„Es besteht kein Grund zur Panik“

Diskutierten konstruktiv beim Wirtschaftsgespräch in Bad Berleburg: (v.l.n.r.) Hermann-Josef Droege (IHK Siegen), Bernd Fuhrmann (Stadt Bad Berleburg), Johannes Röhl (Wittgenstein-Berleburg`sche Rentkammer) und Klaus Gräbener (IHK Siegen).

Sie ist am 25. Mai 2018 offiziell in Kraft getreten und nahm jetzt auch beim Wirtschaftsgespräch der IHK Siegen in Bad Berleburg breiten Raum ein: die EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Nina Münker, Leiterin des IHK-Referats Rechtsfragen, informierte die mehr als 50 anwesenden Unternehmer im Roten Salon des Berleburger Schlosses über die Feinheiten der neuen Regelung und gab dabei grundsätzliche Entwarnung: „Die Datenschutzbehörde verfolgt nicht das Ziel, hohe Bußgelder einzutreiben. Es besteht kein Grund zur Panik. Beschäftigen Sie sich mit Ihren unternehmensinternen Abläufen, nutzen Sie die verfügbaren Informationsangebote und fallen Sie vor allem nicht auf diejenigen herein, die mit diesem Thema und mit der Unsicherheit der Unternehmen das schnelle Geld bei Ihnen machen wollen.“

Präzise arbeitete sie auch den Zielkonflikt heraus, dem sich die Politik ausgesetzt sieht. „Einerseits erwarten alle größtmögliche Datensicherheit, die der Staat gewährleisten soll. Andererseits ist die eben mit einem gewissen Aufwand verbunden, über den zuweilen diejenigen am lautesten klagen, die Datensicherheit immer wieder anmahnen. Da kann es die Politik fast nur falsch machen.“ Münker rief die anwesenden Unternehmer dazu auf, auch die durch die IHK angebotenen Schulungen und Workshops intensiv zu wahrzunehmen. „Warum gibt es solche Schulungen der IHK nicht in Wittgenstein?“, wollte Konstantin Bikar von der BIKAR-METALLE GmbH wissen. Die Antwort von Klaus Gräbener kam prompt: „Wenn Sie das wünschen, machen wir das noch vor den Sommerferien. Darauf können Sie sich verlassen!“

Zuvor hatte der IHK-Hauptgeschäftsführer unterstrichen, dass die Stadt Bad Berleburg trotz verbesserungswürdiger überregionaler Verkehrsanbindung und des leergefegten Arbeitsmarktes mit ihren zahlreichen attraktiven Unternehmen vergleichsweise gut aufgestellt sei: „Die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Wirtschaft funktioniert nach unserem Eindruck bestens. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung stieg im Stadtgebiet in den vergangenen neun Jahren um gut 24 Prozent. Die Arbeitslosenquote liegt gleichzeitig unter 3 Prozent. Das sind oberbayerische Verhältnisse!“

In insgesamt gutem Zustand präsentiert sich auch der Bad Berleburger Einzelhandel: 86 Prozent der verfügbaren einzelhandelsrelevanten Kaufkraft werden tatsächlich auch in Berleburg gebunden. Stadt und Händler arbeiteten mit Nachdruck daran, dass das auch zukünftig so bleibe, betonte IHK-Handelsreferent Marco Butz. Er verwies auf den hohen Kaufkraftindex (101,3) und hob zudem die interkommunale Zusammenarbeit in Wittgenstein hervor: „Die einzelnen Werbegemeinschaften haben sich zusammengefunden und demonstrieren ihre Einheit auch nach außen – durch die ,Bonuspunkt Wittgenstein‘-Karte.“

Kritische Töne fand indes Per Wiebelhaus, Inhaber der Firma Wiebelhaus. Der Bad Berleburger Juwelier bemängelte die Verkehrssituation in der Innenstadt: „Es ist frappierend, was wir dort jeden Tag sehen. Wir müssen endlich dafür sorgen, dass die großen LKW nicht mehr durch die Poststraße fahren!“ Mit dieser Aussage fand er Unterstützung unter den Gesprächsteilnehmern. Bürgermeister Bernd Fuhrmann äußerte Verständnis für das Unbehagen, betonte aber zugleich, dass die Stadt dieses Problem nicht lösen kann: „Wir haben beim Landesbetrieb Straßen beantragt, dass die B480 zukünftig über die Schulstraße und die Bahnhofstraße führt. Das wurde aber abgelehnt. Wir können als Stadt Bad Berleburg ja kein Verbot für Schwerlastfahrzeuge auf einer Bundesstraße erlassen. Sehr wohl aber streben wir danach, die Entlastungsstraße zu verbessern.“

Weiteres Diskussionsthema: der Breitbandausbau. IHK-Geschäftsführer Hans-Peter Langer erläuterte die weitere Entwicklung nach Abschluss des derzeitigen Ausbauprogramms in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe. Ziel müsse sein, zügig eine möglichst flächendeckende Versorgung mit Glasfaserhausanschlüssen und Zugängen zum neuen Mobilfunkstandard 5G zu erreichen. „Wir brauchen dringend weniger Bürokratie in der Abwicklung entsprechender Förderprogramme und ein besonderes Augenmerk auf den industriestarken ländlichen Raum“, so Langer. Bürgermeister Bernd Fuhrmann wies auf südwestfälische Ambitionen hin: „Südwestfalen könnte eine von bundesweit sehr wenigen Modellregionen für den 5G-Ausbau werden. Die Voraussetzungen sind gut. Jetzt kommt es darauf an, dass sich die Region gemeinsam für dieses Ziel in Position bringt.“

Das Berleburger Schloss bot nicht nur einen glanzvollen Rahmen für das IHK-Wirtschaftsgespräch. Johannes Röhl, Direktor der Wittgenstein-Berleburg`schen Rentkammer, berichtete darüber, welche Besonderheiten den Wald in seiner Nutzung als Produktionsfläche ausmachen und dass die Gesamtausrichtung der Rentkammer langfristig und nachhaltig ausgelegt sei. Insgesamt betrage die Größe des Betriebs rund 13.150 Hektar, unterstrich Röhl. Im Forst- und Jagdbetrieb seien etwa 35 Beschäftigte tätig. Der Jahreseinschlag belaufe sich auf circa 70.000 bis 90.000 Festmeter Holz.

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