Integrationswerkstatt für Flüchtlinge

Im Bildungszentrum Wittgenstein startete jetzt das Projekt Integrationswerkstatt für Flüchtlinge. Vorne im Bild drei der insgesamt elf Teilnehmer: (v.l.) Abraham Negasi, Muhammad Noor Alassi und Dilawar Ayoubi. Dahinter die Vertreter der am Projekt beteiligten Organisationen und Institutionen.

Die vielen Menschen, die als Flüchtlinge und Asylsuchende nach Deutschland kommen, stellen unser Land vor eine große gesellschaftliche Herausforderung. Kurzfristig geht es darum, ihnen einen sicheren Zufluchtsort zu gewähren und eine  Entscheidung ihrer Asylanträge sicherzustellen.

Die wichtigere, weil längerfristige politische Herausforderung dieser Flüchtlingskrise ist ebenso klar: Wir müssen heute die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Menschen, die in Deutschland eine dauerhafte Bleibeperspektive haben, nachhaltig integriert werden. Der Erwerb der deutschen Sprache, der Zugang zu Bildung, Ausbildung und Arbeit sind die zentralen Felder, in denen sich die Integrationspolitik zu bewähren hat.

Hier setzt die Integrationswerkstatt für Flüchtlinge in Wittgenstein an, eine zertifizierte Weiterbildungsmaßnahme, die seit April im Bildungszentrum Wittgenstein (BZW) in Bad Berleburg in Kooperation mit dem Berufsbildungszentrum (bbz) der IHK Siegen stattfindet. Zudem sind Lehrerinnen und Lehrer des Berufskollegs Wittgenstein eingebunden, um mit ihren Erfahrungen einen Teil des theoretischen Unterrichts zu übernehmen. Finanziert wird diese Maßnahme von der Agentur für Arbeit und dem Jobcenter. Finanzielle Beteiligung kommt darüber hinaus auch von den Arbeitgeberverbänden Siegen-Wittgenstein (AGV), die einen Teil der Fahrtkosten für die Teilnehmer übernehmen.

Die Teilnehmer, die im Alter zwischen 20 und 35 Jahren sind, kommen aus den Herkunftsländern Afghanistan, Albanien, Eritrea, Iran, Syrien und Nigeria. Das Bildungsniveau ist sehr unterschiedlich und reicht vom Universitätsabschluss bis zum ungelernten Arbeiter.

Ziel der sechsmonatigen Bildungsmaßnahme ist es, die Teilnehmer an den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt in den Bereichen Metall/Bau heranzuführen.

„Wir wollen etwas tun für die Integration von Flüchtlingen und haben dazu dieses Projekt gemeinsam mit Partnern aus der Region ins Leben gerufen“, erläuterte Winfried Schwarz, Geschäftsführer des Bildungszentrums Wittgenstein, die Beweggründe. Die Maßnahme laufe bereits seit gut vier Wochen mit insgesamt elf Teilnehmern. Drei davon stellte Winfried Schwarz im Rahmen eines Pressegespräch im Bildungszentrum vor. Muhammad Noor Alassi kommt aus Afghanistan und war dort als Vertriebsmanager tätig. Dilawar Ayoubi stammt aus Syrien und hat dort Physik studiert. Abraham Negasi schließlich ist aus Eritrea nach Deutschland geflüchtet. Er hat dort als Elektroinstallateur gearbeitet. Gemeinsam mit den anderen Kursteilnehmern werden sie jetzt mit den Grundlagen der metallbe- und -verarbeitung vertraut gemacht.

Für die Agentur für Arbeit ist dieses Projekt beispielhaft. Dass betonte Dr. Bettina Wolf, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Siegen. „Wittgenstein ist eine Beispielregion für die berufliche Integration von Flüchtlingen, auch als Maßnahme gegen den demografischen Wandel und den zu erwartenden Fachkräftemangel.“ Dr. Thorsten Doublet, Geschäftsführer der Arbeitgeberverbände Siegen-Wittgenstein, bezeichnete das Engagement des Verbandes als einen Beitrag der Wirtschaft zur erfolgreichen Integration von Flüchtlingen. „Wir sehen darin einen gesamtgesellschaftlichen Auftrag. Gleichzeitig verstehen wir uns als Bindeglied in die Unternehmen.“ Landrat Andreas Müller machte schließlich deutlich, dass das Erlernen der deutschen Sprache eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration sei. „Deshalb beteiligt sich der Kreis über das Berufskolleg Wittgenstein an dem Projekt. Dort werden den Flüchtlingen die notwendigen Sprachkenntnisse vermittelt.“ Gleichzeitig dankte er den Lehrerinnen und Lehrern des Berufskollegs, die diese Aufgabe zusätzlich übernommen hätten.

Die Inhalte des aufgebauten Projekts Integrationswerkstatt bestehen aus folgenden Modulen:

Kompetenzfeststellung

  • Schulabschlüsse, Berufsabschlüsse
  • Personale, soziale, methodische Kompetenzen

Förderung der mathematischen und sprachlichen Kompetenz

  • Besonders für den gewerblich-technischen Bereich
  • Anforderungen an Alltagssituationen

Berufsorientierungsphase

  • Praktisches Einsetzen der theoretischen Kenntnisse
  • Abgleichen Berufswunsch – Möglichkeiten

Bewerbungstraining

  • Erstellen von Bewerbungsunterlagen
  • Bewerbungsgespräche
  • Recherche von Praktikums- und Ausbildungsplätzen

Manuelle Grundlagenqualifizierung in den Bereichen Metall/Bau

  • Theoretische und praktische Unterweisung in
  • Fertigungsverfahren
  • Sozialverhalten

Betriebliches Praktikum (sechs Wochen)

  • Kennenlernen der Bedingungen im Arbeitsleben
  • Praktikumsbesuche
  • Passgenaue Zuordnung von Betrieben

Lehrgangsabschluss

  • Standortbestimmung
  • Perspektiven
  • Lehrgangszertifikate

 

 

1 Kommentar zu "Integrationswerkstatt für Flüchtlinge"

  1. Damit die EU nicht an der Flüchtlingskrise zerbricht und die Reisefreiheit im Schengenraum weiterlebt, gibt es nur einen Ausweg: eine gemeinsame europäische Antwort auf die Flüchtlingskrise. Mit einem wirksamen Schutz der europäischen Außengrenzen. Mit einer gerechteren Verteilung von Flüchtlingen und der Option, dass die unwilligen Länder sich anfangs freikaufen können. Und mit mehr europäischem Engagement in Syrien und an anderen Krisenorten.

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