Die Wahl zwischen „Pest und Cholera“

Don F. Jordan (Mitte) und Rüdiger Lentz (rechts) diskutierten unter der Moderation von Frank Mignon (links) über die Präsidentschaftswahlen in den USA und ihre Folgen für Europa.

Am 8. November müssen sich die amerikanischen Wähler zwischen zwei gleichermaßen unbeliebten Präsidentschaftskandidaten entscheiden. Talk-Gast Don F. Jordan betonte: „Egal wer die Wahl gewinnt, Deutschland und auch Europa müssen damit rechnen, stärker an den Kosten für die Terrorabwehr und die Verteidigung beteiligt zu werden.“ Gut zwei Wochen vor den Wahlen in den USA diskutierte der gebürtige New Yorker Journalist und langjährige Deutschlandkorrespondent Don F. Jordan gemeinsam mit Rüdiger Lentz, Direktor des Aspen Institute Berlin, die Frage „TTIP, Terror, Trump – Wohin steuern die USA?“. Musikalisch begleitet von Anita Vidovic und moderiert von Frank Mignon empfingen die Arbeitgeberverbände Siegen Wittgenstein rund 80 Gäste im Haus der Wirtschaft zum dritten ‚Talk um Fünf‘. Das interessierte Publikum erhielt Gelegenheit, Einsichten der beiden versierten Journalisten und Amerikakenner zu teilen.  Bereits in seiner Begrüßung stellte Dipl.-Ing. Jörg Dienenthal, Vorsitzender der Unternehmerschaft Siegen-Wittgenstein und des VdSM Verband der Siegerländer Metallindustriellen e.V. heraus, dass die in Amerika anstehende Wahl weitreichende Folgen für Europa und Deutschland haben wird.

„In den USA liegen die Kosten für die insgesamt sechzehn Geheimdienste bei rund 160 Dollar pro Jahr pro Kopf, in Deutschland bei gerade einmal acht Euro“, begründete Jordan seine These. Lentz ergänzte: “Sicherheit gibt es nicht zum Nulltarif, wir sind hier in der Pflicht!“ Beide Gäste waren sich darüber einig, dass ein funktionierendes weltweites Netz von Geheimdiensten für die effektive Terrorismusbekämpfung erforderlich ist. „Wichtig ist Kontrolle“, so Lentz, „demokratische Kontrolle der Geheimdienste durch effektive Gremien.“

Durch die Wahl am 8. November und die Entscheidung zwischen „der Pest und der Cholera“ wie Trump und Clinton gerne genannt werden, würden Weichen für die Zukunft gestellt. Der oder die nächste Präsident/in werde beispielsweise durch die Neubesetzung freier oder frei werdender Posten im Obersten Gerichtshof das Machtgefüge in einem der wichtigsten Verfassungsorgane Amerikas grundlegend verändern, führte Jordan aus. Eine Entscheidung gegen die politische Elite sei eine Entscheidung für Trump, merkt Lentz an, seine Nähe zu Putin und seine Unberechenbarkeit machten den Multimilliardär jedoch zu einer Unbekannten in der Rechnung zur Zukunft Europas und der USA.

Nachdem mit Frankreich, Italien und nicht zuletzt Großbritannien tragende Säulen im europäischen Machtgefüge an Bedeutung verloren haben, werde Deutschland in den USA immer mehr als Stimme Europas wahrgenommen. Die damit einhergehenden Verpflichtungen und die Verantwortung sorgten an einigen Stellen für Überforderung, brachte Lentz es auf den Punkt. Europa stehe an einem Wendepunkt und die nahe Zukunft sei unklar.

In den vergangenen Jahren seien zudem eine zunehmende Entfremdung und ein wachsender Skeptizismus gegenüber Amerika deutlich geworden, waren sich Jordan und Lentz einig. Die Bindung der USA an Europa lasse durch die veränderten Bevölkerungsanteile der ethnischen Gruppen nach, ergänzte Jordan. Gleichzeitig bestehe jedoch eine wechselseitige wirtschaftliche Abhängigkeit, die eine Neudefinition der Identitäten und Interessen notwendig mache, führte Lentz aus.

Das Freihandelsabkommen TTIP, das zwei der größten Wirtschaftsräume der Welt vereinen und durch einheitliche Normen und Regelwerke Bürokratie verringern soll, sei entgegen der allgemeinen öffentlichen Überzeugung keine rein amerikanische Idee gewesen. Der Grundstein dazu sei von Angela Merkel bereits während der Amtszeit von George W. Bush gelegt worden, merkte der studierte Politikwissenschaftler Rüdiger Lentz an.

Kommentar hinterlassen zu "Die Wahl zwischen „Pest und Cholera“"

Hinterlasse einen Kommentar

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.