Männerberufe gibt´s nicht

Donnerstagmorgen 08:30 Uhr im Berufsbildungszentrum (bbz) der IHK Siegen: Der Unterrichtsraum füllt sich, elf Augenpaare gucken gespannt in die Runde und sind neugierig was sie am diesjährigen Girls Day erwartet. Die Schülerinnen, zwischen 13 und 16 Jahre alt, erkunden heute die Welt der Technik und der „Männerberufe“.

„Männerberufe“, sagt ein junger Ausbildungsbotschafter, der Verfahrensmechaniker lernt, „die gibt es eigentlich gar nicht, das ist Quatsch!“ Und er hat Recht! Es gibt zwar Berufe, zum Beispiel im gewerblich-technischen Bereich, die mehr von Männern als von Frauen ausgeübt werden, aber das heißt nicht, dass Frauen das nicht auch können. Der Girls Day will Schranken in den Köpfen junger Menschen abbauen und ihnen zeigen, dass die Berufswahl nicht von Geschlechterklischees abhängig gemacht werden sollte.

Auf die Frage, was sie denn später mal werden möchten, haben viele der elf Schülerinnen noch keine konkrete Antwort, sie sind noch unentschlossen. Da passt es ganz gut, dass vier Ausbildungsbotschafter ihnen zu Beginn Einblicke in ihren Beruf, ihre Ausbildung und in die Welt der Technik geben. Noch ist es recht ruhig, das ändert sich aber nach dem Gang in die Lehrwerkstatt. Jetzt können die Schülerinnen selbst aktiv werden und im Technik Parcours einen Elektromotor bauen, aus Kupferdraht ein Herz biegen und löten, eine freistehende Leonardobrücke errichten, Handyhalter biegen und in voller Schutzmontur die 5 wichtigsten Sicherheitsregeln in der Elektrotechnik kennenlernen. An den einzelnen Stationen stehen ihnen Ausbildungsbotschafter wie Kevin Becker mit Rat und Tat zur Seite. Kevin lernt bei der H. Kleinknecht & Co. GmbH den Beruf des Elektronikers für Betriebstechnik. Er hat in seiner Ausbildung den „Heißen Draht 4.0“ gebaut und programmiert. Die selbst entwickelte Steuerungssoftware zeichnet in einem Ranking auf, wie weit und wie schnell man die Kupferschlinge um den heißen Draht bewegt – der Wettbewerb unter den Schülerinnen ist schnell entbrannt und der angehende Elektroniker konnte seine Programmierfähigkeiten unter Beweis stellen.

Neben den Ausbildungsbotschaftern, die den Schülern viel aus ihrem persönlichen Ausbildungs- und Arbeitsalltag berichten, beantwortet auch Hanan Tahmaz die Fragen der Mädchen. Sie ist im bbz Ausbilderin für gewerblich-technische Berufe und zeigt den Schülerinnen in einem Rundgang die Lehrwerkstatt des bbz. Durch die Schweißkursstätte geht es zu den Werkbänken und CNC-Maschinen. „Wie ihr seht, bauen wir gerade um. Wir bekommen viele neue Maschinen, 3D-Drucker, Schweißroboter und vieles mehr“. Hanan Tahmaz erzählt ihnen von Industrie 4.0 und davon, wie die Lehrwerkstatt des bbz in Zukunft aussehen wird. Noch mehr interessiert die Schülerinnen aber, wie viele Mädchen es in der Lehrwerkstatt gibt und welche Berufe im bbz ausgebildet werden. „Wir haben immer ein paar Mädchen bei uns in der Lehrwerkstatt und wir freuen uns über jede Einzelne, die den Weg in einen technischen Beruf findet“, erklärt die Ausbilderin.

Donnerstagmittag, 13:00 Uhr im bbz: Elf Mädchen nehmen stolz ihre Girls Day Urkunden entgegen. Sie haben getüftelt, experimentiert, gebaut und gelacht, viele neue Sachen gelernt und vor allem viel Spaß gehabt. Und vielleicht gibt es in Zukunft noch ein paar mehr junge Frauen an den Werkbänken und in den Lehrwerkstätten dieser Region.

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