VETTER verlässt den Standort Siegen-Eiserfeld

Das neue Werk der Vetter Krantechnik GmbH in Haiger/Kalteiche. (Foto: Vetter Krantechnik GmbH)
Das neue Werk der Vetter Krantechnik GmbH in Haiger/Kalteiche. (Foto: Vetter Krantechnik GmbH)

Das neue Werk der Vetter Krantechnik GmbH in Haiger/Kalteiche. (Foto: Vetter Krantechnik GmbH)

Eine Ära geht zu Ende. Im Jahr seines 125-jährigen Bestehens verlässt das Familienunternehmen Vetter den Werksstandort in Siegen-Eiserfeld, um die jetzt komplett fertiggestellten Hallen auf der Kalteiche in Haiger zu beziehen. „Mit Wehmut im Herzen“, so Klaus Vetter, „verlassen wir den alten Standort Eiserfeld, an dem das Unternehmen Vetter 125 Jahre lang ansässig und dem Ort eng verbunden war“. Die Wiege des Unternehmens stand direkt neben dem Reinhold Forster Erbstolln. Begonnen hatte alles mit der Reparatur von „Grubengezähe“, dem Handwerkszeug der Bergleute. Sehr schnell entstand die Idee eines kippbaren Förderwagens, einer sogenannten „Kipplore“, von der in den nächsten Jahrzehnten 48.000 Stück hergestellt wurden. In den Folgejahren erweiterte Vetter das Fertigungsprogramm um Schachtfördereinrichtungen, hauptsächlich Förderkörbe aller Größenordnungen.

Als Vertreter der dritten Generation übernahm Klaus Vetter 1962 die Verantwortung und musste aufgrund der bereits bestehenden Bergbaukrise eine komplette Neuausrichtung des Unternehmens einleiten. Zu diesem Zeitpunkt war die Belegschaft von ehemals 80 Mitarbeitern auf nur noch 25 Mitarbeiter zusammengeschrumpft. „Harte Jahre“ beschreibt Klaus Vetter, damals gerade 23 Jahre alt, seinen Einstieg. Neue Produktideen, wie Werkstattkrane und Gabelzinken für Stapler leiteten ab 1964 die Wende ein, und es ging von da an, auch dank innovativer und einsatzfreudiger Mitarbeiter, aufwärts. Das Gewerbegebiet um den Reinhold Forster Erbstolln herum wurde stetig ausgebaut, Halle für Halle entstand, Grundstücke und Altimmobilien mussten dazu gekauft werden, die Mitarbeiterzahl stieg bis 1989 auf über 200 an.

Am Standort in Siegen-Eiserfeld wurde alles zu kurz und zu klein, man war bereits über Jahre auf der Suche nach neuen Standorten und mit der Stadt Siegen im Gespräch. Doch Siegen hatte beim besten Willen nichts anzubieten, und so entschloss man sich 1990 schließlich, in Burbach einen zweiten Standort aufzubauen und den Betriebsteil „Gabelzinken für Stapler“ zu verlagern. Die damit verbundene  Kapazitätserweiterung führte zu einer ungeahnten Entwicklung und Expansion des gesamten Unternehmens. Die Universität Siegen war zu diesem Zeitpunkt mit vielen Fachbereichen in Forschungs- und Entwicklungsprozesse eingebunden und hat wesentlich zum Unternehmenserfolg beigetragen.

„Bereits im Jahr 2005 waren wir mit der am alten Standort verbliebenen Vetter Krantechnik GmbH wiederum an Kapazitätsgrenzen angelangt“, so Klaus Vetter „und suchten im Stadtgebiet Siegen erneut Ausdehnungsmöglichkeiten“. Die Unternehmensgruppe Vetter beschäftigte an den Standorten Siegen und Burbach  inzwischen über 400 Mitarbeiter. Das Warten auf das Leimbachtal begann, die Erschließung des Gewerbegebiets lag aufgrund immer neuer Einsprüche jedoch in weiter Ferne. „Eine Entscheidung musste schnell herbeigefügt werden“, so Klaus Vetter, und so nahm er im Jahr 2006 das Angebot der Stadt Haiger an, die auf der Kalteiche unmittelbar neben der Autobahn ein neues Gewerbegebiet errichtete. In wenigen Jahren wurde hier einer der modernsten Fertigungsbetriebe für Krantechnik errichtet, in dem jährlich über 4.000 Anlagen von ca. 250 Mitarbeitern hergestellt werden.

Längst ist auch die vierte Generation in die Unternehmensentwicklung eingebunden: Im Rahmen der Nachfolgeregelung sind alle Aktivitäten der Vetter Umformtechnik GmbH, Burbach unter dem Dach der Vetter Industrie GmbH gebündelt, deren Anteile voll auf den Familienstamm Arnold Vetter übertragen wurden. Die Vetter Krantechnik GmbH und die Vetter Kranservice GmbH gehören unter dem Dach der Vetter Holding GmbH weiterhin zum Familienstamm Klaus Th. Vetter und werden durch Fremdgeschäftsführer geführt. Alle Unternehmen sind dank hoher Spezialisierung international führend auf ihren Fachgebieten. In Burbach und Haiger werden inzwischen ca. 600 Mitarbeiter beschäftigt, die leider der Stadt Siegen verloren gegangen sind oder noch verloren gehen. „Dies ist kein Vorwurf an die Stadt Siegen“ betont Klaus Vetter, der als IHK Präsident mit seinem Unternehmen gerne im Raum Siegen geblieben wäre. „Doch weder 1990 noch 2006 konnte uns die Stadt entsprechende Gewerbeflächen anbieten. Für Stadt und Kreis könnte es zukünftig durch den neuen Landesentwicklungsplan (LEP), was die Ausweisung von neuen Gewerbegebieten anbetrifft, noch schlimmer kommen!“

Noch befindet sich die Hauptverwaltung der Vetter Holding GmbH mit der Vetter Krantechnik GmbH und der Vetter Kranservice GmbH am alten Standort in Siegen-Eiserfeld. Abzusehen ist jedoch der komplette Umzug auch der Verwaltung an den neuen Standort Haiger; und damit wird ein weiteres Siegerländer Traditionsunternehmen aus dem Siegener Stadtbild verschwunden sein. Aber ohne die neuen Standorte hätten sich die Unternehmen Vetter niemals so erfolgreich entwickeln können.

Sehr positiv sieht Vetter die Verwertung der Altimmobilie in Siegen-Eiserfeld, die nach wie vor in gutem Zustand ist und über eine gute Infrastruktur verfügt. Seit dem 1.4.2014 ist der alte Standort der neue Standort des Unternehmens Rotamill, das mit 75 Mitarbeitern einzieht.

Rotamill ist ein auf Abluftreinigungssysteme, Industrieventilatoren, Schwefelmahlanlagen sowie verfahrenstechnischen Anlagenbau spezialisiertes Fachunternehmen. Die Rotamill-Anlagen, -Ventilatoren und -Apparate genießen in Fachkreisen einen hervorragenden Ruf. Mehrere hundert Anlagen sowie Tausende von Ventilatoren wurden für komplizierteste Aufgabenstellungen und Anforderungen hergestellt und unter dem Motto „Cleaning Air – Saving Energy“ an namhafte Kunden in alle Welt geliefert. 1974 in Siegen gegründet, feiert Rotamill in diesem Jahr das 40-jährige Jubiläum. Das stete Wachstum führte nun zu zusätzlichem Bedarf an Produktionsflächen, die das Unternehmen jetzt durch die Anmietung der Vetter-Liegenschaft gewinnen konnte.

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