„Ungenutzte Potenziale der Bevölkerung 50 Plus nutzen!“

Detlef Ochel, Inhaber der Personalberatung Ochel Consulting.

Früher wurden sie mit einem goldenen Handschlag in den vorzeitigen Ruhestand verabschiedet. Heute werden sie wieder zu begehrten Fachkräften: die älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Der demografische Wandel in unserer Gesellschaft und der damit verbundene Mangel an qualifizierten Fachkräften haben die Beschäftigungschancen älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Industrie deutlich verbessert. Gleichzeitig erkennen immer mehr Unternehmen das Potenzial älterer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Neben der Berufserfahrung und den über viele Jahre erworbenen Fachkenntnissen spielen dabei auch die sozialen Kompetenzen eine wesentliche Rolle. Aber es gibt noch einiges zu tun. Die Personalberatung Ochel Consulting hat sich auf die Fahne geschrieben, die Gruppe der über 50-jährigen verstärkt in den Focus zu nehmen. Warum sie das tut, erläutert Inhaber Detlef Ochel im Interview.

Hallo Herr Ochel, seit einigen Monaten stellen wir fest, dass Sie sich nachdrücklich für die Berücksichtigung von Arbeitnehmern einsetzen, die vermeintlich „älter“ sind. Wie kamen Sie dazu?

Es waren die Erfahrungen der letzten Jahre, die dazu geführt haben, dass ich mich entschlossen habe, mich aktiv für Bewerber einzusetzen, die bereits über eine lange Berufsvita verfügen. Menschen, die eben etwas älter als der Durchschnitt sind. 50 Plus sollte als Qualitätsmerkmal und nicht als Malus verstanden werden. Hier läuft etwas aus dem Ruder. Alle Menschen ab Jahrgang 1971 gehören übrigens dazu. Sie alle fallen leider zu Unrecht und zu oft durchs Raster. Viele der Altersgruppe sind perfekt ausgebildet, werden aber bei der Besetzung von offenen Stellen wegen des Alters nicht oder seltener berücksichtigt. Hier versuche ich im Beratungsgespräch Aufklärungsarbeit zu leisten.

Und das gelingt?

Zunehmend schon. Gerade dann, wenn man schon länger zusammenarbeitet. Bei Bestandskunden führen wir auch eine Beratung in strategischen Themen durch und wir werden nach unserem Rat gefragt. Bei Neumandanten ist hier deutlich mehr Überzeugungsarbeit zu leisten. Der Fachkräftemangel, lange angedroht, ist doch schon massiv in Südwestfalen zu spüren und wird natürlich Einfluss bei einer qualifizierten Stellenbesetzung haben. Wenn man sich die Statistiken anschaut, wird das nicht besser. Allein in Siegen-Wittgenstein ist die Bevölkerung von 2000 bis 2019 um 6,4 Prozent gesunken. Bad Laasphe hat sogar 12,7 Prozent verloren. Das kann und wird an den Unternehmen nicht vorbeigehen. Unternehmen sind hier gefordert, produktive Kooperationen der Generationen zu organisieren. Um mal die zeitliche Dimension aufzuzeigen, mit 50 steht man einem Unternehmen noch mehr als 15 Jahre konstant zur Verfügung. Diese Mitarbeiter sind besonders unternehmenstreu. 15 Jahre sind auf der Zeitachse eines Betriebs ein langer Zeitraum mit viel Perspektive. Deswegen werbe ich dafür: ungenutzte Potenziale der Bevölkerung 50 Plus müssen unbedingt genutzt werden. Im IHK-Bezirk Siegen macht diese Personengruppe einen Anteil von mehr als 23 Prozent aus. Wer kann es sich leisten, darauf zu verzichten?

Warum glauben Sie, dass dennoch vor allem junge Bewerber gesucht werden?

Ich habe versucht, hierauf in Studien und Statistiken Antworten zu finden. Drei wesentliche Punkte stehen dafür für mich im Zentrum. Erstens bringen junge Arbeitnehmer mehr Innovationswissen mit. Weiter ist die „fluide“ Intelligenz, also die Informationsaufnahme und -verarbeitung, stärker ausgeprägt als bei älteren Arbeitnehmern. Und daraus leitet sich drittens ab, dass sie sich besser und schneller neuen Situationen anpassen können.

Also spricht doch Vieles für die Jugend?

Dazu muss man sich die andere Seite anschauen, denn aus meiner Sicht gleicht sich das aus. Denn ältere Arbeitnehmer wiederum haben bei der „kristallinen“ Intelligenz die Nase vorn. Dazu gehören Fach- und Steuerungswissen, aber auch verbale und soziale Fähigkeiten. Ältere Arbeitnehmer können ihr betriebsspezifisches Erfahrungswissen stärker einbringen. Und nicht zuletzt punkten diese mit ihrer speziellen Intelligenz und einem großen beruflichen Wissen. Und das baut man sich erst mit den Jahren auf.

Also ist der Altersmix im Team die ideale Lösung?

Absolut! Die Vorteile aus beiden Welten können beim richtigen Altersmix erfolgreich zusammengebracht werden! Es spiegelt ja auch die aktuelle Situation in den Unternehmen wider. Es sind doch oft drei Generationen gleichzeitig in einem Unternehmen beschäftigt. Die Unterschiede zwischen Jung und Alt muss man als Chance zur Weiterentwicklung betrachten. Es darf hier keine Kultur der Konkurrenz herrschen. Und noch mal, der demographische Wandel ist bereits im vollen Gang. Es ist der Auftrag der Führungsebene in Unternehmen, auf diese veränderte Situation souverän zu reagieren. Jüngere und ältere Beschäftigte verfügen über unterschiedliche Stärken und Kompetenzen, die sich gegenseitig ergänzen können. Durch die Kombination dieser unterschiedlichen Kompetenzen, Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse kann für das Unternehmen bzw. die Organisation ein großer Mehrwert entstehen. Ein Unternehmen muss Wissen und Können erhalten und ausbauen. Man braucht beide Seiten für den Erfolg.

Informationen zum Unternehmen:

Die Personalberatung Ochel Consulting wurde vor mehr als 20 Jahren gegründet. Sie betreut national und international mehr als 150 Mandanten bei der nationalen und internationalen Stellenbesetzung im kaufmännisch-technischen Bereich. Gründer und Inhaber ist Detlef OcheI. Er ist ausgebildeter Personalberater, Recruiter und Demographieberater. Das Team aus Siegen hat bis heute mehr als 18.000 Bewerber beraten, geprüft und in diesem Zusammenhang über 1000 erfolgreiche Rekrutierungsprojekte abgeschlossen.

Bild und Info: Ochel Consulting

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