In 20 Jahren etwa 7.000 Erwerbstätige weniger

Beim "Olper Stammtisch" der IHK Siegen wurde die demografische Entwicklung diskutiert.

„Der Kreis Olpe wird in zwanzig Jahren etwa 7.000 Erwerbstätige weniger haben als heute, wenn sich nichts ändert.“ Die Botschaft von Sparkassen-Vorstand Dieter Kohlmeier ist deutlich. Beim traditionellen „Olper Stammtisch“ der IHK Siegen auf der Burg Schnellenberg in Attendorn kommt die Quintessenz seines Vortrags an. So macht IHK-Präsident Felix G. Hensel deutlich: „Wir brauchen mehr Frauen im Beruf, wir müssen Flüchtlinge und andere Migranten möglichst schnell in Arbeit und Brot bringen und wir sollten jungen Leuten noch intensiver vermitteln, dass eine Ausbildung auch nach dem Abitur einen super Start in das Berufsleben bietet.“ Nur dann könne es gelingen, die Wirtschaftsleistung der Region auf Dauer zu halten. Wichtiges Signal an die Politik: Die Rente mit 63 schnell wieder abschaffen. „Das bringt vor allem unsere traditionellen Unternehmen in große Schwierigkeiten“, verdeutlicht Dr. Christopher Grünewald, Geschäftsführer der Gebr. Grünewald GmbH & Co. KG in Kirchhundem: „Wir haben alternde Belegschaften, finden immer schwieriger Nachwuchs und nun ebnet die Politik auch noch den Weg in einen frühen Ausstieg aus dem Unternehmen – das ist doch fahrlässig und kontraproduktiv!“.

Diese krasse Fehleinschätzung der Politik müsse zügig korrigiert werden, darin stimmen die etwa 30 anwesenden Unternehmensvertreter überein. Diese Verluste an Know-how und Arbeitskraft könnten auch durch die Fachkräftepotenziale von Flüchtlingen nicht aufgefangen werden. Diese wolle man dennoch in die Arbeitsprozesse integrieren, so gut es eben gehe. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass die Migranten über ausreichende Sprachkenntnisse verfügten und für sie eine vernünftige Bleibeperspektive bestehe. Schaffe die Politik hierfür gute Bedingungen, dann tue Wirtschaft gerne das Ihrige. Ein Beispiel: Das geplante Haus der Berufsvorbereitung für Flüchtlinge, das auch aus Mitteln der IHK finanziert werden soll. Hier sollen in den nächsten zwei Jahren für 160 Flüchtlinge in Siegen-Wittgenstein und Olpe berufliche Perspektiven gefunden werden, durch kulturelle Trainings, Sprachunterricht und praktische Unterweisung. Finanziert werden solle dies durch das Land, beide Kreise, die IHK, das Handwerk und die Gewerkschaften, erläutert Felix G. Hensel: „Es ist zwar nur ein kleiner Beitrag zur Bewältigung einer riesigen gesellschaftlichen Aufgabe, aber ein wichtiger. Er verdeutlicht zugleich, dass die Wirtschaft ein starkes Interesse an gelingender Integration hat. Und die geht eben am besten durch einen schnellen beruflichen Einstieg.“

Die allermeisten Unternehmer zeigen sich bei der Diskussion zufrieden mit der aktuellen wirtschaftlichen Lage. Doch die Erwartungen für die Zukunft spiegeln die gegensätzlichen Signale aus Politik und internationaler Wirtschaft wider. Die Sauerländer Automobilzulieferer fürchten die Folgen des VW-Skandals, obwohl das laufende Jahr gute Ergebnisse zeige. Roland Huhn von der Heinrich Huhn GmbH & Co. KG aus Drolshagen ahnt, dass der Großkonzern die Zulieferer in die Finanzierung der Folgekosten einplane. „Das geht dann zu Lasten der eigenen Ergebnisse“, so Huhn.

Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus befürchten Stillstand, weil Investitionsentscheidungen verschoben würden. Im Bereich der Bauindustrie und deren Lieferanten andererseits boome es zurzeit, doch auch hier sei nicht auszuschließen, dass sich der Skandal negativ auswirke. Gewerbebauten würden zurückgestellt, öffentliche Aufträge insbesondere in Kommunen, die direkt mit dem Konzern verbunden seien, ebenfalls. Aber auch die Rohstoffe machen den Unternehmern Sorgen: So seien die Kosten für Kunststoff-Rohmaterialien kaum gesunken, trotz historisch tiefer Ölpreise für die Hersteller, macht Maik Rosenberg vom Attendorner Unternehmen aquatherm deutlich. Altpapier als wichtiger Rohstoff der Papierindustrie werde immer knapper. Ganz anders der Handel, der sich über ein insgesamt gutes Jahr freue. Textilhändler Peter Enders von der Maiworm Mode KG in Olpe: „Insbesondere in der Stadt Olpe haben die neuen Einzelhandelsflächen hinter dem Bahnhof und an der Martinstrasse dazu beigetragen, dass zusätzliche Kunden kommen. Davon profitiert auch der bestehende Einzelhandel. Kleinere Standorte haben es deutlich schwerer.“ Insofern sei es gut, dass die IHK zusammen mit den Kommunen verschiedene Konzepte zur Unterstützung des Einzelhandels erprobe.

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