„Urzeit-Monster“ kurz vor dem Aussterben?

Es sind zunehmend bedrohte Arten in Siegen-Wittgenstein: die höchst erfolgreichen mittelständischen Maschinen- und Anlagenbauer, die Röhrenhersteller, die Walzengießer … In einer Region, die zum drittstärksten Industriestandort in Deutschland gehört und in der das industrielle Herz Nordrhein-Westfalens schlägt, macht sich in vielen Unternehmen Frust und Ernüchterung breit. Eigentlich sollte man doch meinen, dass Politik und Gesellschaft an einer florierenden Wirtschaft interessiert sein müssten. Immerhin schafft sie Wohlstand und Beschäftigung, produktive Beschäftigung, die der Staat nicht bieten kann. Und dennoch: trotz der vielen erfolgreichen Unternehmen in unserer Region haben Bund und Land den Erhalt der für die Wirtschaft unabdingbaren Infrastruktur in den letzten Jahren und Jahrzehnten sträflich vernachlässigt. Der Investitionsstau ist immens, die Folgen für die Unternehmen sind es ebenfalls.

Die Beispiele der Erndtebrücker Eisenwerke und der Dango & Dienenthal Maschinenbau GmbH aus Siegen, die in den letzten Tagen in den Medien ausführlich dargestellt wurden, sind bezeichnend für die immer schwierigere Situation vieler Betriebe, ihre Produkte aus der Region zu den Kunden zu transportieren. Abgelastete Autobahnbrücken auf der A45, mit Schlaglöchern übersäte Bundes- und Landesstraßen sowie viel zu kleine und zu enge Eisenbahntunnel verhindert inzwischen immer häufiger den erfolgreichen Abtransport von schweren Lasten. Immense Umwege und zusätzliche Kosten müssen in Kauf genommen werden. Das geht aber zu Lasten der Wettbewerbsfähigkeit der betroffenen Unternehmen.

Stellt sich also die Frage, wie lange die Unternehmen das noch mitmachen. Viele Betriebe haben Standorte in anderen Regionen oder im Ausland. EEW hat bereit eine neue Fertigungsstraße für Großrohre nach Rostock verlagert. Da hilft auch nicht die Ankündigung der Straßenverwaltung NRW, in den nächsten fünf Jahren eine Schwerlastroute ausbauen zu wollen. Auch die Modernisierungsmaßnahmen der Sauerlandlinie sind mit einer Bauzeit von 20 Jahren kalkuliert. Gleiches gilt in etwa für die Route 57, die sich zu einem Großteil noch in der Planungsphase befindet.

Es ist allerhöchste Zeit, das sich Bund, Land und Kommunen auf den Weg machen. Wer in Siegen-Wittgenstein auf Dauer und zukunftssicher Wohlstand und Beschäftigung erhalten will, der muss auch die Voraussetzungen dafür schaffen. Die Unternehmen tun dies, in dem sie Arbeitsplätze bereit stellen, Jugendliche zu Fachkräften ausbilden, in neue Produkte und Fertigungsanlagen investieren. Gleichzeitig tragen sie über Steuern und Abgaben in nicht unerheblichem Umfang zur Finanzierung des Staates bei. Da kann man von der öffentlichen Hand durchaus erwarten, ihren Job ebenfalls zu tun.

By the way: Während es bei uns runde 20 Jahre dauert, eine marode Autobahn wieder in Stand zu setzen, schaffen es die Chinesen, eine komplette Brücke innerhalb von 43 Stunden abzureißen und neu zu bauen.

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