Mut und Optimismus sind gefragt

Neue Unternehmen sind wichtig für die Gesellschaft, darin sind sich eigentlich alle einig: Wohl jede Region wäre gerne das „neue Silicon Valley“ mit prosperierenden Unternehmen wie Apple, Google und Co. Auch wenn es nicht immer gleich so spektakulär sein muss – das Gründungsgeschehen entwickelt sich in Siegen-Wittgenstein und Olpe vor diesem Hintergrund in die falsche Richtung. Die Anzahl der Gewerbemeldungen sinkt, 2015 gab es fast 20 Prozent weniger als 2006. Bei den Existenzgründungen insgesamt sieht das Bild ähnlich aus. „Gründer sind so notwendig wie das Salz in der Suppe: Sie beleben die wirtschaftliche Tätigkeit einer Region, bringen neue Ideen und frischen Wind“, unterstreicht Sabine Bechheim, Leiterin des Referats Gründung, Sicherung, Nachfolge bei der Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK), die Bedeutung von Existenzgründungen für den Kammerbezirk. „Wie in einem Organismus stets neue Zellen gebildet werden, um das System jung zu halten, braucht es auch in der Wirtschaft einen permanenten Zugewinn an jungen Unternehmen für die dauerhafte Erhaltung der wirtschaftlichen Kraft.“

Weil der Trend aber nun eindeutig nach unten zeigt, hat die IHK Siegen nach möglichen Hürden und Hindernissen, Erfahrungen und Ergebnissen gefragt. „Sicher gründen im Moment auch insgesamt weniger Menschen ein Unternehmen, weil auf Basis der guten Konjunktur viele in Beschäftigung sind. Da ist es weniger attraktiv, das Risiko einer Unternehmensgründung einzugehen“, weiß Bechheim. Die IHK wollte darüber hinaus jedoch wissen, wie diejenigen, die 2016 gründeten, ihren Start in die unternehmerische Selbständigkeit bewerten. 88 Antworten im Rahmen einer Stichprobe von Gründern aus Siegen-Wittgenstein und Olpe lassen tiefer blicken.

Um das Fazit vorwegzunehmen: Man braucht eine gehörige Portion Mut und Optimismus, um zu gründen. Es zeigt sich aber auch: Das Bild ist vielschichtig, die Erfahrungen sind offenkundig sehr unterschiedlich, und eine gute Vorbereitung ist das A und O eines erfolgreichen Starts.

Das allgemeine Gründungsklima wird von 46 Prozent der Gründer als sehr gut oder gut bezeichnet. Fast derselbe Anteil hält es für befriedigend oder ausreichend (43 Prozent). Jedes zehnte Unternehmen vergibt als Schulnote eine fünf oder sogar eine sechs. „Wir sind deshalb Mitglied bei Startpunkt57 – der Initiative für Gründer, weil wir ein gründungsfreundliches Klima unterstützen möchten. Die Koalitionsvereinbarung in Nordrhein-Westfalen, Gründer mit einem Stipendium zu unterstützen, begrüßen wir ausdrücklich. So fällt es insbesondere den Unternehmern, die aus der Beschäftigung heraus kommen, ein bisschen leichter, sich ihrer Gründungsidee zu widmen“, ist sich Sabine Bechheim sicher.

Bei 36 Prozent der Antwortenden decken die Einkünfte den Lebensunterhalt, weitere 19 Prozent sind zuversichtlich, dies in den nächsten sechs Monaten zu erreichen. Das heißt aber auch: bei knapp der Hälfte der Gründungen (46 Prozent) liegt eine Deckung des Lebensunterhalts nicht in greifbarer Nähe. Bei Gründern im Nebenerwerb relativiert sich dieser Befund naturgemäß. Bei den Vollerwerbsgründern können immerhin 23 Prozent ihren Lebensunterhalt auf absehbare Zeit nicht mit der Selbstständigkeit finanzieren.

„Erfreulich ist, dass 37 Prozent der Unternehmen keine nennenswerten Schwierigkeiten auf dem Weg in die Selbständigkeit hatten“, so Sibylle Haßler, Gründungsberaterin bei der IHK. Besorgniserregend findet sie jedoch, dass fast die Hälfte der Gründer über einen zu hohen bürokratischen Aufwand klagt. Für fast ein Viertel war beispielsweise die Steuergesetzgebung ein Hindernis. Auf den weiteren Plätzen folgen Zulassungsvoraussetzungen und Kapitalbeschaffung (je 14 Prozent) und falsche Markteinschätzung mit knapp 12 Prozent. „Hier muss die Politik reagieren“, ergänzt Sabine Bechheim. „Wenn wir junge Unternehmer unterstützen wollen, dann geht das nur über einen gezielten Abbau der Bürokratie.“ Angesichts der vielfältigen Hürden überrascht es allerdings, dass nur knapp ein Viertel der Unternehmen überhaupt eine Beratung in Anspruch genommen haben. Dabei gibt es zahlreiche Angebote – auch bei der IHK.

„Gründerinnen und Gründer haben oft genug Bedarf, ihre Fragen zum komplexen Thema Existenzgründung mit kompetenten Ansprechpartnern zu diskutieren. Dafür stehen wir gerne bereit!“ Sibylle Haßler möchte Gründer ermutigen, Hilfe in Anspruch zu nehmen. „Dreiviertel aller Gründer nehmen sich weniger als ein halbes Jahr Zeit, ihre Gründung vorzubereiten“, so die Beraterin, „da kann es nur helfen, die eigenen Ideen mit jemandem von außen zu besprechen.“ Die Gründungsberatung der IHK Siegen erfolgt im Rahmen der Startercenter NRW und steht für neutrale und fundierte Informationen. Mehr dazu erfahren Interessenten unter www.ihk-siegen.de .

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