Die Mehrheit vertraut dem Autopiloten

Automatisiertes Fahren soll schon bald unter bestimmten Voraussetzungen auf deutschen Straßen Realität werden. Bundestag und Bundesrat haben vor wenigen Tagen einen Gesetzentwurf angenommen, der eine entsprechende Änderung im Straßenverkehrsgesetz vorsieht. Wichtig jedoch: Auch beim Einsatz des Computers bleibt die letzte Verantwortung grundsätzlich beim Menschen.

Wie eine repräsentative Umfrage von TÜV Rheinland zur Akzeptanz autonomen Fahrens zeigt, können sich drei von vier Autofahrern in Deutschland vorstellen, sich vom Autopiloten chauffieren zu lassen. Dafür befragte der unabhängige Prüfdienstleister im April 2017 genau 1.408 Autofahrerinnen und Autofahrer. Bei den Befürwortern des Autopiloten im Stadtverkehr, auf der Landstraße und Autobahn antworten 76,3 Prozent, dass sie bestimmt (35,7 Prozent) oder wahrscheinlich (40,6 Prozent) autonom Auto fahren würden. Dies gilt für Stadtverkehr, Landstraße oder Autobahn. Lediglich 10,4 Prozent lehnen das autonome Fahren in der Stadt kategorisch ab, auf der Landstraße sind es 10,7 Prozent und auf der Autobahn 14,2 Prozent. Dabei zeigt sich insgesamt: Je jünger die Befragten und je mehr der einzelne fährt, desto offener stehen die Befragten der Technologie gegenüber.

Die größten Probleme und Ängste („sehr große“ oder „eher große“) beim autonomen Fahren sehen die Studienteilnehmer bei der „Rechtslage“, zum Beispiel Schuldfrage und Haftung bei Unfällen (67,5 Prozent). Es folgen „Sicherung des Fahrzeugzugriffs“ wie etwa die Übernahme der Kontrolle über das Fahrzeug durch Cyber-Kriminelle und das „Entscheidungsverhalten autonomer Fahrzeuge bei der Auswahl von Alternativen im Falle unvermeidbarer Unfälle“ (jeweils rund 60 Prozent) sowie die „Beherrschbarkeit komplexer Verkehrssituationen“ und der „Datenschutz“ (jeweils rund 57 Prozent).

„Das System TÜV ist beim autonomen Fahren gefordert. Das gilt dreifach: erstens für die klassische Homologation – also Straßenzulassung neuer Fahrzeugtypen –, zweitens für die periodische Hauptuntersuchung und drittens für ein wichtiges neues Thema: den Datenschutz, also die Verwaltung und den Umgang mit den erhobenen Daten. Denn wer autonom fährt, dessen Bewegungen werden selbstverständlich erfasst“, erklärt Dr. Matthias Schubert, Executive Vice President Mobilität TÜV Rheinland. Ihre vom Fahrzeug gespeicherten und gesendeten Daten würden über zwei Drittel der Befragten in erster Linie neutralen Prüforganisationen wie beispielsweise TÜV Rheinland anvertrauen. Die Automobilhersteller rangieren bei Frage, wer Zugriff auf die erhobenen Daten haben sollte, auf Rang zwei (knapp 60 Prozent). IT- und Softwareunternehmen wie IBM, Microsoft und SAP liegen auf Platz drei (gut 46 Prozent), gefolgt von IT- und Internetanbietern wie Google oder Apple (gut 36 Prozent) sowie Telekommunikationsunternehmen (rund 34 Prozent).

Darüber hinaus ist es für die überwiegende Mehrheit der Autofahrer wichtig, dass unabhängige Institutionen wie TÜV Rheinland autonome Fahrzeuge testen sowie den Datenschutz und die Datensicherheit überwachen. Dabei stehen Fahrzeugtests zur Zuverlässigkeit der Automatisierung vor Auslieferung autonomer Autos an erster Stelle (mehr als 91 Prozent). Regelmäßige Überwachung der technischen Funktionen der Automatisierung und Software halten gut 90 Prozent für wichtig, und mehr als 87 Prozent setzen auf regelmäßige Überwachung der Einhaltung des Datenschutzes und der Datensicherheit.

Auf die Frage „Können Sie sich vorstellen, ein autonomes Auto zu nutzen und sich fahren zu lassen?“ ist die Zustimmung bei den Älteren signifikant geringer als bei den jungen Fahrern. Gleichwohl freunden sich bei den 50- bis über 60-Jährigen rund 62 Prozent mit dem Gedanken an. Bei den 18- bis 29-Jährigen hingegen ist die Zustimmung mit über 86 Prozent sehr hoch. Differenziert nach Geschlecht zeigen sich relativ geringe Unterschiede. Mit knapp 80 Prozent liegen die Männer vor den Frauen (71,5 Prozent). Darüber hinaus zeigt sich, dass die Akzeptanz bei Vielfahrern mit einer jährlichen Kilometerleistung von über 30.000 Kilometern (knapp 80 Prozent) merklich höher ist als bei Fahrern mit geringer Fahrleistung von weniger als 10.000 Kilometern (rund 66 Prozent).

Knapp die Hälfte der Befragten (rund 47 Prozent) glaubt, dass die Automobilhersteller sichere und zuverlässige autonome Autos auf den Markt bringen. Die andere Hälfte ist eher skeptisch. Das Vertrauen bei den Älteren ist hier signifikant geringer ausgeprägt als in den jüngeren Altersgruppen. Frauen sind kritischer als Männer. Außerdem haben Fahrer moderner Autos mehr Vertrauen zu den Herstellern, vor allem in der Oberklasse (mehr als 71 Prozent). Bei der Frage, welchen Automobilherstellern am meisten zugetraut wird, sichere und zuverlässige Autos zu bauen, liegt Mercedes (19,5 Prozent) vorn, gefolgt von BMW (knapp 19 Prozent), Audi (gut 15 Prozent), Tesla (knapp zehn Prozent) und VW (knapp acht Prozent).

Die Ergebnisse der TÜV Rheinland-Studie belegen unter anderem, dass es für potenzielle Kunden autonomer Fahrzeuge besonders wichtig ist, dass unabhängige Institutionen bei Fahrzeugtests, der Überwachung technischer Funktionen, der Einhaltung des Datenschutzes und der Gewährleistung der Datensicherheit einbezogen werden.

Die Studie von TÜV Rheinland zeigt darüber hinaus, dass über 90 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gerne Auto fahren und – unabhängig vom Thema des autonomen Fahrens – großes Vertrauen in die Fahrzeugtechnik haben (mehr als 86 Prozent). Ebenso sind die meisten Befragten davon überzeugt, dass Technik im Auto das Fahren sicherer macht (knapp 90 Prozent).

Die Befragung von TÜV Rheinland zum Thema „Autonomes Fahren: Akzeptanz der Autofahrer“ wurde im März und April 2017 als Online-Panel durchgeführt. Für die Studie wurden bundesweit repräsentativ 1.408 Menschen in Deutschland im Alter über 18 Jahren befragt, die selbst Auto fahren.

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