Frischer Beton, alte Stadtmauer und viel Glas

Unzählige Stützen sichern im Erdgeschoss aktuell noch die frisch gegossene Betondecke. In einigen Wochen werden sie nach und nach abgebaut.

Nackter Beton auf dem Boden, an den Wänden und an der Decke – im Rohbau zur neuen Innenstadtmensa für den Campus Unteres Schloss dominiert aktuell die Farbe Grau. Einzelne Highlights des Gebäudes sind aber schon zu erkennen: So wird im Erdgeschoss ein Teil der historischen Siegener Stadtmauer integriert. Statt auf eine verputzte Betonwand schauen die Gäste von Mensa und Caféteria dort künftig auf jahrhundertealte Bruchsteine. „Wir nehmen die Efeuranken noch ab und sanieren die Mauer. Ansonsten bleibt sie als historisches Element und besonderer Hingucker erhalten“, sagt Projektleiter Ingo Stötzel von der Firma Quast. Im Sommer 2018 haben er und sein Team mit den Arbeiten an der Mensa begonnen. Auf drei Etagen schmiegt sich der Neubau inzwischen schon an den Hang. Das vierte, oberste Geschoss soll bis Ende März ebenfalls fertig sein.

Eine Mensa, eine Caféteria und ein Bistro werden in dem Gebäude untergebracht. Insgesamt 650 Sitzplätze laden zum Essen und Verweilen ein, nachmittags können die Mensatische auch als studentische Arbeitsplätze genutzt werden. Gleichzeitig dient der Neubau aber auch als barrierefreie Verbindung zwischen der Straße „Am Obergraben“ und dem darüber gelegenen Campus Unteres Schloss. Ein Aufzug und Treppen verbinden die verschiedenen Stockwerke miteinander, über die Eingänge „Obergraben“ und „Grabenstraße“ können Besucher das Gebäude auf verschiedenen Ebenen betreten und wieder verlassen.

Große, bodentiefe Glasfenster werden neben der integrierten Stadtmauer eine weitere Besonderheit des Gebäudes. Insbesondere im Mensabereich im obersten Stockwerk sollen sie für viel Licht sorgen – und für einen schönen Ausblick über die Dächer der Stadt. Aktuell steht man im Obergeschoss noch unter freiem Himmel, Wände und Decke werden erst in den kommenden Wochen errichtet. Wer von hier aus hinunter Richtung Obergraben auf die gegenüberliegende Villa Sauer schaut, bekommt einen Eindruck davon, wie steil das Gebäude am Hang liegt. Das sei auch beim Bau eine Herausforderung gewesen, berichtet Ingo Stötzel: „Wir haben die Hänge an beiden Seiten zunächst abgesichert, um die Arbeiten gefahrlos durchführen zu können. Immerhin mussten wir zwei volle Geschosse auf der Rückseite des Gebäudes in den Hang hinein bauen.“

Die Bauarbeiten sind laut Stötzel bisher reibungslos verlaufen, lediglich drei Wochen lang mussten sie Anfang des Jahres kältebedingt ruhen. Wenn Ende März der Rohbau steht, werden zunächst die Fenster eingesetzt und das Dach gedeckt. Anschließend folgt der Innenausbau, erklärt Stötzel: „Daran sind etwa 30 verschiedene Firmen beteiligt, dann wird es richtig voll auf der Baustelle.“ Hohe Anforderungen stellt unter anderem die künftige Klimatisierung des Gebäudes: Beim Kochen und Braten entsteht viel Wärme, gleichzeitig bilden sich Gerüche, die abgesaugt werden müssen. Läuft später der Betrieb, sollen pro Stunde etwa 70.000 Kubikmeter Luft bewegt werden, um ein angenehmes Raumklima zu erzeugen. Die dafür notwendige Technik findet auf der Rückseite des Gebäudes in einem Zwischengeschoss ihren Platz. Vier große Lüftungsgeräte sollen hier aufgestellt werden, außerdem eine Wärmepumpe inklusive eines kleinen Blockheizkraftwerks.

Ein großer Teil des Lebens wird sich im Publikumsbereich in den beiden oberen Stockwerken abspielen: Im Erdgeschoss wird die Caféteria untergebracht, vorgesehen sind außerdem zwei kleine Terrassen rechts und links neben dem Gebäude, wo Gäste draußen sitzen können. Eine breite Treppe führt ins Obergeschoss, zur Mensa mit Essensausgabe und großem Sitz- und Essbereich. Das Bistro findet sich in der untersten Etage mit direktem Zugang vom Obergraben. Damit das Gebäude für alle Menschen nutzbar ist, wird neben einem Aufzug auch ein Still- und Wickelraum eingebaut. Die Treppengeländer und Schilder sind jeweils mit Blindenschrift versehen, für Menschen mit Sehbehinderung gibt es außerdem Leitlinien und Orientierungshilfen auf dem Boden.

18 Millionen Euro investiert die Universität insgesamt in die Einrichtung, die als Ergänzung des bestehenden kulinarischen Angebots in der Innenstadt gedacht ist. Läuft alles nach Plan, kann zum Sommersemester 2020 der Betrieb starten.

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