Die lange Suche nach Lehrlingen

Thorsten Withake (Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit), Daniela Tomczak (Vorsitzende der Geschäftsführung Agentur für Arbeit Siegen) und Christian Hegener von der Firma Kröger Stahlumformung (von links) vor dem firmeneigenen Haus mit Wohnungen für Auszubildende. FOTO: MARTIN DROSTE

Christian Hegener leitet in Kraghammer ein traditionsreiches Unternehmen, das immer etwas im Schatten der großen Attendorner Firmen steht. Der Schmallenberger ist kaufmännischer Geschäftsführer der 1884 gegründeten Kröger Stahlumformung GmbH. In der Gesenkschmiede wird von vielen der 87 Beschäftigten auch körperlich harte Arbeit verlangt. „Nichts für Weicheier“, warb das Unternehmen augenzwinkernd auf Facebook und Instagram um Auszubildende.

Das Thema „Ausbildungsnotstand“ ist bei der Firma Kröger längst angekommen. „Das ist nichts Neues mehr für uns. Seit 2012 gibt es immer weniger Bewerbungen. Dann haben wir praktisch keine mehr bekommen“, sagt Christian Hegener bei einem Termin mit der Agentur für Arbeit. Die belegt die verzweifelte und oft vergebliche Suche des Kröger-Geschäftsführers mit Zahlen. So wurden der Arbeitsagentur für den Kreis Olpe für das laufende Berufsberatungsjahr – von Oktober bis September – 1626 Ausbildungsstellen gemeldet. Das sind 54 Stellen mehr als im Vorjahr. Aktuell sind noch 347 davon unbesetzt. Die Zahl der Lehrstellenbewerber ist weiter zurückgegangen und liegt bei 767. Unversorgt sind noch 120 Bewerber. Rein rechnerisch kommen damit 2,89 freie Stellen auf einen suchenden Bewerber. „Wir haben im Kreis Olpe super Bedingungen für Auszubildende und eine richtig gute Auswahl“, betont Daniela Tomczak von der Agentur für Arbeit Siegen.

Für Christian Hegener sind das mehr als nackte Zahlen. Der kaufmännische Geschäftsführer hat in den letzten Jahren alles versucht, um junge Leute auch aus dem Ruhrgebiet ins Sauerland zu holen. Der Schmallenberger ist in Schulen gegangen, hat viele Anzeigen geschaltet und die Agentur für Arbeit um Hilfe gebeten. „Die Konkurrenz in Attendorn ist sehr groß, die Situation angespannt“, berichtet Christian Hegener.

„Wie bekommen wir Jugendliche aus Regionen, wo sie wesentlich schlechtere Ausbildungschancen haben, in unsere schöne Gegend?“ Mit dieser Frage von Daniela Tomczak hat sich Kröger-Geschäftsführer Christian Hegener schon lange beschäftigt. Ein großes Problem war und ist die Wohnungssuche. „Versuchen sie mal für einen 16-jährigen mit dunkler Hautfarbe eine Wohnung zu finden“, berichtet der Schmallenberger kopfschüttelnd über seine Erfahrungen. Irgendwann platzte ihm der Kragen. „Das mache ich nicht noch mal mit“, redete der kaufmännische Geschäftsführer in einer Versammlung der Eigentümer Klartext und lieferte auch gleich die Alternative mit: „Dann bauen wir uns ein Haus“.

Das Projekt mit sieben Wohnungen an der Straße in Papiermühle, nur einen Steinwurf vom Firmengelände in Kraghammer entfernt, sorgte bundesweit für Schlagzeilen. Aber die Jugendlichen, die eine Ausbildungsstelle suchten, erreichte Hegener damit nicht. Mit Aufrufen auf Facebook und Instagram war der Kröger-Geschäftsführer viel erfolgreicher. „Wir hatten Bewerbungen ohne Ende“, blickt Christian Hegener, der die Hürden bewusst etwas niedriger angesetzt hatte, zurück. Aber dann kam wieder die Ernüchterung. Viele gingen nicht ans Telefon.

Am Ende wurden vier Ausbildungsverträge unterschrieben, drei junge Männer haben am 1. August in Kraghammer angefangen und wohnen in einer WG auf dem Firmengelände. „Die soziale Anbindung ist ein entscheidender Faktor“, weiß Daniela Tomczak von der Agentur für Arbeit Siegen, dass es für 16- oder 17-Jährige nicht einfach ist, von zu Hause weg zu sein. Christian Hegener ist verhalten optimistisch. Von einem seiner neuen Auszubildenden hat sich der Cousin für eine Lehrstelle beworben.

Quelle: Martin Droste, Westfalenpost Olpe

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