Die Corona-Pandemie hat Deutschland weiterhin fest im Griff. Zwar gehen die Zahlen der Neuinfektionen derzeit zurück, dennoch bleiben die Belastungen für das Gesundheitswesen hoch. Nach wie vor sind viele Bereiche der Wirtschaft geschlossen oder können nur mit erheblichen Einschränkungen genutzt werden. Gleiches gilt auch für das Bildungswesen, Kultureinrichtungen Großveranstaltungen und die sozialen Kontakte der Menschen untereinander. Den Unternehmen wurde eine Bereitstellungspflicht für Mitarbeiter-Schnelltests auferlegt. Ebenso gilt weiterhin die Home-Office-Pflicht, soweit das betrieblich möglich ist. Dennoch zeigen sich erste Erfolge in der Pandemiebekämpfung, insbesondere durch die Ausweitung der Impfungen.

Nach anfänglichen Lieferengpässen der bestellten Impfstoffe hat die Impfkampagne endlich Fahrt aufgenommen. Neben den Impfzentren sind inzwischen die Hausärzte mit eingebunden. Ab Juni sollen auch die Betriebsärzte impfen dürfen. Nordrhein-Westfalen hat vor diesem Hintergrund die Rücknahme der Einschränkungen für bereits komplett geimpfte Personen beschlossen. Sie werden Genesenen und negativ Getesteten gleichgestellt. Die Bundesregierung berät ebenfalls über entsprechende Regelungen. Hintergrund für diese Maßnahmen ist die immer lauter werdende Forderung nach Wiederherstellung der Grundrechte aufgrund des Wegfalls der Voraussetzungen für die Einschränkungen. Geimpfte seien demnach keine wesentlichen Infektionsträger mehr. Aktuell haben in Deutschland rund 28 Prozent der Bevölkerung die Erstimpfung und etwa acht Prozent die Zweitimpfung erhalten.

Die Arbeitgeberverbände Siegen-Wittgenstein haben zu diesem Thema die Meinung ihrer Mitglieder in einer Schnellumfrage eingeholt: „Halten Sie Öffnungen für komplett Geimpfte zum jetzigen Zeitpunkt für sinnvoll?“, lautete die Frage. Und das Ergebnis ist relativ eindeutig. Zwar sind gut ein Drittel der Befragten, die an der Umfrage teilgenommen haben, dagegen, dass die Beschränkungen für komplett Geimpfte jetzt schon aufgehoben werden. Aber Zweidrittel sind dennoch dafür. „Ja, die Öffnung für Geimpfte ist richtig und wichtig. Allerdings wird es zunächst nur ein überschaubares Angebot geben, da es ja noch nicht viele Menschen sind, die zweifach geimpft sind und ein Wirtschaftsbetrieb überlegen wird, ob sich die Öffnung für eine kleine Anzahl überhaupt lohnt“, so eine Meinung dazu. „Bitte erst mal das Impfen zügig gestalten. Und Fälschungsmöglichkeiten der Impfnachweise eliminieren. Sobald alle, die geimpft werden wollen, geimpft sind dann: ja“, lautete ein weiterer Kommentar. Und: „Komplette Öffnung nein. Lediglich eine limitierte Öffnung für zu bestimmende Lebensbereiche (Geschäfte, Sportstätten im Freien, Außengastronomie). Komplette Öffnung für Geimpfte erst bei bestehen einer Herdenimmunität.“

Es gibt aber auch kritischere Stimmen in Bezug auf Öffnungen für Geimpfte: „Zu früh, wir sind eine Solidargemeinschaft und sollten hier noch wenigstens solange durchhalten, bis ca. 60-70% wenigstens die Erstimpfung erhalten haben, um eine Immunisierung der Bevölkerung zu gewährleisten und ein neues Verbreiten des Virus einzudämmen. Ansonsten bekommen wir eine Zweiklassen-Gesellschaft, was dem demokratischen Gedanken und der Gleichstellung aller widerspricht.“

Die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen hat ihre Entscheidung bereits getroffen. Die Bundesregierung ist kurz davor. Sicherlich spielt dabei nicht nur das Prinzip der Verhältnismäßigkeit eine Rolle. Wie lange können die gravierenden Grundrechtseinschränkungen noch aufrecht erhalten werden, wenn der Grund dafür für eine steigende Zahl von Menschen wegfällt? Gleichzeitig zehrt der anhaltende Lockdown zusehens an den Nerven der Menschen. Da kann eine Öffnungsperspektive für eine gewisse Entspannung sorgen. Schließlich mag die Aussicht auf Erleichterungen auch eine Motivationshilfe für die Entscheidung sein, sich impfen zu lassen. Denn eine Herdenimmunität ist nur zu erreichen, wenn rund 70 Prozent der Menschen in Deutschland gegen das Corona-Virus geschützt sind. Spätestens ab dem Sommer, so die Aussage der Bundesregierung, sollte ja ein Impfangebot für Alle in Deutschland zur Verfügung stehen. Dann dürfte sich auch das Thema „Öffnung für Geimpfte“ deutlich entspannt haben.