Gedämpftes Expansionstempo

Im Bild (von links): Stephan Stracke, Arndt. G. Kirchhoff und Walter Viegener berichteten über die Konjunkturentwicklung im Bereich des Arbeitgeberverbandes für den Kreis Olpe e.V.

Gemeinsam mit seinem Vorstandskollegen und Stellvertreter Walter Viegener und dem Verbandsgeschäftsführer Stephan Stracke, stellte Arndt G. Kirchhoff als Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes für den Kreis Olpe e.V., die Ergebnisse der regelmäßig zum Jahreswechsel stattfindenden Konjunkturumfrage in einem Pressegespräch vor. An der Umfrage beteiligten sich etwa 30 Prozent der Mitgliedsunternehmen des Arbeitgeberverbandes. Diese stellen insgesamt knapp 5.000 Beschäftigte, darunter etwa 350 Auszubildende.

Die Geschäfts- und Auftragslage bewerten danach jeweils etwa neun von zehn Unternehmen als gut und befriedigend (jeweils etwa 60 Prozent). Von einer zukünftig gleichbleibenden Geschäftslage gehen acht von zehn Unternehmen aus. Eine Verbesserung erwartet jedes sechste Unternehmen. Diese Prognosen spiegeln sich auch bei den Auftragserwartungen wider. Etwa 93 Prozent rechnen hier mit einer gleichbleibenden oder besseren Inlandsentwicklung. Für die Auslandsorders erwarten 75 Prozent der Unternehmen eine stabile Entwicklung. Der Rest spaltet sich zu gleichen Teilen in Optimisten und Pessimisten auf.

Bei den künftigen Erträgen ziehen nach Angaben des Verbandes jedoch erste Wolken auf. Hier rechnet schon jedes fünfte Unternehmen mit einer Verschlechterung. Bisher wurde die Ertragslage von knapp 94 Prozent der Unternehmen als gut (34 Prozent) oder befriedigend (60 Prozent) angesehen. Auch die Belegschaftsentwicklung wird etwas weniger optimistisch eingeschätzt. Hatte bisher jedes dritte Unternehmen Neueinstellungen vorzuweisen, rechnet zukünftig nur noch jedes fünfte Unternehmen mit einer Beschäftigungsausweitung. „Ähnlich verhält es sich mit der Mehrarbeit. Bisher fand sie bei 20 Prozent der Unternehmen statt. Für das nächste Halbjahr rechnen jedoch nur noch knapp 7 Prozent mit Mehrarbeit. Erstmals wieder hielten gut 13 Prozent der Unternehmen Entlassungen für möglich“, ergänzte Stephan Stracke.

„Betont werden muss“, so Walter Viegener, „dass sich die zugrundeliegende Auswertung der Konjunkturumfrage 2018 / 2019 auf Erwartungen der Unternehmen stützt und die hier getroffenen Aussagen infolge dessen lediglich als Stimmungslage zu werten sind“. Übereinstimmend mit den Wirtschaftsforschungsinstituten und den Wirtschaftsweisen rechne auch er für das laufende Jahr 2019 mit einem stabilen gesamtwirtschaftlichen Wachstum von etwa 1,5 Prozent. Dies indiziere auch die Auswertung der Konjunkturumfrage, da jedes vierte Unternehmen steigende Investitionen im Inland und sogar jedes dritte einen entsprechenden Anstieg im Ausland plane. Eine gleichbleibende Investitionstätigkeit im Inland sähen 60 Prozent der Befragten. Bei den Auslandsinvestitionen beziffere sich der Wert mit knapp 56 Prozent fast gleich hoch. Da nur jedes achte Unternehmen im Inland von abnehmenden Investitionen ausginge, sei per Saldo von einer eindeutigen Steigerung der Investitionen auszugehen, weshalb er auch weiterhin positive Effekte für den M+E-Arbeitsmarkt erwarte. Im Übrigen sei wieder einmal zu erwähnen, dass sich die Ausbildungsplanungen im Kreis weiterhin auf hohem Niveau befänden. Vier von fünf Unternehmen gingen von einer gleichbleibenden Höhe des Ausbildungsplatzangebotes und knapp 14 Prozent sogar von einem weiteren Aufbau aus, so Viegener weiter.

„Die Produktion bei der M+E-Industrie in Deutschland hat in den ersten drei Quartalen um etwa 2,5 Prozent zulegen können. Dieser gegenüber dem Vorjahr niedrigere Wert hängt mit den Produktionsschwankungen der Autoindustrie im dritten Quartal 2018 zusammen. Wir glauben allerdings noch an ein starkes viertes Quartal – insbesondere im Automobilsektor- und damit an eine stärkere Jahresproduktionssteigerung, als es die ersten drei Quartale darzustellen vermöchten“, so Arndt G. Kirchhoff. Als Präsident von Metall NRW leitete er die letztjährige M+E-Tarifrunde in NRW.

„Auch die nordrhein-westfälischen Unternehmen der M+E-Industrie sind nach wie vor solide aufgestellt. Mit zuletzt 725.115 Beschäftigten schließt die M+E-Industrie in Nordrhein-Westfalen wieder an alte Höchststände an. Sie überschreitet sogar den Vorkrisenstand des Jahres 2009. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies eine Steigerung um 2,8 Prozent. Besonders stark waren die Zuwächse im Maschinenbau mit 3,9 Prozent und in der Elektroindustrie mit 4,6 Prozent.  Diese Zahlen verwundern nicht, da beispielsweise im dritten Quartal 2018 die Umsätze der M+E-Industrie um 4,7 Prozent über dem Vorjahreszeitraum lagen. Auch der Auftragsbestand konnte noch einmal zulegen und beträgt nun 4,6 Monate“, so Kirchhoff weiter.

Trotzdem sei Vorsicht vor Fehlentwicklungen geboten. Die deutsche M+E-Industrie sei schließlich nicht grenzenlos belastbar. Damit meine er insbesondere den beschleunigten Anstieg der Lohnstückkosten. Die Arbeitskosten je geleisteter Beschäftigtenstunde seien in den ersten zehn Monaten des vergangenen Jahres um durchschnittlich 3,3 Prozent angestiegen. Demgegenüber habe die Nettoproduktion je Beschäftigtenstunde nur um 0,5 Prozent gesteigert werden können. Saldiere man die Werte, erhalte man zwangsläufig den Wert für die gestiegenen Lohnstückkosten. Dieser betrage demnach 2,8 Prozent. Dies sei eine Steigerung, die auf den hart umkämpften Weltmärkten bei Weitem nicht durch Preissteigerungen aufgefangen werden könne und letztlich die Konkurrenzfähigkeit der deutschen M+E-Industrie schwäche. Solle Deutschland auch in Zukunft eine starke Exportnation sein und damit seine Arbeitsplätze im Inland sichern, müssten zukünftige Tarifsteigerungen deutlich bescheidener ausfallen, als bei der letzten Runde“, so Kirchhoff abschließend.

Abschließend appellierte er an die Wählerinnen und Wähler, bei der im Mai anstehenden Europawahl auch ihre Stimme abzugeben. „Europa ist das Beste, was uns passieren konnte. Als Exportnation profitieren wir in Nordrhein-Westfalen ganz erheblich von den Vorteilen des gemeinsamen Binnenmarktes“, unterstrich Kirchhoff. „Wir dürfen Europa deshalb nicht den Extremen überlassen.“

Einen Standpunkt dazu hat Arndt G. Kirchhoff erst kürzlich im NRW-Wirtschaftsblog „Klartext im Westen“ veröffentlicht. Wir haben darüber berichtet: https://www.vdsm.net/wronline/es-geht-um-die-zukunft-unseres-kontinents/

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