Wolken am Konjunkturhimmel

Dreimal in Folge war seit eineinhalb Jahren der IHK-Geschäftsklimaindex von 100 auf 122 Punkte angestiegen. Er signalisierte damit fast schon einen stabilen Aufwärtstrend. Der wurde jetzt unterbrochen. Etwas überraschend ging das Konjunkturbarometer im Frühsommer wieder auf 118 Punkte zurück. Grund dafür ist die zurückhaltende Beurteilung der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung. Deutlich weniger Unternehmen als im Januar erwarten in den nächsten Monaten bessere Geschäfte und mehr Unternehmen als zum Jahresbeginn gehen davon aus, dass sich ihre Geschäftslage verschlechtert. Unterm Strich ist nur dieser skeptischere Blick in die Zukunft für die Wende des Index verantwortlich, denn die aktuelle wirtschaftliche Lage beurteilen die von der Industrie- und Handelskammer (IHK) befragen Unternehmen genauso gut wie im Januar.

„Mit Ausnahme der Bauwirtschaft blicken die Unternehmen in allen Branchen kritischer auf die nächsten Monate. Wir hatten dies eigentlich nur für einen Teilbereich der Industrie erwartet. Im Maschinen- und Anlagenbau läuft es schon seit einigen Monaten nicht mehr so gut. Andere Industriebereiche, wie zum Beispiel die Autozulieferer, setzen dagegen auf eine positive Entwicklung“, so Franz J. Mockenhaupt, IHK-Hauptgeschäftsführer.

Im Großanlagenbau ist die weltweit schwache Investitionstätigkeit der Stahlhersteller und –verarbeiter Grund für den zurückgehenden Auftragseingang bei den betroffenen heimischen Unternehmen. Das gilt für Aufträge aus dem Ausland wie aus dem Inland. Neben diesen branchenbedingten Einflüssen spielt beim verhaltenen Blick in die Zukunft aber auch die Unzufriedenheit vieler Unternehmen mit den aktuellen Entscheidungen der Politik eine Rolle. Rente mit 63, Mindestlohn und nicht endende Diskussionen um Einzelheiten der EEG-Reform verunsichern die Unternehmenslandschaft.

Die Ergebnisse im Einzelnen:

Industrie: Lage gut, Erwartungen reduziert. 36 Prozent der Industriebetriebe berichten zum Frühsommer über eine gute Lage. Nur 15 Prozent beklagen dagegen, dass ihre aktuelle Lage schlecht sei. Die Produktionsauslastung wird deutlich besser eingestuft als im Januar. Mehr als die Hälfte der Firmen verzeichnen Spitzenauslastungen von über 85 Prozent. Im ersten Quartal ist der Industrieumsatz in der Region um 8 Prozent gestiegen. Sowohl das Inlands- als auch das Exportgeschäft konnten ordentliche Zuwächse erzielen. Die Auftragseingänge stellen die Unternehmen aber alles andere als zufrieden. Aus dem Inland meldet knapp ein Viertel eine Steigerung bei den Auftragseingängen. 21 Prozent berichten allerdings auch über Rückgänge. Das waren zu Jahresbeginn nur 17 Prozent. Aus dem Ausland registrieren über ein Viertel der Betriebe weniger Aufträge. Nur jeder Fünfte meldet dagegen, dass die Auftragseingänge aus dem Ausland zugenommen haben. Die Erwartungen fallen dementsprechend aus. 23 Prozent der Industriebetriebe erwarten in den nächsten Monaten eine bessere Geschäftslage. Das sind deutlich weniger als noch am Jahresbeginn (31 Prozent). 13 Prozent der Betriebe dagegen sind im Hinblick auf die weitere Entwicklung skeptisch (Januar: 11 Prozent).

Beim Bau läuft es dagegen weiter rund. Mehr als jeder zweite Betrieb meldet eine gute Lage. Nur 6 Prozent sind mit ihrer aktuellen Geschäftslage nicht zufrieden. Mehr als ein Drittel setzen auch künftig auf Steigerungen. Nur 17 Prozent befürchten geschäftliche Einbußen.

Auch die Lage im Einzelhandel ist offenbar für die Händler kein Grund zur Klage. Jeder Dritte beurteilt seine aktuelle Geschäftslage gut. Das sind 4 Prozentpunkte mehr als noch zum Jahresanfang. Allerdings stufen mit 23 Prozent auch deutlich mehr Unternehmen als im Januar ihre aktuelle Lage schlecht ein. Nur jeder achte Einzelhändler berichtet über kauffreudige Kunden. Für die nächsten Monate rechnen 27 Prozent der befragten Einzelhändler mit ungünstigeren Geschäften. Nur 12 Prozent gehen davon aus, dass sie ihre Geschäftslage verbessern wird.

Im Großhandel und im Dienstleistungsgewerbe melden 38 Prozent der Unternehmen eine gute Lage. Nur die Wenigsten beurteilen ihre Geschäftslage schlecht. Der Blick nach vorne ist in diesen Branchen zwar nicht mehr ganz so zuversichtlich wie zu Jahresbeginn. Gleichwohl erwarten ein Viertel der Dienstleister und mehr als ein Drittel der Großhändler Zuwächse. Einbußen befürchten 3 beziehungsweise 9 Prozent der Betriebe.

Der regionale Arbeitsmarkt entwickelt sich weiter freundlich. Die Arbeitslosenquote fiel im Mai mit 5,3 Prozent so gering aus wie im Vorjahr. Im Saldo bleibt die Beschäftigungsneigung der regionalen Unternehmen weiter positiv. Über ein Fünftel der Betriebe möchte mehr Mitarbeiter einstellen. Nur 12 Prozent rechnen mit weniger.

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