Rund 2,6 Millionen Erwerbstätige wollten 2016 mehr arbeiten

In der laufenden Tarifrunden in der Metall- und Elektroindustrie fordert die IG Metall unter anderem eine Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit auf 28 Stunden. Zwar zeitlich befristet auf maximal zwei Jahre, aber als Rechtsanspruch für die Beschäftigten und mit einem Teillohnausgleich in bestimmten Fällen. Was die Gewerkschaft als Reaktion auf die Wünsche ihrer Mitglieder ansieht, steht jedoch im Gegensatz zu den Vorstellungen vieler Erwerbstätiger, die lieber mehr als weniger arbeiten würden. Das bestätigt jetzt auch eine Erhebung des des Statistischen Bundesamtes.

2016 wünschten sich rund 2,6 Millionen aller Erwerbstätigen im Alter von 15 bis 74 Jahren mehr Arbeitszeit (Unterbeschäftigte), während 1,2 Millionen Erwerbstätige weniger arbeiten wollten (Überbeschäftigte). Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, hatten teilzeit- und vollzeittätige Personen in Unterbeschäftigung insgesamt eine durchschnittliche gewöhnliche Wochenarbeitszeit von 28,9 Stunden und wünschten sich Mehrarbeit von 10,9 Stunden. Alle Überbeschäftigten – in Vollzeit oder in Teilzeit – kamen 2016 dagegen zusammen auf gewöhnlich geleistete Wochenarbeitszeiten in Höhe von durchschnittlich 41,6 Stunden und wünschten sich eine Verkürzung um 11,0 Stunden. Bei der Frage nach den Arbeitszeitwünschen sollten die Befragten berücksichtigen, dass Mehrarbeit mit einem entsprechend höheren und Minderarbeit mit einem entsprechend geringeren Verdienst einhergehen würde.

Unter Einbeziehung eventueller zweiter Tätigkeiten hatten alle Vollzeiterwerbstätigen – nach Ergebnissen des Mikrozensus und der Arbeitskräfteerhebung – eine durchschnittliche Wochenarbeitszeit von 41,7 Stunden, Teilzeitbeschäftigte kamen auf durchschnittlich 19,8 Wochenarbeitsstunden. Im Vergleich zum Vorjahr blieb die Wochenarbeitszeit bei den Vollzeittätigen unverändert, während die Wochenarbeitszeit der Teilzeittätigen durchschnittlich um 0,1 Stunden anstieg.

Die gewöhnlich geleistete Wochenarbeitszeit je Erwerbstätigen im Alter von 15 bis 74 Jahren betrug als Summe aus Haupt- und Nebentätigkeiten im Jahr 2016 durchschnittlich 35,6 Stunden. Die Berücksichtigung aller Arbeitszeitwünsche würde – rein rechnerisch – im Saldo zu einer Erhöhung der Wochenarbeitszeit um 0,4 Stunden je Erwerbstätigen führen.

Sämtliche Angaben zur geleisteten Wochenarbeitszeit enthalten – soweit vorhanden – gewöhnlich geleistete Wochenarbeitsstunden der Nebentätigkeit. 5,4 % der Erwerbstätigen hatten 2016 nach eigenen Angaben eine Nebentätigkeit. Betrachtet man nur die Haupttätigkeit der Erwerbstätigen, dann reduziert sich die durchschnittliche Wochenstundenzahl auf 35,2 Stunden (Teilzeit: 19,2 Stunden; Vollzeit: 41,3 Stunden).

Definitionen von Arbeitszeit, Unterbeschäftigung und Überbeschäftigung: Gewöhnlich geleistete Wochenarbeitsstunden beziehen sich auf eine typische, eher längere Referenzperiode. Im Mikrozensus beziehungsweise in der Arbeitskräfteerhebung 2016 erfolgt die Erfassung über folgende Frage:

* "Wie viele Stunden arbeiten Sie normalerweise pro Woche, 
einschließlich regelmäßiger Mehrstunden und Bereitschaftszeiten?"

Unterbeschäftigte sind Erwerbstätige, die den Wunsch nach zusätzlichen Arbeitsstunden haben und für diese auch zur Verfügung stehen. Dieser Wunsch wird im Mikrozensus beziehungsweise in der Arbeitskräfteerhebung 2016 über die folgenden zwei Fragen ermittelt:

* "Würden Sie gerne mit entsprechend höherem Verdienst Ihre normale 
Wochenarbeitszeit erhöhen?"
Info: Zur wöchentlichen Arbeitszeit zählen sowohl Haupt- als auch 
Nebentätigkeiten.
* "Könnten Sie innerhalb der nächsten 2 Wochen beginnen, mehr Stunden
als bisher zu arbeiten?"

Überbeschäftigte sind Erwerbstätige, die den Wunsch haben, ihre Arbeitsstunden zu reduzieren und dafür ein verringertes Einkommen hinnehmen. Im Mikrozensus beziehungsweise in der Arbeitskräfteerhebung 2016 lautet die zugehörige Frage:

* "Würden Sie gerne mit entsprechend niedrigerem Verdienst Ihre 
normale Wochenarbeitszeit verringern?"

Methodische Hinweise:

Die Erfassung von Arbeitszeiten und Arbeitszeitwünschen mit Hilfe von Personen- oder Haushaltsbefragungen kann – trotz ähnlicher Frageformulierungen – zu ganz unterschiedlichen Resultaten führen. Dies ist beispielsweise beim Vergleich von Mikrozensus und Sozio-oekonomischem Panel (SOEP) der Fall. Ergebnisse einer analysierenden Studie enthält der Artikel „Arbeitszeiten und Arbeitszeitwünsche: Unterschiede zwischen Mikrozensus und SOEP“, der in Wirtschaft und Statistik, Heft 4/2017 veröffentlicht ist.

Die Stichprobe des Mikrozensus und der darin integrierten Arbeitskräfteerhebung wurde zum Berichtsmonat Januar 2016 auf eine neue Auswahlgrundlage umgestellt, die jetzt auf den Ergebnissen des Zensus 2011 basiert. Durch den Umstieg kann die zeitliche Vergleichbarkeit mit Ergebnissen des Mikrozensus aus früheren Jahren eingeschränkt sein.

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