„Lesen Sie keine Hochglanzmagazine, dann haben Sie gute Chancen, ein glücklicher Mensch zu sein.“

Prof. Dr. Hanno Beck gab auf Einladung der Unternehmerschaft Siegen-Wittgenstein Einblicke in die Hintergründe und Motive ökonomischen Handelns.
Prof. Dr. Hanno Beck gab auf Einladung der Unternehmerschaft Siegen-Wittgenstein Einblicke in die Hintergründe und Motive ökonomischen Handelns.

Prof. Dr. Hanno Beck gab auf Einladung der Unternehmerschaft Siegen-Wittgenstein Einblicke in die Hintergründe und Motive ökonomischen Handelns.

Der Homo oeconomicus ist die zentrale Annahme der klassischen Ökonomie. Aber sind wir tatsächlich so rational orientiert in unseren Entscheidungen oder folgen wir nicht vielmehr oftmals unserem Bauchgefühl und landen damit auf demselben? Professor Dr. Hanno Beck von der Hochschule Pforzheim beschäftigte sich jetzt mit dieser Fragestellung im Rahmen einer Vortragsveranstaltung der Unternehmerschaft Siegen-Wittgenstein. „Die Logik des Irrtums – Wie uns das Gehirn täglich ein Schnippchen schlägt“, so lautete das Thema des Professors für Volkswirtschaftslehre. In gut anderthalb Stunden vermittelte er den Zuhörerinnen und Zuhörern im Haus der Siegerländer Wirtschaft in Siegen auf informative und unterhaltsame Weise die Erkenntnis, dass der Mensch auch in seinen ökonomischen Entscheidungen letztlich auf Erfahrungen und Gewohnheiten zurückgreift, die ihm zwar ein gutes Gefühl verschaffen, aber nicht immer wirtschaftlich sinnvoll sind.

„Unser Gehirn ist faul. Wir beurteilen Dinge nicht nach ihrem absoluten Wert, sondern nach ihrer relativen Attraktivität. Wir wollen Dinge vergleichen, die sich gut miteinander vergleichen lassen. Also fügen wir häufig eine dritte Option dazu, die mehr Vergleichbarkeit bietet, aber rein ökonomisch keineswegs immer sinnvoll ist“, so Professor Beck. Seiner Ansicht nach verwalten Menschen ihre Einnahmen und Ausgaben in getrennten mentalen Konten, beispielsweise: reguläres Einkommen, laufende Ausgaben, außergewöhnliche Anschaffungen und Einnahmen, sonstige Einnahmen und Ausgaben (Kleingeld). „Indem wir unsere Ausgaben auf verschiedenen Konten verwalten, vergleichen wir sie nur mit Beträgen, die auf dem betreffenden Konto verwaltet werden und nicht mit dem großen Ganzen. Dadurch werden wir anfällig für Lockangebote und Schnäppchen, die wir eigentlich überhaupt nicht wollten.“

Verstärkt werde diese Verhaltensweise durch einen zum Teil recht ausgeprägten Überoptimismus: „Das wird schon gut gehen. Das macht jetzt auch nichts mehr. Unverhofft kommt oft.“ Menschen überschätzen dabei nach Ansicht von Professor Beck sehr häufig ihre Fähigkeiten. Die Folge ist eine sogenannte Kontrollillusion. „Ich habe doch alles im Griff. Und wenn es gut geht, war ich es, wenn es schief geht, war es eben Pech.“ Natürlich kann so ein Verhalten zu enormen wirtschaftlichen Schäden führen. Als Beispiele dafür nannte der Professor den Bau des neuen Berliner Flughafens oder der Elbphilharmonie in Hamburg. Auf der anderen Seite gibt es aber auch immer wieder besondere Menschen, die durch ihren Überoptimismus zu herausragenden Leistungen und Entdeckungen fähig sind.

Schließlich neigen Menschen auch dazu, Entscheidungen so zu treffen, dass sie sie später nicht bedauern müssen. Das führt bisweilen dazu, dass Entscheidungen verspätet oder überhaupt nicht getroffen werden. Es sei eben für uns sicherer, wenn alles so bleibe, wie es ist. „Und wir überschätzen unsere prognostischen Fähigkeiten.“ Professor Beck bezeichnete das als „nachträglichen Determinismus“. Beispielsweise wüssten wir genau, wer einen Wettkampf gewinnt, allerdings erst nach dessen Beendigung. „Das haben wir doch immer gewusst. Das war doch klar. Das war doch logisch.“ Um dadurch bedingte Fehleinschätzungen zu vermeiden, sollte man seine Entscheidungen dokumentieren und nach einer Weile in einer kritischen Rückschau betrachten. Dabei werde man feststellen, dass vieles, was man gemacht hat, letztlich ökonomisch nicht sinnvoll gewesen sei.

Der Mensch ist also keineswegs der besagte „Homo oeconomicus“, so, wie er gerne von den traditionellen Volkswirtschaftlern gesehen und beschrieben wird. Seine Handlungen und Entscheidungen unterliegen vielmehr vielfältigen irrationalen Einflüssen, die sich mit den klassischen Methoden der Volkswirtschaft nicht darstellen lassen. Deshalb hat sich in den letzten Jahren auch eine neue Forschungsrichtung etabliert. Sie werde bezeichnet als „Behavioral Economics“ und versuche, den Homo oeconomicus durch die Erkenntnisse der Psychologie zu ergänzen und so besser zu beschreiben.

Vor diesem Hintergrund gab Professor Beck den Zuhörerinnen und Zuhörern abschließend noch einen guten Rat mit auf den Weg: „Konzentrieren Sie sich darauf, was Sie können, nicht darauf, was Sie wollen. Fragen Sie Kollegen nicht nach dem Gehalt. Lesen Sie keine Hochglanzmagazine, dann haben Sie gute Chancen, ein glücklicher Mensch zu sein.“

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