Familie und Beruf unter einen Hut zu kriegen ist nicht immer einfach, vor allem dann nicht, wenn die Kinder noch klein sind und beide Elternteile arbeiten. Zwar gibt es inzwischen zahlreiche gesetzliche Regelungen, die zumindest bei den Kleinsten eine gesicherte Versorgung zuhause ermöglichen. Aber wenn die maximal drei Jahre Erziehungszeit erst einmal vorbei sind und ein Platz im Kindergarten nur schwierig zu bekommen ist, dann bleibt vor allem vielen Frauen nichts anderes übrig, als ihren Beruf zumindest zeitweise aufzugeben. Das ist weder für die betroffenen Eltern, noch für die Unternehmen eine befriedigende Lösung, denn gerade gut qualifizierte Frauen werden auch in Siegen-Olpe-Wittgenstein in der Wirtschaft zunehmend gebraucht. Bei der KIRCHHOFF Automotive Deutschland GmbH in Attendorn hat man deshalb für die „KiCoKids“ eine eigene Betriebskindertagesstätte eingerichtet. Die Abkürzung steht übrigens für „KIRCHHOFF Company Kids“.
„Wir möchten unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit diesem Betreuungsangebot die Möglichkeit geben, auch als junge Eltern ihrem Beruf weiterhin nachgehen zu können. Wir wollen, dass qualifizierte Mitarbeiterinnen in den Beruf zurückkehren, bevor wir jemand Neuen für die Stelle anlernen müssen“, erläutert Jürgen Dröge, Personalleiter bei KIRCHHOFF. Natürlich rechne sich der Kindergarten nicht alleine durch die Elternbeiträge, die übrigens genauso hoch sind, wie in jeder anderen Kindertagesstätte auch. „Aber wir wollen, dass sich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unserem Unternehmen wohl fühlen, dann kommen sie auch gerne wieder zurück. Familie und Beruf müssen sich vereinbaren lassen. Hier wollen wir unterstützen“, so Jürgen Dröge weiter. Deshalb übernimmt das Unternehmen auch die Kosten für die Kindertagesstätte zu fast 100 Prozent.
Träger der „KiCoKids“ ist das Christliche Jugenddorf Olpe (CJD). Insgesamt fünf Mitarbeiterinnen stehen für die Betreuung zur Verfügung. Untergebracht ist der Kindergarten in einem ehemaligen Einfamilienhaus, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Betriebsgelände. „Als die Eigentümer diese Immobilie verkaufen wollten, haben wir die Gunst der Stunde genutzt.“ Nach entsprechenden Umbauarbeiten fand die Eröffnung am 1. Juli 2011 statt.
„Wir haben begonnen mit einer Gruppe und 15 Betreuungsplätzen. Anfänglich konnten sich auch Eltern für einen Platz bewerben, die nicht in unserem Unternehmen beschäftigt sind. Immerhin fehlten damals rund 80 Kindergartenplätze in Attendorn.“ Heute ist die Situation eine andere. Nach Angaben von Jürgen Dröge fehlen in Attendorn zwar immer noch etwa 46 Plätze, aber der Betriebskindergarten steht inzwischen externen Bewerbern nicht mehr zur Verfügung. „Unser Betreuungsangebot wird sehr gut angenommen. Deshalb haben wir auch Ende Oktober 2012 eine zweite Gruppe eingerichtet. Insgesamt können jetzt 30 Kinder im Alter zwischen null und sechs Jahren betreut werden.“
Geöffnet hat der Kindergarten von 5.30 Uhr am Morgen bis 18.00 Uhr am Nachmittag. „Da bei uns im Schichtbetrieb gearbeitet wird, ist die frühe Öffnungszeit ein großer Vorteil für viele Beschäftigte.“ Aber auch die Kinder profitieren nach Angaben von Jürgen Dröge von weiteren Besonderheiten. Sie werden nämlich nicht bloß „verwahrt“, sondern von ausgebildetem Fachpersonal betreut und das sogar zweisprachig in Deutsch und Englisch. „Wir wollen die Zeit nutzen, in der die Kinder noch besonders aufnahmefähig sind und mit Freude lernen.“ Aus diesem Grund wird die englische Sprache auf spielerische Weise in den Alltag integriert. Eine Muttersprachlerin unterhält sich mit den Kindern ausschließlich auf Englisch. „Ohne Zwang und aus freiem Willen lernen die Kinder so sprechen und verstehen.“ Als weltweit tätiges Unternehmen möchte man auch im Kindergarten bereits bewusst machen, wie wichtig Fremdsprachenkenntnisse heute sind.
Aber natürlich komme auch das Spielen nicht zu kurz. Dazu bieten der Kindergarten und das Außengelände reichlich Gelegenheit. Ein großer Sandkasten, verschiedene Spielgeräte und sogar eine Grillhütte stehen zur Verfügung. Zudem ist die Einrichtung das ganze Jahr über geöffnet, also auch in den Ferien. „Nur zwischen Weihnachten und Neujahr haben wir geschlossen,“ unterstreicht Jürgen Dröge.
Die Unterstützung junger Eltern durch einen betriebseigenen Kindergarten ist für ihn ein wesentlicher Baustein eines umfassenden Konzeptes zur Mitarbeitergewinnung und deren langfristige Bindung an das Unternehmen. „Aufgrund der demografischen Entwicklung stehen wir als mittelständisches Unternehmen in einer eher ländlich geprägten Randlage in Nordrhein-Westfalen vor besonderen Herausforderungen. Es ist heute schon absehbar, dass die Schulabgängerzahlen in den nächsten Jahren deutlich zurückgehen werden. Wir sind als hochtechnologisch ausgerichtetes Automotive-Unternehmen aber auf qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angewiesen. Also müssen wir darüber nachdenken, was wir alles tun können, um diese qulifizierten Fachkräfte auch in Zukunft noch zu bekommen und vor allem hier an unserem Standort in Attendorn auch langfristig zu halten.“ Deshalb beschäftigt man sich bei KIRCHHOFF nicht nur mit dem Thema Kinderbetreuung.
„Unsere Überlegungen gehen in viele Richtungen“, so Jürgen Dröge. Was wäre beispielsweise, wenn ein Mitarbeiter eine längere Auszeit vom Beruf nehmen möchte? Wie kann das Unternehmen ihn dabei unterstützen? Oder wie kann neuen Mitarbeitern bei der Einarbeitung und beim Kennenlernen des Unternehmens geholfen werden? Diese Fragen und viele mehr stehen für eine neue Betreuungskultur, die bei KIRCHHOFF auf den Weg gebracht wird. „Als mittelständisches Unternehmen stehen wir auch auf dem Arbeitsmarkt in Konkurrenz zu vielen anderen Wettbewerbern, die um die Gunst der zukünftigen Fachkräfte buhlen werden. Da muss man sich rechtzeitig auf den Weg machen, denn mit Geld alleine werden wir die hochqualifizierten Mitarbeiter der Zukunft kaum noch gewinnen können“, da ist sich Jürgen Dröge sicher.
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