100 Jahre SWF – Siegener Werkzeug- und Härtetechnik GmbH

Ein langjähriger Mitarbeiter setzt ein Werkstück, mit besonderen Anforderungen an die Härtung, aus der Salzschmelze um.

Auch aus einer eher einfachen Geschäftsidee kann durchaus Großes entstehen. Das zeigt das Beispiel der SWF – Siegener Werkzeug- und Härtetechnik GmbH in Siegen, wo man in diesem Monat auf ein 100-jähriges Bestehen zurückblicken kann. Nachdem der Firmengründer, Hans Schilling, aus dem Ersten Weltkrieg heimgekehrt war, fand er keine Stelle in der Siegerländer Industrie. Feilen kann jeder brauchen, dachte er sich offenbar, und machte sich mit der Fertigung dieser Werkzeuge selbstständig. Mit Hilfe seiner Freunde Carl und Heinrich Weiss eröffnete er die „Siegener Feilen- und Werkzeugfabrik“. Daraus entstand in hundert Jahren ein im Siegerland einzigartiger Dienstleister im Bereich der Wärmebehandlung für die Industrie. Darüber hinaus gibt es auch bis heute ein Standbein in der CNC-Bearbeitung.

Hans Schilling gründete die Siegener Feilen- und Werkzeugfabrik am 27. März 1919 als GmbH und nahm im Sommer 1919 in einer Halle der Ingo-Werke der Brüder Weiß in Eiserfeld den Betrieb auf. Noch 1919 verlegte der Gründer das junge Unternehmen an den bis heute bestehenden Standort an die Leimbachstraße in Siegen. Bereits im Herbst 1919 wurde Hans Schilling jedoch Technischer Vorstand bei der Siegener Eisenbahnbedarf AG (heute Bombardier in Netphen). Zusammen mit seinen beiden Teilhabern Weiß wurde daraufhin der damalige Prokurist der Maschinenbau AG vorm. A. und H. Oechelhaeuser in Siegen, Wilhelm Meinhard, zum Geschäftsführer der Siegener Feilen- und Werkzeugfabrik bestellt.  Dieser übernahm einige Jahre später sämtliche Gesellschaftsanteile des jungen Unternehmens und prägte es jahrzehntelang.

Wie eine Anzeige aus dem Jahr 1922 zeigt, fertigte man damals nicht nur Feilen aller Art, sondern befasste sich bereits auch mit der Fertigung von Spanwerkzeugen (Dreh- und Hobelmeißeln mit Schnellstahlschneiden). Nach dem Zweiten Weltkrieg gewann die Herstellung von Drehwerkzeugen (stumpfgeschweißte Schnellstahlwerkzeuge) weiter an Gewicht. Darüber hinaus entstand in den 1950er Jahren eine Lohnhärterei zur Wärmebehandlung vor allem von Schnellarbeitsstählen. 1959 wurde die Feilenproduktion eingestellt und danach die mechanische Fertigung weiter ausgebaut.

Gruppenbild mit zwei Geschäftsführer-Generationen, von links nach rechts: Ralf Schleidgen, Ernst Langer, Svend Schleidgen, Benjamin Langer.

1967 übernahm der Schwiegersohn von Wilhelm Meinhardt, Günther Schaefer, das Unternehmen. Unter seiner Leitung wurde das Unternehmen weiter umstrukturiert und vor allem die Lohnhärtung von Werkzeugstählen ausgebaut. Zum 1. April 1989 veräußerte Günther Schaefer aus Nachfolgegründen sein Unternehmen, bei dem damals 24 Beschäftigte tätig waren: Die SWF – Siegener Werkzeug- und Härtetechnik GmbH wurde von den neuen Gesellschaftern Hermann Schäfer, Ernst Langer und Ralf Schleidgen übernommen. Damit begann eine neue Ära, in deren Verlauf bis heute mit erheblichen Investitionen neue Geschäftsbereiche erschlossen wurden. Zu den herausragenden Ereignissen gehörte etwa der Einstieg in die Vakuum-Härtetechnik ab 1989, der Neubau der Werkzeug-Fertigung mit Sozialräumen und einem Seminarbereich im Jahre 1997, die Installation einer ersten Plasmanitrieranlage in 1999 sowie der Neubau der Vakuum­härterei 2006 als bislang größtes Bauvorhaben. 2011 gliederte man den Bereich Werkzeughandel Sandvik-Coromant/Precitool aus und schloss diesen mit zwei anderen Unternehmen zur tim tools-in-motion GmbH am Standort Meinerzhagen zusammen. 2013 wurde die Plasmatechnik Grün GmbH in Siegen übernommen und zum Jahreswechsel 2018/19 in die SWF integriert.

2008 schied Hermann Schäfer bei SWF aus. Ralf Schleidgen trat im Frühjahr 2009 als Geschäftsführer zurück, sein Nachfolger wurde sein Sohn, Svend Schleidgen. Ernst Langer ging 2017 in den Ruhestand. Auch hier folgte dessen Sohn, Benjamin Langer, als Nachfolger. Die beiden Seniorchefs stehen weiterhin beratend im Unternehmen und als Gesell­schafter zur Verfügung.

Im Jubiläumsjahr präsentiert sich SWF im Dienstleistungsbereich mit einem breiten Angebot auf dem Gebiet der Wärmebehandlung (Härten und Nitrieren im Schutzgas, Vakuum, Salzbad und Plasma) von Werkstücken. Im Bereich CNC-Bearbeitung mit angeschlossener CAD-/CAM-Programmierung werden zeichnungsgebundene Bauteile für Kunden sowie Werkzeuge für die Recyclingindustrie und Zerspanungswerkzeuge gefertigt. Darüber hinaus werden in Zusammenarbeit beider Unternehmensbereiche sogenannte kalibrierte Härtevergleichsplatten zur indirekten Überprüfung von Härtemaschinen hergestellt. Diese Messmittel aus homogenem Spezialstahl müssen sowohl bei der mechanischen Bearbeitung als auch bei der anschließenden Wärmebehandlung allerhöchste Anforderungen erfüllen. Derzeit zählt das Familienunternehmen 72 Beschäftigte.

Kommentar hinterlassen zu "100 Jahre SWF – Siegener Werkzeug- und Härtetechnik GmbH"

Hinterlasse einen Kommentar

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.