Unternehmen zur Integration bereit

78 Prozent der Unternehmen in Siegen-Wittgenstein und Olpe sind grundsätzlich dazu bereit, Flüchtlingen Beschäftigungsmöglichkeiten zu bieten. 51 Prozent der Firmen sehen Chancen in einer regulären Beschäftigung für diese Personengruppe. 40 Prozent können sich vorstellen, betriebliche Lehrstellen mit Flüchtlingen zu besetzen, knapp 38 Prozent würden zunächst Praktikaplätze zur Verfügung stellen. Dies sind die Ergebnisse einer Blitzumfrage der Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK) zum Thema „Flüchtlinge“, an der sich insgesamt 225 Unternehmen aus Siegen-Wittgenstein und OIpe beteiligten.

„Die zu uns kommenden Menschen sind in den allermeisten Unternehmen willkommen, wenn sie dort Ausbildung oder Beschäftigung nachfragen wollen. Das ist die Botschaft der Wirtschaft, die damit auch ein starkes gesellschaftspolitisches Signal sendet. Es gibt schließlich keine bessere Integration als diejenige über den Beruf“. Mit diesen Worten kommentierte IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener das eindeutige Votum der regionalen Unternehmen. Er plädierte zugleich dafür, neben den unbestreitbar gegebenen Schwierigkeiten stärker die Chancen in den Blick zu nehmen, die sich durch den Zuzug von Menschen aus anderen Staaten ergeben könnten. Erst kürzlich habe die von der Sparkasse Siegen und der Universität vorgestellte Demorec-Studie herausgearbeitet, dass binnen weniger Jahre mehrere zehntausend Beschäftigungsverhältnisse in Siegen-Wittgenstein und Olpe wegbrechen würden. „Teile unserer Gesellschaft betrachten die Zuwanderung ausschließlich als Problem, obwohl die zu uns kommenden Menschen gerade vor diesem Hintergrund Teil einer Problemlösung sein können. Dies muss in der gesellschaftspolitischen Debatte deutlicher werden“, betonte der IHK-Chef.

Betriebliche Teilhabe setze allerdings die Fähigkeit voraus, sich vernünftig verständigen zu können. Auch dies offenbarten die Ergebnisse der Umfrage. 69 Prozent der Betriebe setzen daher für eine Beschäftigung oder eine Erstausbildung von Flüchtlingen zumindest gute Kenntnisse der deutschen Sprache voraus. Lediglich 28 Prozent der befragten Unternehmen würden sich mit Grundkenntnissen zufrieden geben. In der Sprachförderung liegt daher nach Auffassung der Wirtschaft eine der wesentlichen integrationspolitischen Herausforderungen der kommenden Monate und Jahre. „Wer im Unternehmen nicht kommunizieren kann, wird auf Strecke weder dort sein Glück finden noch in unserer Gesellschaft wirklich Fuß fassen. Hier muss deutlich mehr als bisher durch den Staat investiert werden“, ergänzte IHK-Geschäftsführer Klaus Fenster, der zugleich darauf hinwies, dass 85 Prozent der befragten Unternehmen Personen mit mittlerem Qualifikationsniveau bevorzugen würden. Diese Firmen setzten berufliche Kenntnisse für einen betrieblichen Einsatz voraus. Dies verdeutliche einmal mehr, wo die Unternehmen auf mittlere Sicht den wesentlichen Bedarf sähen. 28 Prozent der Unternehmen gaben an, auf Personen mit akademischer Ausbildung zu setzen. Fast jedes zweite Unternehmen (46 Prozent) sieht demgegenüber überwiegend Möglichkeiten, Flüchtlinge für Hilfstätigkeiten einzusetzen.

Dass von Flüchtlingen nicht sofort eine Milderung der Fachkräfteproblematik zu erwarten ist, machten die Unternehmen in der Umfrage ebenfalls deutlich. Sie erwarten in vielen Fällen Defizite bei den vorhandenen Qualifikationen, die behoben werden müssten, um die Übergänge in die betriebliche Wirklichkeit möglichst bruchlos zu gestalten. 15 Prozent der befragten Unternehmen sehen denn auch in staatlich gewährten Lohnkostenzuschüssen die zwingende Voraussetzung für die Einstellung und 63 Prozent sagen, dass solche Zuschüsse zumindest die Bereitschaft zur Einstellung deutlich erhöhen würde. Klaus Gräbener: „Wir wissen, dass wir einen langen Atem benötigen. Die Arbeitslosigkeit dürfte steigen und die Arbeitsmarktpolitik zugleich mehr Mittel benötigen. Wird dieses Geld jedoch sinnvoll eingesetzt, erschließen sich mittel- und langfristig erhebliche Chancen für Wirtschaft und Gesellschaft. Denn überwiegend kommen jüngere Menschen zu uns. Gelingt es, diese jungen Menschen in unsere Gesellschaft hineinzuführen, werden wir bereichert. Vielfalt hilft, sie schadet nicht.“ Die IHK jedenfalls verstehe die Umfrageergebnisse als eindeutigen Auftrag, die im engen Schulterschluss mit beiden Kreisen, den Gewerkschaften, dem Handwerk und der Agentur für Arbeit begonnenen Initiativen zur beruflichen Integration dieser Menschen konsequent fortzusetzen. Dafür spreche auch, dass 71 Prozent der befragten Unternehmen angegeben hätten, die IHK und ihr Berufsbildungszentrum könnten sie jederzeit auf die Bereitstellung von betrieblichen Praktika- oder Lehrstellen ansprechen.

Kommentar hinterlassen zu "Unternehmen zur Integration bereit"

Hinterlasse einen Kommentar

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.