Volksbank nach Bund/Länder-Gipfel: Politik darf Sorgen des Mittelstands nicht aus dem Blickwinkel verlieren

Der erleichterte Zugang zum Kurzarbeitergeld müsse nun verlängert werden, fordert Firmenkundenvorstand Roland Krebs.

Die Volksbank in Südwestfalen begrüßt die Verlängerung der Corona-Wirtschaftshilfen bis zum Jahresende 2021. Auch der erleichterte Zugang zum Kurzarbeitergeld müsse nun verlängert werden, fordert Firmenkundenvorstand Roland Krebs. Den Mittelstand plagen aber längst nicht nur die Sorgen um das Corona-Virus.

Die Corona-Wirtschaftshilfen werden um drei Monate bis zum Jahresende 2021 verlängert – so lautet der jüngste Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz zum Coronagipfel. Für Volksbank-Vorstand Roland Krebs sollte das nur der Anfang sein: „Die Verlängerung etwa der Überbrückungshilfen für den Mittelstand ist richtig und wichtig, damit besonders stark von der Pandemie getroffene Unternehmen Planungssicherheit haben. Jetzt sollte der Bund nachziehen und auch den erleichterten Zugang zum Kurzarbeitergeld verlängern.“ Insgesamt war die Stimmung in den Unternehmen zuletzt eingetrübt. Im Juli war der Ifo-Geschäftsklimaindex gesunken. Die Gründe: Die befragten Unternehmen plagten Sorgen vor der Ausbreitung der Deltavirus-Variante und Lieferengpässe. „Für die wirtschaftliche Erholung bleibt das Impfen der zentrale Schlüssel. Aber auch darüber hinaus darf die Politik die Sorgen des Mittelstandes nicht aus dem Blickwinkel verlieren“, fordert deshalb Firmenkundenvorstand Krebs.

Denn laut einer repräsentativen Umfrage von DZ BANK und dem Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) unter 1.000 mittelständischen Unternehmen bereiteten den Firmenkunden aktuell vor allem die stark gestiegenen Rohstoff- und Materialkosten Kopfzerbrechen. Mit rund 60 Prozent der Befragten identifizieren so viele wie nie zuvor Rohstoff- und Materialkosten als akutes Problem für ihr Geschäft. Auch die steigenden Energiekosten beobachten mehr als die Hälfte der Mittelständler mit Sorge. Das betrifft insbesondere die Ernährungs-, Agrar- und Chemiebranche. „Die coronabedingte Schließung chinesischer Frachthäfen, wie etwa in Shenzhen, hat den weltweiten Warenverkehr bis hin nach Südwestfalen negativ beeinträchtigt“, erklärt Roland Krebs. „Unsere Firmenkunden sind sehr besorgt, denn neben dem Chipmangel in der Elektronik sind die Preise für Güter wie Container, Paletten, Kunststoffe bis hin zu Pappkartons nahezu explodiert“, so Krebs. Laut statistischem Bundesamt sind die Verkaufspreise im Großhandel im Juli 2021 um 11,3 Prozent gegenüber Juli 2020 gestiegen. „Eine höhere Vorjahresveränderung hat es laut Statistik zuletzt im Oktober 1974 im Rahmen der ersten Ölkrise gegeben, das veranschaulicht die drastische Entwicklung“, sagt Roland Krebs. Die hohen Einkaufskosten bleiben nicht ohne Folgen für die Absatzpreise der Unternehmen. In den kommenden Monaten wollen laut Umfrage von DZ BANK und BVR knapp 36 Prozent der Befragten ihre Preise erhöhen. Im Herbst war das lediglich bei jedem Fünften der Fall. Nur 6 Prozent rechnen aktuell hingegen mit Preissenkungen – davon waren vor sechs Monaten noch mehr als 11 Prozent ausgegangen.

Mit Blick auf die Personalplanung der Unternehmen scheint die Pandemie bereits ad acta gelegt. Die Firmen zeigen sich heute sogar offener für Neueinstellungen als vor der Pandemie. Roland Krebs: „Hier zeigt sich die Wirksamkeit des Instruments Kurzarbeitergeld in der Pandemie.“ Aktuell plant wieder mehr als jedes vierte Unternehmen, in den nächsten sechs Monaten neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzustellen. Ein starker Anstieg: Im Herbst 2020 hatten lediglich 17 Prozent der Mittelständler solche Pläne. Insbesondere in der sich positiv entwickelnden Elektroindustrie sind die Jobaussichten gut: Rund 44 Prozent wollen dort ihren Personalbestand aufstocken – doppelt so viele als noch vor 6 Monaten. Abgesehen davon rücken die altbekannten Sorgen verstärkt in den Fokus: Die Probleme mit Bürokratie sind größer denn je. Sie betreffen mittlerweile 80 Prozent der Firmen – ein neues Allzeit-Hoch. Firmenkundenvorstand Roland Krebs: „Wir mahnen: die nun sichtbaren Wachstumsimpulse für den Mittelstand dürfen nicht von überbordender Bürokratie gehemmt werden.“ Das wiederaufflammende Problem des Fachkräftemangels beschäftigt 73 Prozent der Befragten, mehr als die Auswirkungen der Pandemie.

Investitionsbereitschaft steigt: Mehr Unternehmen wollen mehr Gelder aufwenden

Auch die Investitionsneigung nimmt zu. 77 Prozent der Befragten wollen in den nächsten sechs Monaten Geld für Zukunftsprojekte in die Hand nehmen – das ist mehr als Vorkrisenniveau. Im Herbst kam das für weniger als 69 Prozent der Firmen in Frage, was im sonst investitionsfreudigen Mittelstand einem Zehn-Jahres-Tief entsprach. Erhöht hat sich sowohl der Anteil derjenigen Unternehmen, die generell Investitionen planen, als auch das geplante Investitionsvolumen. Im Herbst wollten nur 22 Prozent der Befragten ihre Investitionsvolumina erhöhen, mittlerweile tut dies wieder bereits jeder Dritte. Besonders die Mittelständler aus den großen Industriebranchen wollen dabei mehr Gelder fließen lassen.

Die gute Auftragslage wirkt sich auf die Geschäftserwartungen aus, die sich zum zweiten Mal in Folge merklich verbessert haben. Der Saldo aus positiven und negativen Einschätzungen liegt bei 22,5 Punkten und damit nicht nur sehr deutlich über Vorkrisenniveau, sondern auch über dem langjährigen Mittel. Die aktuelle Geschäftslage bewerten inzwischen schon wieder drei von vier Mittelständlern mit „gut“ oder sogar „sehr gut“.

Über die Studie „Mittelstand im Mittelpunkt“

Die Daten für die VR Mittelstandsumfrage wurden im Rahmen von Telefon- und Onlineinterviews erhoben. Die Stichprobe von 1.000 Unternehmen ist repräsentativ; befragt wurden Inhaber und Geschäftsführer mittelständischer Unternehmen in Deutschland.

Text und Foto: Volksbank in Südwestfalen eG

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