Mit 90 Jahren noch im eigenen Salon

Glückwünsche zum 90. Geburtstag: Reiner Gerhard, Ehrenobermeister der Friseur-Innung Westfalen-Süd (li.) und Jürgen Haßler, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd (re.) besuchten das „Geburtstagskind“ Gudrun Jabs an ihrem Ehrentag.

Gutgelaunt arbeitet Friseurmeisterin Gudrun Jabs mit 90 Jahren noch immer in ihrem eigenen kleinen Friseursalon und bedient vor allem ihre langjährige Stammkundschaft. Das ist einzigartig in der Region. Anlässlich ihres runden Geburtstages haben Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Jürgen Haßler und Ehrenobermeister der Friseur-Innung Westfalen-Süd Reiner Gerhard ihr Ehrenmitglied besucht und persönlich gratuliert.

Wer nun mit einer typisch 90-jährigen alten Dame mit körperlichen Gebrechen gerechnet hat, der liegt bei Gudrun Jabs gründlich daneben. Maximal wie 75 wirkt sie, die gut gelaunte und agile Friseurmeisterin. In ihrem Haus in Siegen betreibt sie nach wie vor – für sie ganz selbstverständlich – ihren eigenen Friseursalon. Mit dabei ist Ihre Mitarbeiterin Gertrud Kringe, die bereits seit 54 Jahren im Salon arbeitet. Viele der langjährigen Kundinnen und Kunden kommen bereits von Kindheit an. Einige hat Gudrun Jabs aber auch schon überlebt. An das Aufhören hat sie aber noch nie gedacht: „Ich mache das so lange, wie ich kann. Es macht mir einfach großen Spaß und es hält mich fit.“ Fit hält sie auch ihr Hund Feli, eine kleine Havaneser-Dame, die nach Aussagen von Tochter Alexandra Jabs „ein wenig unerzogen, aber stets aktiv und liebenswert“ sei und deshalb perfekt zu ihrer Mutter passe. Täglich geht Gudrun Jabs mit ihrer Hündin draußen spazieren und kümmert sich liebevoll um das Tier.

Auch vor moderner Technik macht die redegewandte und vielseitig interessierte Friseurmeisterin nicht Halt: Zum Geburtstag wünschte sie sich deshalb ein Smartphone mit WhatsApp. So könne sie sich endlich selber Fotos und Videos mit Freunden und Bekannten hin- und herschicken. „Das muss ich jetzt aber erstmal noch lernen“, so die humorvolle Gudrun Jabs – sichtlich erfreut über das Geschenk der Familie. Doch nicht nur telefonisch hält die Seniorin den Kontakt zu Familie und Freunden. Mit ihrem eigenen Auto ist sie nach wie vor mobil. „Vor kurzem ist sie sogar noch bis nach Heidelberg gefahren“, erzählt Alexandra Jabs.

Gudrun Jabs ist ein echtes „Siegerländer Mädchen“ und wurde am 28. März 1929 geboren. Aufgewachsen ist sie nahe Wilnsdorf mit drei weiteren Geschwistern. Davon lebt heute noch ihr 83-jähriger Bruder. Dass sie einmal in einem eigenen Friseursalon arbeiten würde, war damals nicht abzusehen. Denn zunächst machte Gudrun Jabs eine kaufmännische Ausbildung und war auch 17 Jahre in diesem Beruf tätig. Die Begeisterung für das Friseurhandwerk entfachte erst, als sie ihren Mann Kurt Jabs kennenlernte, der als Friseurmeister 1948 seinen eigenen Salon eröffnet hatte. Seit dem Tod ihres Mannes im Jahr 1996 führt Gudrun Jabs den Salon alleine fort – bis heute.

Doch wie es überhaupt dazu kam, dass sie Friseurmeisterin wurde, fasst die junggebliebene Seniorin so zusammen: „Als langjähriger Obermeister der Friseur-Innung Siegen-Wittgenstein war mein Mann Kurt damals auch involviert, als ein innungseigenes Schulgebäude in Netphen gekauft wurde und zu einem eigenen Berufsbildungszentrum für Friseurinnen und Friseure umgebaut und entwickelt werden sollte. Die zentrale Frage war damals: Wer soll und kann denn überhaupt unterrichten? Geeignetes Personal zur Ausbildung junger Fachkräfte zu finden, war schwierig.“ Für ihren Mann habe die Lösung nahe gelegen: „Das kann keiner außer dir, Gudrun“. Er habe sie gebeten, in der Schule tätig zu werden, erinnert sich die Senioren heute zurück. Gesagt – Getan. Kurzerhand gab Gudrun Jabs ihren eigenen Beruf auf und begann stattdessen im Jahr 1962 eine Ausbildung zur Friseurin. Die langjährige Berufserfahrung im kaufmännischen Bereich wurde ihr angerechnet und so wurde sie bereits am 4. Mai 1964 Friseurmeisterin. 25 Jahre lang war Gudrun Jabs anschließend als Dozentin im heutigen Berufsbildungszentrum der Friseur-Innung Westfalen-Süd tätig. „Die Arbeit mit den jungen Menschen hat mir immer sehr viel Freude bereitet“, erinnert sie sich. „Und sie war immer sehr beliebt. Durch ihre mütterliche Art hatte sie immer ein offenes Ohr – nicht nur, wenn es um fachliche Themen ging. Das haben ihre Schülerinnen und Schüler immer an ihr geschätzt“, fügt Tochter Alexandra hinzu.

Dass sie nicht nur leidenschaftliche Friseure sind, sondern sich auch mit Leidenschaft für den Beruf engagieren, haben die Eheleute Jabs mit der jahrzehntelangen ehrenamtlichen Arbeit in der Friseur-Innung unter Beweis gestellt. Neben Kurt Jabs, der jahrelang Obermeister der damaligen Friseurinnung Siegen-Wittgenstein war, ist auch Gudrun Jabs ein Urgestein der Innung. Von 1968 bis 1996 war sie Gesellenbeisitzerin im Prüfungsausschuss der Innung tätig – viele Jahre davon als Altgesellin. Für diese sage und schreibe 28 Jahre ehrenamtliche Leistung wurde Gudrun Jabs 1983 mit der Silbernen und 1993 mit der Goldenen Ehrennadel des Friseurverbandes NRW ausgezeichnet. „Unser Leben war die Innung. Aber das war auch wirklich eine schöne Zeit“, strahlt die Friseurmeisterin und erinnert sich besonders gerne an die lustigen Fahrten zu den Lehrgängen zurück. Arbeit sei für sie neben der Familie immer selbstverständlich gewesen. Eine Auszeit für die Erziehung der beiden Kinder habe es nicht gegeben. Durch den Salon im eigenen Haus habe sie Familie und Beruf aber gut unter einen Hut bekommen können, resümiert die 90-jährige Powerfrau.
Die Einzige ihrer Art

Seit 2013 ist Gudrun Jabs Ehrenmitglied der Friseur-Innung Westfalen-Süd und weit und breit die Einzige, die in diesem hohen Alter noch einen eigenen Salon führt. „Frau Jabs ist unsere älteste aktive Handwerkerin. Hut ab vor dieser Leistung. Es ist schön, dass Frau Jabs noch so fit ist und wir hoffen, sie noch lange als aktive Friseurmeisterin dabei zu haben. Immerhin hat sie wohl mit rund 55 Jahren die meiste Berufserfahrung von allen“, freut sich auch Jürgen Haßler, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd.

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