte sich zu einer hochdifferenzierten und leistungsstarken Wissenschaftsregion. Diese neuen Potenziale können und sollten in und für beide Regionen, aber auch für NRW, zur Entfaltung gebracht werden. Das Zusammenführen der neuen Kompetenzen beider Regionen stärkt weiter ihre Stärken und schwächt ihre Schwächen.

Die wirtschaftliche Stärke Südwestfalens basiert auf einem starken produzierenden Sektor mit einer flexiblen, mittelständischen Industrie. Diese Unternehmen produzieren hier oft unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit und beliefern internationale Märkte. Wirtschaftlich besonders robust wird die Region durch die breite Branchen- und Produktpalette. Von Armaturen über Bier, Leuchten und Maschinen bis zu Zement ist alles vertreten. Damit ist Südwestfalen konjunkturellen Schwankungen weit weiniger ausgesetzt, als andere Gebiete des Landes. Zudem hat sich die Fachhochschule Südwestfalen zu einem hervorragenden Wissenschaftsinstitut entwickelt, das den Austausch zu den Unternehmen der Region sehr gut organisiert. Im Ruhrgebiet ist mit seiner Vielzahl an Hochschulen eine ausgezeichnete und differenziert ausgebaute Transferlandschaft entstanden. Warum diese nicht auch nutzen? Von einer effektiven Verzahnung von Hochschulen und Unternehmen können beide Regionen profitieren.

Auch wird es in Zukunft darauf ankommen, den Absolventen der Hochschulen Perspektiven in Südwestfalen und dem Ruhrgebiet aufzuzeigen und damit die Gefahr der Abwanderung hochqualifizierter Arbeitskräfte zu reduzieren. Die Informationen über die Karrieremöglichkeiten für junge Nachwuchskräfte in den mittelständischen Unternehmen Südwestfalens und des Ruhrgebietes müssen also zielgerichteter transportiert werden.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang aber auch, dass das Gesamtpaket stimmt. Eine sichere solide berufliche Basis in einem mittelständischen Unternehmen, das Weiterbildungs- und Karrieremöglichkeiten bietet, ist für qualifizierte Arbeitnehmer von großer Bedeutung. Dazu müssen aber noch einige weitere Faktoren stimmen. Junge Menschen sind heute mobiler und flexibler. Sie möchten schnell und unkompliziert auch weitere Wege zurücklegen und zeitnah am Ziel sein. Das lässt die momentane Situation auf unseren Straßen und des öffentlichen Nahverkehrs aber kaum zu. Eingeschränkt werden dadurch insbesondere potentielle Berufspendler, die zwar prinzipiell auch eine weitere Strecke zur Arbeitsstätte in Kauf nehmen würden, aber durch den sehr hohen Zeitverlust bedingt durch Staus und unzureichende Zugverbindungen abgeschreckt werden.

Ein weiterer Schwachpunkt ist das fehlende schnelle Internet in weiten Teilen beider Regionen. Das ist ein großer Nachteil für die tägliche betriebliche Arbeit in den Unternehmen, aber auch für die Gewinnung von Nachwuchskräften. Junge Menschen legen großen Wert darauf, schnell über das Internet kommunizieren und sich informieren zu können.

Um Fachkräfte an die Regionen zu binden, sind also nicht nur die Unternehmen sondern auch die Politik gefragt. Es muss dringend in Infrastruktur investiert werden. Denn, wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen, werden die jungen Menschen auch bei guten beruflichen Perspektiven weiter abwandern. Die Zusammenarbeit von so leistungsstarken Regionen wie Ruhrgebiet und Südwestfalen ist eine große Chance dem entgegen zu wirken und NRW zu stärken.

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