„Angst war noch nie ein guter Ratgeber“

Es ist wahrlich keine einfache Zeit. Das Corona-Virus verändert unser Leben mehr, als wir uns das in unseren kühnsten Träumen jemals vorstellen konnten. Die Unsicherheit in der Bevölkerung wächst und die Ängste vor einer Ansteckung ebenfalls. Daran ändern auch die jüngsten Beschlüsse der Kanzlerin und der Ministerpräsidenten der Länder nichts, ganz im Gegenteil. Im Abstand weniger Wochen wurden bislang schon immer neue Maßnahmen beschlossen und anschließend in wesentlichen Teilen von den Gerichten wieder einkassiert. Das könnte dem ab Montag geltenden erneuten Lockdown ebenso passieren. Das sorgt nicht gerade für Zuversicht in die politisch Handelnden und in die Rechtssicherheit der Maßnahmen.

Es gibt bis heute keinen Plan, kein Konzept, wie unser Land dauerhaft mit der Bedrohung durch Corona umgehen soll. Vielmehr werden wir – wenn auch zunächst nur für vier Wochen – ein weiteres Mal in einen wirtschaftlichen und sozialen Lockdown geschickt. Die Wirkung mag man am Ende an den Infektionszahlen erkennen können, aber sie wird nicht von Dauer sein. Denn das Virus bleibt. Es verschwindet ja nicht, nur weil wir ein paar Wochen zuhause bleiben. Und was dann? Steigen die Zahlen nach einer kurzen Pause erneut, gehen wir wieder in die Isolation und wieder und wieder …? Irgendwann wird dann der Punkt erreicht sein, an dem wir das wirtschaftlich und gesellschaftlich nicht mehr durchhalten.

Anstatt mit dem großen Rundumschlag alles platt zu machen, sollten die Verantwortlichen im Bund, in den Ländern und Gemeinden dafür sorgen, dass die Risikogruppen geschützt werden, aber das öffentliche Leben weitgehend normal weiter geht. Das ist aber nur dann erfolgreich, wenn man die Menschen mitnimmt, wenn man ihnen verantwortungsvolles Handeln zutraut und nicht nur Angst macht. Angst ist bekanntlich noch nie ein guter Ratgeber gewesen. Dieses Vertrauen der Regierenden in die Regierten fehlt bislang.

Corona wird uns erhalten bleiben, so wie die Grippe, gegen die wir uns einmal im Jahr impfen lassen können. Deshalb macht es auch keinen Sinn, geschützte Räume mit ausgefeilten Hygienekonzepten und guten Kontrollen zu schließen und die Menschen in die privaten Bereiche zurück zu drängen. Die häufigsten Infektionsherde waren schließlich private Feiern in Familienkreisen oder Gruppen.

Man kann sich des Eindruckes nicht erwehren, dass die politisch Verantwortlichen von Bund und Ländern mit dem Krisenmanagement nach wie vor überfordert sind und deshalb jetzt ein weiteres Mal die große Keule schwingen, um dem kleinen Virus den Garaus zu machen. Das wird aber nicht gelingen, so jedenfalls nicht. Und wenn der Schaden durch die wiederholten Lockdowns in unserer Wirtschaft und Gesellschaft deutlich größer wird, als der Schaden, den das Virus verursacht, dann wird das Wehklagen groß sein.

Ho

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