Hohe Arbeitskräftenachfrage prägt 2016

Dr. Bettina Wolf, Vorsitzende der Geschäftsführung der Siegener Agentur, ist sehr zufrieden mit der Entwicklung des regionalen Arbeitsmarktes im vergangenen Jahr.

„Die niedrigste Arbeitslosigkeit, der höchste Stellenbestand – das sind beeindruckende Rekorde“, stellt Dr. Bettina Wolf fest. Die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Siegen hat am Mittwoch die Jahresbilanz 2016 vorgestellt. Die sehr gute Lage am Arbeitsmarkt sei ein großer Erfolg für die ganze Region, ist die Arbeitsmarkt-Expertin überzeugt. Die Arbeitsweise und Aufgaben der Agentur für Arbeit werde die gute Wirtschaftslage in der Region Siegen-Wittgenstein und Olpe jedoch weiter verändern, ist sich Dr. Wolf sicher.

Durchschnittlich 11.550 Menschen waren 2016 arbeitslos. Das sind 269 Personen weniger als 2015. Die niedrigste Arbeitslosenzahl der letzten 10 Jahre, wie Dr. Wolf betont. Die Arbeitslosenquote sinkt von 5,1 auf 5,0 Prozent. Doch geprägt wurde das Jahr von anderen Themen. „Zwei große Aufgaben haben unsere Arbeit im letzten Jahr bestimmt, die hohe Arbeitskräftenachfrage und die Arbeit mit den geflüchteten Menschen“, bekennt Dr. Wolf. Bereits im Dezember 2015 hat die Agentur für Arbeit gemeinsam mit den Jobcentern und den beiden Kreisen je einen Integration Point in Siegen und in Olpe eröffnet. Rund 2.000 geflüchtete Menschen haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Integration Point in den vergangenen 12 Monaten beraten.

„In den ersten Wochen 2016 haben wir wichtige Erfahrungen in der Arbeit mit den geflüchteten Menschen gemacht“, berichtet Dr. Wolf. Ihre wichtigste Erkenntnis: „Die Integration in Arbeit ist immer das Ende eines mehrstufigen Prozesses. Als erstes müssen die Menschen die deutsche Sprache lernen. Dann folgen spezielle Maßnahmen, um sie zu qualifizieren und an die Arbeit in Deutschland heran zu führen. Über verschiedene Formen von Praktika oder einen Eingliederungszuschuss kann dann die Aufnahme von Arbeit oder Ausbildung gelingen.“

Im Sommer jagte ein Monatsrekord den nächsten: In sechs von 12 Monaten waren bei der Arbeitsagentur über 3.000 freie Stellen gemeldet. Letztlich waren im Jahresschnitt 2.883 Arbeitsstellen unbesetzt. Auch dieser Wert ist ein Rekord. Verglichen mit 2015 waren 470 freie Stellen mehr im Bestand, ein Zuwachs von 19,4 Prozent. „Der hohe Stellenbestand hat das letzte Jahr erheblich geprägt, denn jede offene Stelle ist eine berufliche Chance für einen arbeitslosen Menschen“, betont Dr. Wolf.

Doch die Agentur-Chefin weist mit Nachdruck auf die Kehrseite hin: „Vielen Betrieben in der Region fällt es zunehmend schwer die passenden Fachkräfte zu finden.“ Mittlerweile brauchen die Personaler fast drei Monate länger als geplant, um eine freie Stelle zu besetzen. Vakanzzeit heißt diese Zeit bei der Arbeitsagentur. Sie bezeichnet den Zeitraum zwischen dem frühestmöglichen Besetzungstermin einer Stelle und dem Tag, an dem der neue Mitarbeiter seinen ersten Arbeitstag hat. Die durchschnittliche Vakanzzeit betrug im letzten Jahr 82 Tage. Acht Tage mehr als 2015 und 34 Tage mehr als noch 2007.

„Die Wirtschaft benötigt Fachkräfte, doch vielen Arbeitslosen fehlen die notwendigen Qualifikationen“, begründet Dr. Wolf und belegt ihre Aussage mit Zahlen aus ihrer Statistik. Rund zwei Drittel der Arbeitslosen suchen eine Helfertätigkeit, aber nur jede vierte Stelle ist passend für einen ungelernten Mitarbeiter. Die Betriebe suchen vor allem Mitarbeiter mit gewerblicher oder kaufmännischer Ausbildung. „Die Entwicklungen am Arbeitsmarkt sind für uns als Agentur für Arbeit ein klarer Arbeitsauftrag: Wir werden in diesem Jahr noch mehr Geld in die Qualifizierung und Weiterbildung von Arbeitslosen, aber auch von geringqualifizierten Beschäftigten investieren“, kündigt die Chefin der Arbeitsagentur an.

Schon im vergangenen Jahr hat die Arbeitsagentur viel Geld in die Hand genommen, um Menschen für die heimischen Betriebe zu qualifizieren. 12,6 Millionen Euro waren es alleine für Maßnahmen zur Qualifizierung, Weiterbildung und die Berufsausbildung junger Menschen unter 25 Jahren. Rund 12.900 Personen haben 2016 davon profitiert. Das waren 1.750 mehr als im Vorjahr und in 2017 will die Arbeitsagentur Siegen noch mehr Menschen fördern. Darum steigt das Bildungsbudget um über 3 Millionen Euro auf 15,7 Millionen. Ein Großteil der zusätzlichen Gelder geht in die Förderung der beruflichen Weiterbildung und Qualifizierungsmaßnahmen bei Bildungsträgern. Jugendliche und junge Erwachsene fördert die Agentur mit 6,3 Millionen. „Der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit ist eine abgeschlossene Berufsausbildung. Darum ist uns die Erstausbildung junger Menschen besonders viel Geld wert“, bekräftigt Dr. Bettina Wolf. Die Arbeitsagentur finanziert zum Beispiel berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen, Berufsausbildungen in außerbetrieblichen Einrichtungen und Nachhilfeunterricht für Auszubildende.

Auch viele Langzeitarbeitslose konnten von den Maßnahmen der Arbeitsagentur profitieren. Ihre Anzahl ist 2016 um 332 auf durchschnittlich 4.079 gesunken. Hier spiegelt sich auch die Arbeit der beiden Jobcenter Kreis Siegen-Wittgenstein und Kreis Olpe wieder. Mit 3.532 Kunden betreuen sie den größten Anteil an Langzeitarbeitslosen. „Gemeinsam mit den beiden Jobcentern ist es gelungen, viele Langzeitarbeitslose direkt oder mit Hilfe gezielter Qualifizierungen in Arbeit zu vermitteln“, berichtet Dr. Bettina Wolf und ergänzt: „Uns ist wichtig, dass diese Menschen sich dauerhaft in Beschäftigung bewähren können, darum werden wir auch in diesem Jahr wieder auf abschlussorientierte Qualifizierungen und Umschulungen setzen.“

Im Kreis Siegen-Wittgenstein waren 2016 durchschnittlich 8.264 Personen arbeitslos. Das sind 227 Menschen weniger als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote beträgt 5,4 Prozent. In den letzten zehn Jahren war die Arbeitslosigkeit nie so niedrig, wie im vergangenen Jahr. Die Langzeitarbeitslosigkeit ist um 7,9 Prozent auf 2.974 Personen gesunken. Die Ausländer-Arbeitslosigkeit ist um 269 Personen auf 1.970 gestiegen. Der Arbeitgeber-Service hat im letzten Jahr 6.707 Stellen eingeworben. Das sind 347 Stellen mehr als im Vorjahr. Der Bestand lag im Jahresdurchschnitt bei 1.825 Stellen, 16,9 Prozent mehr als im Vorjahr und mit Abstand der Höchststand der letzten Jahre.

Im Kreis Olpe waren im Jahr 2016 durchschnittlich 3.285 Personen arbeitslos. Das sind 43 Personen oder 1,3 Prozent weniger als 2015. Die Arbeitslosenquote beträgt 4,2 Prozent. Zusammen mit dem Jahr 2008 ist das die niedrigste Quote der letzten zehn Jahre. Die Langzeitarbeitslosigkeit ging im letzten Jahr um 78 Personen oder 6,6 Prozent auf durchschnittlich 1.106 Langzeitarbeitslose zurück. Die Arbeitslosigkeit von Ausländern ist 2016 um 170 Personen auf 841 gestiegen. Der Stellenzugang lag mit 5.274 neuen Stellen 14,6 Prozent über dem Vorjahr. Der Bestand lag 24,1 Prozent über dem Vorjahr und betrug durchschnittlich 1.057 offene Stellen.

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