Assistierte Ausbildung hilft Bewerbern und Betrieben

Dr. Bettina Wolf, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Siegen.
Dr. Bettina Wolf, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Siegen.

Dr. Bettina Wolf, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Siegen.

Frau Dr. Wolf, in der Region wurden auch in diesem Jahr von den Betrieben mehr Ausbildungsplätze an die Agentur für Arbeit gemeldet, als jugendliche Bewerber einen solchen Platz suchen. Trotzdem finden nicht alle Jugendlichen einen passenden Ausbildungsplatz. Woran liegt das?

Wir freuen uns über die hohe Ausbildungsbereitschaft der Betriebe im Bezirk der Arbeitsagentur Siegen! Für die Jugendlichen ist die Situation komfortabel, sie haben eine große Auswahl an möglichen Ausbildungsplätzen. Unsere Erfahrungen zeigen, dass zunehmend auch schwächeren Jugendlichen der Einstieg in eine betriebliche Ausbildung gelingt. Allerdings bleiben immer noch einige Jugendliche ohne Ausbildungsplatz, weil sie aus persönlichen Gründen oder aufgrund ihrer Lebensumstände ohne Hilfe eine Ausbildung nicht aufnehmen oder erfolgreich beenden könnten. Die Hintergründe dafür sind vielfältig, sie reichen von Verhaltensauffälligkeiten bis hin zu Sprachproblemen. Auch alleinerziehende junge Mütter und Väter können zur Zielgruppe gehören. Für diese Jugendlichen legen wir das neue Förderprogramm „Assistierte Ausbildung“ auf.

Was macht die Assistierte Ausbildung besser als bisherige Förderinstrumente?

Die assistierte Ausbildung ist ein individuell zugeschnittenes Unterstützungsangebot für Jugendliche, die über die ausbildungsbegleitenden Hilfen deutlich hinausgeht. Wir betreuen sowohl die Teilnehmer als auch die Betriebe inhaltlich und zeitlich viel umfangreicher. Es kann dabei um ganz allgemeine Alltagshilfen gehen, zum Beispiel das morgendliche Abholen und Begleiten zum Betrieb oder die Strukturierung des Tagesablaufes. Bei Bedarf wird mit den Eltern gearbeitet, bei Konflikten und Krisen geholfen oder ein Verhaltenstraining durchgeführt. Zusätzlicher Unterricht von vier bis neun Schulstunden pro Woche – bei Bedarf während der kompletten Ausbildung – und die Unterstützung bei der Prüfungsvorbereitung sind ein wesentlicher Bestandteil der Förderung.

Beginnt die Betreuung erst mit Ausbildungsbeginn oder müsste nicht viel früher angesetzt werden?

Die Betreuung während der Ausbildung ist nur das Pflichtprogramm. Abhängig vom Einzelfall beginnt die Assistierte Ausbildung bis zu sechs Monate vor Ausbildungsbeginn mit einer Berufsberatung, Bewerbungstraining und Praktika in Vollzeit. Nach der Ausbildung folgt bei Bedarf eine dreimonatige Unterstützung beim Übergang in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung.

Warum sollte ein Betrieb sich für die assistierte Ausbildung entscheiden?

Ich empfehle den Betrieben, ihren Blickwinkel bei ihrer Suche weit zu fassen. Die Zahl der Schulabgänger ist in der Region dieses Jahr erstmals demographisch bedingt zurückgegangen und sinkt in den nächsten 5 Jahren weiter um rund 17 Prozent. Um bei dem sinkenden Bewerberpotenzial die eigenen Stellen erfolgreich zu besetzen, sollten die Betriebe auch Jugendlichen eine Chance geben, die anhand ihrer Unterlagen nicht genau ihren Wünschen entsprechen. Potenzial wird oft erst auf den zweiten Blick offenkundig. Leistungswille in der Ausbildung und Teamfähigkeit haben nicht immer mit Schulnoten zu tun. Es lohnt sich, die jungen Menschen zunächst einmal unvoreingenommen anzuschauen und zum Beispiel in einem Praktikum kennen zu lernen.

Welche konkreten Vorteile haben die Betriebe?

Die Betriebe werden bei Bedarf ebenfalls individuell begleitet. Wir unterstützen sie bereits vor Ausbildungsbeginn zum Beispiel bei der Auswahl passender Bewerber und bei der Zulassung als Ausbildungsbetrieb, wenn sie bisher noch nicht ausgebildet haben. Im Betriebsalltag geht die Unterstützung weiter, beispielsweise durch Beratung bei der Auswahl geeigneter Ausbildungsmethoden, Coaching der Ausbilder oder durch eine Unterstützung bei administrativen Arbeiten. Darüber hinaus gibt es noch viel mehr mögliche Formen der Unterstützung, die ich hier nicht alle aufzählen kann. Am besten ist es, wenn die Betriebe unseren Arbeitgeberservice ansprechen. Unsere Kollegen werden sie gerne individuell beraten.

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