„Wir haben einen riesigen Nachholbedarf …“

Im Bild (von links): Dr. Thorsten Doublet, Geschäftsführer der Unternehmerschaft Siegen-Wittgenstein, Landtagsabgeordne-ter Henning Rehbaum und Dipl.-Ing. Jörg Dienenthal, Vorsit-zender der Unternehmerschaft Siegen-Wittgenstein.

Energieversorgung, Digitalisierung und Fachkräftesicherung stellen die heimische Wirtschaft vor enorme Herausforderungen. Um sich darüber mit einem Vertreter der nordrhein-westfälischen Regierungskoalition auszutauschen, hatte die Unternehmerschaft Siegen-Wittgenstein den wirtschaftspolitischen Sprecher der CDU-Landtags­fraktion, Henning Rehbaum, zu einer Gesprächsrunde ins Haus der Siegerländer Wirtschaft eingeladen.

Dipl.-Ing. Jörg Dienenthal, Vorsitzender des Verbandes, machte in seiner Begrüßung deutlich, dass Siegen-Wittgen­stein als Teil von Südwestfalen zur drittstärksten Industrieregion in Deutschland gehöre. In dem Zusammenhang zitierte er den ehemaligen NRW-Ministerpräsidenten und späteren Bundespräsidenten Johannes Rau: „Hier schlägt das Herz der Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen“.

„Unsere Wirtschaft ist geprägt durch zahlreiche mittelständische, familiengeführte Unternehmen, die in ihren Branchen oftmals zu den Marktführern gehören und das weltweit“, so Dienenthal weiter. „Eine Region, die zu den industriestärksten in Deutschland zählt, mit einer Topografie, wie wir sie haben, muss in ihren wirtschaftlichen und strukturpolitischen Entwicklungsmöglichkeiten aus unserer Sicht anders behandelt werden als beispielsweise das Ruhrgebiet oder andere freiflächigere Regionen in NRW. Die jetzt in die endgültige Fassung des Landesentwicklungsplanes aufgenommenen Änderungen für die Flächenausweisung im ländlichen Raum begrüßen wir daher sehr.“

Damit die wirtschaftliche Stärke auch in Zukunft gesichert bleibt, gelte es nach Auffassung Dienenthals, zahlreiche Thematiken anzugehen. Dazu zählen zum Beispiel die Ausweitung der Gewerbeflächen, der Ausbau von Breitbandverbindungen und der Bürokratieabbau. Auch die Frage, wie die Landesregierung den Ausstieg aus dem Kohlestrom kompensieren will, sei für die heimische Industrie von enormer Bedeutung.

„Wir haben einen riesigen Nachholbedarf in allen Bereichen, in denen investiert werden muss“, postulierte Henning Rehbaum gleich zu Beginn seines Vortrages. Hinzu kämen Herausforderungen wie der Brexit, die Energiewende und der Fachkräftemangel. Außerdem sei die Einhaltung der schwarzen Null ein Ziel, das sich die Koalition auf die Fahne geschrieben habe.

In punkto Infrastruktur ist es nach Auffassung des Landtagsabgeordneten von Bedeutung, dass Unternehmen auch in ländlichen Regionen Expansionsmöglichkeiten haben, um auf Dauer qualifizierte Arbeitsplätze anbieten und Fachkräfte halten zu können. Arbeitsplätze vor Ort seien wichtig – genauso wie Betriebserweiterungen.

Ebenso müsse laut Rehbaum die technische Infrastruktur als Grundlage für die Digitalisierung zügig weiter ausgebaut werden. Dadurch könnten auch viele bürokratische Vorgänge beschleunigt werden. Als Beispiel nannte er die digitale Baugenehmigung, die in seiner Heimatregion Warendorf bereits modellhaft einführt und getestet werde.

NRW sei Industrieland und Energieland zugleich, so Rehbaum. Die Unternehmen kämen nicht ohne Energie aus. Daher sei beim Kohleausstieg eine alternative Energieversorgungsstrategie notwendig. Er verwies dabei auf den Kohlekompromiss, der bis 2038 entsprechende Rahmenbedingungen schaffe.

In punkto Fachkräftemangel sei es notwendig, den Stellenwert der betrieblichen Ausbildung weiter zu stärken. Dazu beitragen sollen unter anderem günstige Azubi-Tickets oder die Rückkehr zur Meisterpflicht. Überbetriebliche Ausbildungsstätten moderner auszustatten, sei eine weitere Maßnahme, um die Ausbildung attraktiver zu machen.

Im anschließenden Meinungsaustausch sprachen die anwesenden Unternehmer vor allem die nach wie vor bestehenden Hürden bei behördlichen Genehmigungsverfahren an. Abläufe und Genehmigungszeiten seien nach wie vor viel zu lang und zu kompliziert. Dies behindere nicht nur die Entwicklung der Unternehmen in Siegen-Wittgenstein, sondern auch den dringend notwendigen Ausbau der Infrastruktur.

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