Mitarbeiterbindung ist kein Buch mit sieben Siegeln

Es ist ein Faktum, an dem kein Unternehmen in Siegen-Wittgenstein in Zukunft vorbeikommen wird: durch den demografischen Wandel, den damit einhergehenden Bevölkerungsrückgang und die zunehmende Überalterung  werden der heimischen Wirtschaft in den kommenden Jahren deutlich weniger Arbeitskräfte und Auszubildende zur Verfügung stehen, als dies in der Vergangenheit der Fall war. Eine Möglichkeit, dieser Entwicklung zu begegnen, ist die nachhaltige Qualifikation und bedarfsgerechte Weiterbildung der eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeit, also eine strategisch ausgerichtete Personalentwicklung. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist in diesem Zusammenhang auch die Frage der Mitarbeiterbindung. Was können mittelständische Unternehmen tun, um ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dauerhaft an das eigene Unternehmen zu binden? Welche strategischen Instrumente stehen hierfür zur Verfügung und wie können sie eingesetzt werden? Wie sehen ein erfolgreiches Personalmarketing und „Employer Branding“ in der Praxis aus? Diese und weitere Fragen standen kürzlich im Mittelpunkt einer Veranstaltung der Arbeitgeberverbände Siegen-Wittgenstein und der QuatroTransfair GmbH im Haus der Siegerländer Wirtschaft in Siegen.

Rita Kley, Leiterin Personalentwicklung der QuatroTransfair GmbH, Thomas Kleb, Geschäftsbereichsleiter Corporate Services der Heinrich Georg GmbH, Kreuztal, und Dr. Thorsten Doublet, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht bei den Arbeitgeberverbänden Siegen-Wittgenstein, beleuchteten das Thema Mitarbeiterbindung im Rahmen eines vierstündigen Workshops aus wirtschaftspsychologischer, unternehmerischer und juristischer Sicht.

„Viele Unternehmen in der Region kennen nur eine geringe Mitarbeiterfluktuation. Wer als Unternehmen aber jetzt schon perspektivisch etwas für die kommende verschärfte Wettbewerbssituation tun will, der sollte nicht nur rationale Instrumente zur Mitarbeiterbindung zum Einsatz bringen. Nur eine Kombination mit emotionalen und verhaltensbezogenen Maßnahmen führen zu mehr Motivation und Leistung. Und Mitarbeiterbindung ist keine Einbahnstraße. Verbundenheit sollte immer beidseitig sein“, erläuterte Rita Kley.

Thomas Kleb berichtete über die vielfältigen Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung bei der Heinrich Georg GmbH. Dabei seien die vier Lebenszyklus-Phasen zu berücksichtigen, in der sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Unternehmen befinden. „Während der Einstiegs- und Karrierephase funktioniert Mitarbeiterbindung noch einmal anders als in der Konsolidierungs- oder Ausstiegsphase“, so Thomas Kleb. In der Karrierephase komme beispielsweise oft auch die Versorgung der Kinder dazu. Später seien Eltern zu pflegen. „Für uns ist es wichtig, den Menschen als Ganzes zu sehen. Deshalb bieten wir unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterinnen in den verschiedenen Lebensphasen entsprechende Unterstützung an.“

Dr. Thorsten Doublet erläuterte unter anderem die rechtlichen Rahmenbedingungen für einzelne Maßnahmen, die im Zusammenhang mit dem Thema Mitarbeiterbindung häufig zum Einsatz kommen. Dazu gehören beispielsweise Prämien, Sondergratifikationen oder auch besondere Weiterbildungsangebote. Diese sogenannten „harten“ Faktoren, die ja in aller Regel mit finanziellen Leistungen des Arbeitgebers einhergehen, können durch Bindungsfristen und Rückzahlungsklauseln abgesichert werden. Nimmt beispielsweise ein Mitarbeiter eines der genannten Angebote in Anspruch und verlässt dann trotzdem das Unternehmen innerhalb einer Bindungsfrist, lassen sich so finanzielle und  ggf. auch materielle Verluste eingrenzen.

Nach gut vier Stunden intensiver Information und Workshop-Arbeit war den Teilnehmerinnen und Teilnehmern an dieser Veranstaltung eines sicherlich klar geworden: Das Themas Mitarbeiterbindung ist kein Buch mit sieben Siegeln, sondern ein notwendiges und erfolgversprechendes Rezept für die zukünftige Personalarbeit.

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