Spürbar steigende Industrieumsätze bei gleichbleibend hohen Risiken

Umsatz- und Beschäftigtenentwicklung im Verarbeitenden Gewerbe (Betriebe mit 50 Beschäftigten und mehr) (Vergleich 2021 gegenüber 2020 in Prozent)

„Etliche der heimischen Industrieunternehmen blicken unter herausfordernden Rahmenbedingungen auf ein erfolgreiches Jahr 2021 zurück. Nach dem coronabedingten Einbruch 2020 zog der Industrieumsatz im vergangenen Jahr spürbar an. Die Auftragseingänge waren überwiegend erfreulich und die Produktionsauslastung zumeist sehr ordentlich. Umsatzseitig ist sogar das Vorkrisenniveau wieder erreicht. Das ist äußerst erfreulich. Aber: Die sprunghaft gestiegenen Preise für Energie, Rohstoffe und Vorprodukte schmälern die Erträge und belasten die Kalkulationen.“ Mit diesen Worten kommentiert IHK-Präsident Felix G. Hensel eine erste Analyse der im Jahr 2021 durch die Industriebetriebe mit mehr als 50 Beschäftigten erzielten Umsätze. Allerdings habe vor allem das letzte Quartal gezeigt, dass die Umsätze nicht mehr in dem Maße zulegten wie noch in der ersten Jahreshälfte. Felix G. Hensel: „Für Überschwang besteht daher kein Anlass. Die wirtschaftliche Perspektive bleibt äußerst instabil. Berechenbare Rahmenbedingungen wirtschaftlichen Handelns jedenfalls fühlen sich anders an.“

Der Industrieumsatz im IHK-Bezirk lag 2021 bei 15,46 Milliarden Euro (+1,65 Milliarden Euro). Die Steigerung gegenüber dem Vorjahr beträgt 12 Prozent und fällt damit stärker aus als im Landesdurchschnitt (+10,3 Prozent). Der Inlandsumsatz stieg in der Region um 14 Prozent (+1,1 Milliarden Euro), der Auslandsumsatz um 9,3 Prozent (+553,8 Millionen Euro). IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener: „Vor allem das Inlandsgeschäft unserer Unternehmen lief im vergangenen Jahr bestens. Mit dem Spitzenwert von etwa 9 Milliarden Euro liegt der Inlandsumsatz beachtliche 6,5 Prozent über dem Vorkrisenniveau. Noch nie konnten die heimischen Industrieunternehmen mehr innerhalb Deutschlands umsetzen. Anders das Auslandsgeschäft, das mit 4,9 Prozent unter dem Umsatzwert von 2019 liegt. Fehlendes Vormaterial, die Chip-Knappheit, weiterhin Staus vor den Häfen und ein Mangel an Containern – all das macht unserer stark vom Export geprägten Industrie erheblich zu schaffen.“ Die Hoffnung wächst jedoch, dass sich der Knoten in den globalen Lieferketten endlich zu lösen beginnt. Bei den Exporterwartungen überwiegen derzeit die positiven Meldungen deutlich. Dies mache mit Blick auf die kommenden Monate zwar Mut, könne sich aber über Nacht verändern, wenn der Ukraine-Konflikt eskaliere. Klaus Gräbener: „Kommt es zu einer militärischen Auseinandersetzung, sind alle bisherigen Konjunkturprognosen Makulatur. Niemand in unserer exportorientierten Wirtschaft weiß, was dann geschieht; jeder ahnt jedoch, dass es sehr weh tun wird.“

Unternehmen aus dem Kreis Olpe deutlich im Aufwind

In den Kreisen des IHK-Bezirks waren die Umsatzsteigerungen unterschiedlich stark ausgeprägt. In Siegen-Wittgenstein stieg der Gesamtumsatz im Vergleich zum Vorjahr um 8,3 Prozent (+698,1 Millionen Euro). Der Inlandsumsatz lag hier um 5,8 Prozent über dem Vorkrisenniveau, der Auslandsumsatz war jedoch mit einem Minus von 8,1 Prozent noch ein Stück weit vom Vor-Pandemie-Niveau entfernt. Demgegenüber verzeichneten die Unternehmen aus dem Kreis Olpe einen deutlich über dem Landesdurchschnitt liegenden Zuwachs von 17,5 Prozent (+953,1 Millionen Euro). Felix G. Hensel: „Die Industrie im Kreis Olpe legte ein erstaunliches Jahr hin. Der bisherige Spitzenwert aus dem Jahr 2019 wurde um 326 Millionen Euro (+5,4 Prozent) übertroffen. Sowohl beim Inlands- als auch beim Auslandsumsatz erzielten die Unternehmen Rekordwerte. Derart positive Zahlen hätte wohl kaum jemand für möglich gehalten.“

Innerhalb der für die Region bedeutsamen Industriezweige fällt das Jahresergebnis durchweg besser als 2020 aus, jedoch mit unterschiedlicher Ausprägung. Während bei den Unternehmen der Metallerzeugung und -bearbeitung (z.B. Gießereien und Rohrhersteller) eine deutliche Umsatzsteigerung von 29,6 Prozent zu Buche steht, fällt der Zuwachs in der Gummi- und Kunststoffindustrie (+9,4 Prozent), bei den Herstellern von Metallerzeugnissen (6,8 Prozent) sowie beim Maschinen- und Anlagenbau (+5,2 Prozent) deutlich niedriger aus.

Beschäftigung in der Industrie bleibt unter dem Vorjahresniveau

Die Spuren der Corona-Pandemie sind bei den Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes weiterhin sichtbar. In den Industrieunternehmen mit 50 und mehr Mitarbeitern waren zum Jahresende 53.165 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt – 1.111 bzw. 2,0 Prozent weniger als vor einem Jahr. Klaus Gräbener: „Beschäftigungsseitig hielt unsere Industrie 2021 aus gutem Grund die Luft an. Das Blatt wendet sich jedoch derzeit wieder. Zahlreiche Unternehmen planen, ihr Personal in den kommenden Monaten aufzustocken. Sie setzen dabei neben rentierlichen Aufträgen auf offene Märkte und wieder reibungsloser funktionierende Lieferketten; vor allem aber hoffen sie, dass kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Russland und der Ukraine ausbleiben.“

Text und Grafik: IHK Siegen

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