Nasser Winter ist eine Herausforderung für heimische Forstwirtschaft

Abseits der Wege steht man im Wald derzeit häufig im Wasser. Forstmaschinen können hier nicht mehr fahren. (Foto: Florian Bitter, Wald und Holz NRW)

Der Winter hat zwar gerade erst begonnen, doch schon jetzt haben die Forstleute von Wald und Holz NRW Sorgenfalten auf der Stirn und sprechen von einem „außergewöhnlich schlechten Jahr“. Normalerweise wird im Winter das Holz in den heimischen Wäldern geerntet und von dort abtransportiert, da die Böden gefroren und für die notwendigen Maschinen besser befahrbar sind. Schließlich sollen Wald und Waldboden bestmöglich geschont werden. Denn gesunde Waldböden sind Vorraussetzung für gesunde und produktive Wälder. In diesem Jahr ist es bisher jedoch vielerorts einfach zu nass.

Der überdurchschnittlich milde und nasse Winter erschwert die Holzernte erheblich. Das hat Konsequenzen für die gesamte Forstwirtschaft, die Waldbesitzenden und Sägewerke. „Die Waldböden sind durch die anhaltenden Niederschläge und den fehlenden Frost teilweise so stark aufgeweicht, dass die Arbeitsmaschinen schlicht einsinken würden. Deswegen können wir die gefällten Bäume nicht an die Waldwege transportieren.“, sagt Manfred Gertz vom Regionalforstamt Siegen-Wittgenstein. Und die Zeit drängt. Zahlreiche Sägewerke warten dringend auf Holz. Denn Holz ist einer der wenigen regionalen Rohstoffe, die auch zum Großteil in NRW verarbeitet werden. Die heimischen Betriebe sind auf das Holz „vor der Haustür“ angewiesen und müssen ihre Arbeiten bereits teilweise zurückfahren.

Nach den sehr hohen Standards im landeseigenen Wald, dürfen Maschinen im Wald nur auf festgelegten „Gassen“ fahren. Aber selbst auf diesen Gassen wären die Schäden aktuell vielerorts zu groß. Und dort wo die Maschinen fahren können, werden teilweise auch die von Waldbesucherinnen und Waldbesuchern gern genutzten Waldwege sehr matschig. „Wir versuchen die Wege so schnell es geht wieder gut für Waldbesucherinnen und Waldbesucher nutzbar zu machen“, versichert Manfred Gertz. Er betont: „Waldwege werden von den Waldbesitzenden für die Waldarbeit angelegt, aber die Bedeutung für die Waldbesucherinnen und Waldbesucher nehmen wir sehr ernst. Wo immer es uns möglich ist, kennzeichnen wir temporär nicht begehbare Wege und weisen auf alternative Strecken hin.“ Dennoch lassen sich Konflikte zwischen den einzelnen Interessen nicht gänzlich vermeiden. Dann bleibt nur die gegenseitige Rücksichtnahme und das Verständnis für die zeitweise „Vorfahrt“ der Arbeiten im Wald.

Die Spuren der Holzernte verschwinden häufig schon im Frühjahr, wenn die Bäume neu austreiben. Und da wo ein alter Baum weicht, trifft wieder Sonnenlicht auf den Boden. Dort können dann die kleinen Bäume um die Wette wachsen, die im besten Fall schon in den Startlöchern stehen. Wenn das nicht funktioniert, pflanzen Forstleute und Waldbesitzende neue Bäumchen nach. Die Holzernte ist somit auch ein wichtiges Mittel zur Waldverjüngung. „So oder so bedeutet dieser nasse Winter für uns Forstleute mal wieder einen ziemlichen Spagat: Waldböden schonen, Sägewerke beliefern und Waldspaziergänge ermöglichen.“, fasst Manfred Gertz zusammen.

Zukünftig werden warme und nasse Winter aufgrund der klimatischen Veränderungen vermutlich zunehmen. Um zukünftig weiter waldverträglich Holz ernten zu können, beteiligt sich Wald und Holz NRW an der Entwicklung neuer Arbeitsverfahren.

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