Aufschwung hat Verspätung

Nur im kleinen Gang kommt derzeit im IHK-Bezirk Siegen die Konjunktur voran. Der erwartete kräftige Aufschwung verspätet sich offensichtlich etwas. Das ist das Fazit, das die Industrie- und Handelskammer (IHK) Siegen aus den Ergebnissen ihrer jüngsten Konjunkturumfrage zieht. Gründe für die niedrige Drehzahl des Konjunkturmotors gibt es einige. So ist die anhaltend schwierige Situation in wichtigen europäischen Ländern für viele exportierende Unternehmen eine nicht zu unterschätzende Hypothek. „Auch die ausgesprochen schlechten Witterungsverhältnisse in den ersten Monaten des Jahres haben ihre Spuren hinterlassen“, so IHK-Hauptgeschäftsführer Franz J. Mockenhaupt. Die anhaltende Diskussion über Steuererhöhungen, die derzeit von SPD und Bündnis 90 / DIE GRÜNEN getrieben werden, trägt nach Auffassung der IHK ebenfalls dazu bei, dass Unternehmen bei ihren Investitionsentscheidungen eher zögernd als offensiv vorgehen.

Aus all diesen Gründen bewegt sich der Konjunkturklimaindex auch nur wenig. Dabei ist bemerkenswert, dass die Unternehmen ihre aktuelle Lage nicht mehr so günstig bewerten wie noch zum Jahresanfang. Für viele war das erste Vierteljahr enttäuschend. Andererseits versprechen sich die Unternehmen aber deutlich mehr von der Zukunft. Die Erwartungen der Unternehmen sind im Vergleich zum Jahresanfang deutlich besser geworden. Insgesamt 320 Unternehmen aus den Bereichen Industrie, Handel und Dienstleistung aus den Kreisen Olpe und Siegen-Wittgenstein hatten sich an der Umfrage der IHK beteiligt. Nach 103 Punkten im Januar ist der Konjunkturindex jetzt im Frühsommer auf 106 Punkte angestiegen. Besonders kritisch ist nach Auffassung der IHK zu bewerten, dass rund ein Drittel der Unternehmen ihre Investitionsausgaben im Inland zurückführen will. Nur noch ein Fünftel möchte dagegen das Investitionsbudget ausweiten.

Zu den Ergebnissen im Einzelnen:

Der Umsatz der Industriebetriebe mit 50 und mehr Mitarbeitern fiel im ersten Quartal mit minus elf Prozent enttäuschend aus. Der Inlandsumsatz ging um zwölf Prozent, der Export um zehn Prozent zurück. Im Maschinenbau war das Minus mit 26 Prozent besonders hoch. Allerdings überzeichnet die gute Bezugsbasis des Vorjahres, als im März ein ungewöhnlich hoher Auftrag abgewickelt wurde, das Ergebnis deutlich. Denn insgesamt ist der Maschinenbau mit seiner aktuellen Lage noch ganz zufrieden. Jeder zweite Betrieb gibt an, dass er seine Lage gut beurteilt. Nur elf Prozent bewerten sie schlecht. In der gesamten Industrie ist die Produktionsauslastung noch einmal in der Spitze angestiegen. 35 Prozent der befragten Betriebe geben an, dass sie zu über 85 Prozent ausgelastet sind.

In der Branche Metallerzeugung und Metallbearbeitung ging der Umsatz um zwölf Prozent, bei den Herstellern von Metallerzeugnissen um vier Prozent zurück. Hier sind es die vielen Autozulieferer, bei denen sich Absatzschwierigkeiten niederschlagen, die die Autohersteller beim Verkauf von Kleinwagen und der unteren Mittelklasse im europäischen Fahrzeugmarkt haben. Aber auch hier gilt: Immer noch knapp ein Drittel der befragten Betriebe meldet eine gute Lage. 18 Prozent dagegen sind mit ihrer aktuellen Wirtschaftslage überhaupt nicht zufrieden.

Die Zuversicht der Industriebetriebe insgesamt drückt sich allerdings bei den Angaben zu den Auftragseingängen aus. Sowohl für das Ausland als auch für das Inland melden mehr Betriebe als noch zu Jahresbeginn steigende Tendenzen im Auftragseingang. Deswegen setzt ein Fünftel der Industriebetriebe auch auf bessere Geschäfte. Nur noch 18 Prozent befürchten Einbußen. Mehr als die Hälfte geht davon aus, dass sich die Entwicklung in den nächsten Monaten auf dem bisherigen Niveau hält.

In der Bauwirtschaft stabilisiert sich nach dem starken Wintereinbruch die Lagebeurteilung wieder etwas. Mehr als jeder zweite Baubetrieb berichtet über eine gute Geschäftslage. Für die weitere Zukunft geht mehr als ein Viertel der Bauunternehmen von Steigerungen aus. Spuren hat der lange Winter im Einzelhandel hinterlassen. Auch die Konsumlaune beurteilen die Einzelhändler eher etwas zurückhaltend. Jeder Dritte stuft die derzeitige Lage als schlecht ein. Knapp ein Viertel ist zufrieden.

Im Großhandel und im Dienstleistungssektor ist Optimismus für die weitere Entwicklung angesagt. Mehr als ein Drittel der Großhändler erwartet in den nächsten Monaten deutliche Verbesserungen ihrer Geschäfte. 71 Prozent der befragten Dienstleistungsbetriebe gehen von einer gleichbleibend positiven Entwicklung in den nächsten Monaten aus. 15 Prozent setzen sogar auf weitere Steigerungen.

Immer noch sehr robust ist der regionale Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosenquote ist im Mai 2013 mit 5,3 Prozent fast so niedrig wie im Vorjahr (5,1 Prozent). Damit ist sie in etwa genauso hoch wie im Boomjahr 2008 und in NRW die drittniedrigste aller Arbeitsagenturbezirke. In der mittelständischen Industrie sind 2012 über 1000 Arbeitsplätze entstanden. Fast zwei Drittel der Betriebe will nach eigenen Angaben die Mitarbeiterzahl auch konstant halten. In den übrigen Wirtschaftszweigen ist die Neigung neue Mitarbeiter einstellen zu wollen sogar wieder angestiegen. Insgesamt wollen über alle Branchen hinweg 16 Prozent der Unternehmen ihre Beschäftigung sogar ausbauen.

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