Nachfolge zielgerichtet planen

Im Bild das Management-Team von Bäumer: Henrik Leisse (3. von links), Nina Patisson (4. von links) leiten das Unternehmen bereits in der 4. Generation.

Das eigene Familienunternehmen ist mehr als nur eine Firma. Es ist Lebenswerk und Vermächtnis. Der Einsatz der richtigen Person am richtigen Ort im Unternehmen gehört zu den schwierigsten Aufgaben der Unternehmensführung – gerade im Familienunternehmen. Die Vorbereitung auf den Generationenwechsel ist eine permanente Aufgabe und erfordert Zeit. Wer rechtzeitig und richtig an die Problematik herangeht, hat optimale Gestaltungsmöglichkeiten, um den Übergang zu meistern.

Bei Bäumers wurde die Nachfolgeregelung durch den Altgeschäftsführer Helmut Kritzler vorangetrieben. Er holte seine Tochter, Nina Patisson, ins Unternehmen. Obwohl für Nina Patisson erst mal feststand „Ins Unternehmen will ich nicht.“ Nach der Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau stellte sie schnell fest, dass die berufliche Herausforderung fehlte. Nina Patisson schloss ein BWL-Studium mit internationaler Ausrichtung ab. Währenddessen merkte sie, dass das, was die Albrecht Bäumer GmbH & Co. KG bietet, genau das ist, was sie wollte. Druck vom Vater gab es keinen – jedoch durchaus die Anfrage, ob und wann sie denn ins Unternehmen komme. Dreieinhalb Jahre später übernahm sie den Posten der Marketingleitung. Innerhalb der Familie wurde darüber diskutiert und auch innerhalb der Führungsrige. Die Hürde der persönlichen Befindlichkeiten kann durch gute Kommunikation genommen werden.

Gemeinsam mit ihrem Schwager Jan Henrik Leisse leitet sie nun das Unternehmen – mit klarer Aufgabenteilung. „Einmal pro Woche treffen wir uns zum Austausch. Man lernt in der Zusammenarbeit, dass man selbst über Kleinigkeiten sprechen muss – ‚Pupsgespäche‘ nennen wir das.“ Jan Henrik Leisse sieht es ähnlich „Es ist wichtig, dass die Aufgaben transparent verteilt sind und wir bei den gemeinsamen Themen am Ende immer zu einem Ergebnis kommen.“

Ganz frisch ist die Familienverfassung, die unter anderem regelt, wie künftig die Nachfolge aussehen soll. „Wir haben uns für einen Beirat entschieden, der die Kompetenz zur Geschäftsführerbestellung innehat. Die Familie soll in der Zukunft aus dieser hoch emotionalen Entscheidung herausgehalten werden.“

Nina Patisson kann nur raten: „Es ist wichtig, aus freien Stücken ins Unternehmen zu gehen. Es lohnt sich, Erfahrung in anderen Unternehmen zu sammeln und diese einzubringen.“ Die Nachfolger sollten auf Augenhöhe ins Unternehmen eintreten. Also mit einer verantwortungsvollen Aufgabe und nicht nur „Sohn oder Tochter“ des Chefs sein. So lässt sich die Akzeptanz des Führungswechsels insbesondere bei Mitarbeitern, aber auch bei Familienmitgliedern, Kunden und Lieferanten steigern. „Wer selber gearbeitet hat, kann besser die Perspektive vom Eigner zum Mitarbeiter wechseln, denn niemand macht eine Ausbildung zum Chef.“ so Jan Henrik Leisse.

Nina Patisson weist darauf hin, dass der Seniorchef die Aufgaben im Unternehmen sorgfältig verteilen sollte und allen Beteiligten einen Verantwortungsbereich übergibt. Die Senioren-Generation sollte sich aufgeschlossen gegenüber den neuen Ideen des Juniors zeigen. Das Vertrauen muss auch stimmen, denn nur so kann der Wissentransfer gelingen. Doch das Wichtigste ist: Miteinander reden ist und bleibt das A und O!

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