Metall- und Elektroindustrie im Kreis Olpe in schwieriger Lage

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In den Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie in der Region Olpe ist die Stimmung so schlecht wie seit der Finanzkrise 2008/2009 nicht mehr. Dies ist das Ergebnis einer am Donnerstag in Olpe vorgelegten aktuellen Konjunkturumfrage der Fachgruppe Metall des Arbeitgeberverbandes Olpe zum Jahreswechsel 2020/2021, an der jeder vierte Mitgliedsbetrieb mit insgesamt fast 6.000 Beschäftigten und 320 Auszubildenden des Industriezweigs teilgenommen hat. Wie der Verband mitteilte, sind die Umfrageergebnisse Ausdruck einer großen Unsicherheit mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung im Jahr 2021 im In- und Ausland. Die Metall- und Elektroindustrie in der Region befinde sich eindeutig in einer außergewöhnlich schwierigen Lage. Die seit 2018 währende Rezession in den M+E-Branchen, die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie sowie der transformationsbedingt enorme Veränderungsdruck setze die Unternehmen verstärkt unter Druck.

Der Vorsitzende des Verbandes, Arndt G. Kirchhoff, bezeichnete das Ergebnis der Umfrage seines Verbandes als „besorgniserregend“. Die Meldungen aus den Unternehmen erinnerten stark an die dramatisch schlechten Werte der Finanzkrise 2008/2009. Auch wenn das dritte Quartal des Jahres die Auswirkungen des wirtschaftlichen Einbruchs im ersten Halbjahr etwas gelindert habe, weise die Jahresbilanz der Metall- und Elektroindustrie vor allem pandemiebedingt ein dickes Minus aus. „Von einer Normalisierung der Geschäfte sind wir hier in der Region noch ein ordentliches Stück entfernt“, betonte Kirchhoff. Es sei allerdings erfreulich, dass sich die spürbaren Einbrüche bei Aufträgen, Produktion und Umsätzen bisher noch vergleichsweise moderat auf die Beschäftigung in der Region ausgewirkt habe. Dies sei dem enormen Kapitaleinsatz der Betriebe und der Ausweitung der Kurzarbeit zu verdanken.  „Eine großartige Leistung, die allerdings zulasten von Erträgen und Investitionen gegangen ist“, erklärte Kirchhoff.

Umso wichtiger sei es jetzt, dass die M+E-Branchen von zusätzlichen Lasten bei Arbeits- und Energiekosten verschont blieben. Auch die in Teilen der Politik geführte völlig verfehlte Debatte über Steuererhöhungen für die Unternehmen oder die Einführung einer Vermögensteuer werde zur Unzeit geführt und gefährde die Investitionsbereitschaft der Unternehmen zusätzlich. Die Bedeutung der Industrie für den Wohlstand des Landes habe sich in dieser dramatischen Krisensituation einmal mehr gezeigt. Kirchhoff forderte die Politik auf, dringend notwendige Zukunftsinvestitionen in Digitalisierung und in eine sichere und bezahlbare Energieversorgung nicht aus den Augen zu verlieren. „Deutschland darf seine Wettbewerbsfähigkeit nicht aufs Spiel setzen“, sagte Kirchhoff.

Mit Blick auf die bereits laufende Tarifrunde in der M+E-Industrie warnte Kirchhoff, der als NRW-Metallarbeitgeberpräsident auch Verhandlungsführer von METALL NRW ist, die IG Metall davor, bei den Beschäftigten eine falsche Erwartungshaltung zu wecken. Zwar habe die Gewerkschaft die Beschäftigungssicherung in den Vordergrund ihrer Tarifforderung gestellt, doch würde eine auch nur annähernde Umsetzung des Forderungsvolumens von vier Prozent viele Arbeitsplätze kosten. Die Unternehmen hätten im Laufe des Jahres einen enormen finanziellen Kraftakt gestemmt, um möglichst alle Beschäftigten in Arbeit zu halten. Dieses Ziel sei zwar erreicht worden, doch sei diese Herkules-Aufgabe für die Betriebe nicht unbegrenzt durchzuhalten. Schließlich hätten fehlende Umsätze im vergangenen Jahr zu einer massiven Aufzehrung von Eigenkapital und damit unternehmerischer Substanz geführt. „Es muss alles vermieden werden, was die Arbeitskosten weiter erhöht“, so Kirchhoff abschließend.

Zu den Ergebnissen der Umfrage erklärte der stellvertretende Vorsitzende des Verbandes, Walter Viegener, die aktuelle Geschäftslage in den Unternehmen habe sich gegenüber dem schon schwachen Vorjahr nochmals verschlechtert. Zwar seien die Aussagen der Konjunkturumfrage 2020/ 2021 lediglich ein Stimmungsbild der Unternehmen, doch der Trend sei klar erkennbar. Nur knapp jedes vierte Unternehmen (Vorjahr: vier von zehn Unternehmen) bezeichne die aktuelle Geschäftslage als gut. Zwar erwarte fast jedes siebte Unternehmen in den kommenden sechs Monaten eine bessere Geschäftsentwicklung, doch werde diese Hoffnung durch die aktuelle Ertragslage überschattet, die nahezu jedes vierte befragte Unternehmen als schlecht ansehe.

Wie im Vorjahr plane gegenwärtig jedes fünfte Unternehmen, seine Inlandsinvestitionen zurückzufahren. Ein positiveres Bild zeichneten die beabsichtigten Auslandsinvestitionen. Der Umfrage zufolge gingen drei Viertel der Unternehmen von gleichbleibenden und ein Viertel (Vorjahr: 31 Prozent) von verstärkten Investitionen aus. „Wichtig wäre es, dass die Inlandsinvestitionen wieder anziehen“, sagte Viegener. Hier müsse auch der Staat endlich seine Hausaufgaben erledigen, etwa durch den dringend notwendigen Digitalisierungsschub insbesondere in den ländlichen Industrieregionen. Spätestens die dramatischen Auswirkungen der Pandemie hätten gezeigt, welche Bedeutung eine moderne digitale Infrastruktur für das Land habe.

Der Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Olpe, Stephan Stracke, betonte mit Blick auf die Entwicklung in Nordrhein-Westfalen, die Produktion in der M+E-Industrie NRW habe in den ersten zehn Monaten des Jahres 2020 um 13,5 Prozent (Gesamtindustrie NRW: -8,5 Prozent) unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums gelegen. Am stärksten betroffen sei die Branche „Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen“ (- 25,7 Prozent) gewesen, gefolgt von der Gießereibranche (-25 Prozent) und dem Maschinenbau (-11,6 Prozent). „Ein ähnlich bitteres Bild zeigt sich beim Gesamtumsatz, der einschl. Oktober um 11,8 Prozent gegenüber den Vorjahresmonaten eingebrochen ist“, so Stracke.

Info: Arbeitgeberverband für den Kreis Olpe e.V.

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