Drei Millionen Euro für Internationale Schule

Klaus Gräbener, Felix G. Hensel, Holger Köster, Walter Viegener und Jost Schneider (v.l.) loben das Projekt „Internationale Schule“.

„Die fehlenden Fachkräfte dämpfen bereits unser Wachstum“, fasste IHK-Präsident Felix G. Hensel den Austausch der etwa 50 Unternehmer beim Olper Wirtschaftsstammtisch der Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK) zusammen. Die Konjunkturentwicklung im Kreis Olpe zeige ein nicht mehr ganz so einheitlich positives Bild wie zuvor. Die Lage wurde von den anwesenden Firmenchefs unterschiedlich eingeschätzt: So berichteten die einen von vollen Auftragsbüchern, bei den anderen zeigten sich erste Anzeichen einer nachlassenden Dynamik. Dabei offenbart sich immer stärker, dass insbesondere personelle Engpässe die wirtschaftliche Entwicklung hemmen. Hensel: „Wenn nicht genügend Menschen da sind, die die Arbeit machen, ist das ungünstig für die Wirtschaft.“

Mit Blick auf die Gründung der Internationalen Schule Südwestfalen, die demnächst am Städtischen Gymnasium Olpe (SGO) Schülern zu einem Internationalen Schulabschluss verhelfen soll, hagelte es auch deshalb Anerkennung von allen Seiten. „Ein tolles Projekt“, lobte beispielsweise Walter Mennekes. Es zeige, dass sich die hiesige Wirtschaft selbst zu helfen wisse – auch, weil sie sich hierzulande zuweilen selbst helfen müsse, so der geschäftsführende Gesellschafter der Mennekes Elektrotechnik GmbH & Co. KG. SGO-Schulleiter Holger Köster stellte das Projekt vor.

„Die schulischen Strukturen stammen vielfach noch aus der Zeit der Industrialisierung, wodurch wir im Bereich der Individualität ständig an Grenzen stoßen“, erläuterte Köster. „Wir müssen zudem für Schüler ein zeitgemäßes Angebot der Berufsorientierung schaffen, das den digitalen Wandel widerspiegelt.“ Es werde ein Angebot geschaffen, das es bisher nur in Ballungszentren gebe und das sowohl den Abschluss International Baccalaureate als auch die Berufsorientierung selbst zum Inhalt habe.

Um dieses Ziel zu erreichen, seien einige Schritte zu gehen, zählte Köster auf: die Zertifizierung z. B. oder Workshops für Lehrkräfte, auch im Ausland. Diese erfordern Engagement und Geld. Geld, das die Stadt Olpe nicht mal eben locker machen könne. Umso dankbarer zeigten sich Holger Köster und Olpes Bürgermeister Peter Weber für die finanzielle Unterstützung der Wirtschaft, die drei Millionen Euro für die Internationale Schule Südwestfalen bereitstellt.

„In Düsseldorf hat man nicht für möglich gehalten, dass die Wirtschaft so tief in die Tasche greift“, freute sich Felix G. Hensel. Der IHK-Präsident stellte jedoch klar: „Wir geben nur das Geld und verwalten es über den Förderverein, den wir in wenigen Wochen gründen. Didaktisch halten wir uns komplett raus.“

Hier hat das SGO auch seine eigenen Vorstellungen. „Am besten wäre es, wenn jeder unserer Schüler seinen eigenen Stundenplan hätte“, erklärte Köster. Daher werde am SGO das House of Learning gegründet, in dem ausländische und heimische Schüler individuelle Förderkonzepte in einem individuellen Stundenplan erhielten. Er war sich sicher, dass über dieses Konzept auch die Integration ausländischer Schüler viel einfacher sei. Köster: „Dennoch: Das SGO wird öffentliche Schule bleiben.“ Es fallen also auch keine zusätzlichen Kosten für die Schüler an.

Die Schule stehe unter dem Slogan „Regional verankert, international orientiert“, sagte der Bürgermeister der Stadt Olpe, Peter Weber. Das Konzept habe vier Zielgruppen: die Wirtschaft, um die Fachkräftesicherung vor Ort zu gewährleisten; die Uni, um die Lehrerbildung noch breiter aufzustellen und den dortigen, nicht wenigen internationalen Mitarbeitern eine Schule für deren Kinder anbieten zu können; die Schüler, denen man mit einem herausgehobenen Profil ein zusätzliches Angebot mache; die Stadt Olpe, indem diese ihre Attraktivität der Schullandschaft noch steigere. Eingebunden werde das Vorhaben in den innerstädtischen Umbau Olpes, indem die Stadt das gymnasiale Gebäudeensemble erneuere. Peter Weber: „Das Projekt servieren wir der Landespolitik auf dem Silbertablett. Wir sind ganz optimistisch, dass wir das gemeinsam umsetzen können.“

IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener hat in seiner knapp 30-jährigen Berufslaufbahn bereits „viele Bildungsprojekte erlebt. Aber noch keines, das in so kurzer Zeit eine derartige Dynamik entwickelt.“ Sein Dank galt dem Ideengeber des Projekts sowie dem Rektor der Universität Siegen, Prof. Dr. Holger Burckhart, der „viele Türen geöffnet hat“. Alle Beteiligten seien sich sicher, dass dieses Projekt Leuchtturmcharakter weit über die Region hinaus entfalte. Und genau das verdeutliche einmal mehr den Willen der hiesigen Wirtschaft, sich auch im Wettbewerb mit weitaus präsenteren Regionen mit originellen Ideen und Projekten selbst in Erinnerung zu rufen.

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