Konjunkturklima im Gastgewerbe abgekühlt

Das Konjunkturklima im regionalen Gastgewerbe (Beherbergung und Gastronomie) hat sich im Spätsommer und Herbst des laufenden Jahres abgekühlt. Die Branche registriert – sicher auch wegen der allgemeinen Verunsicherung durch EU-Schuldenkrise und hohen Energie- und Spritpreisen – zurückhaltende Kunden. Auch mit dem Sommerwetter in den vergangenen Monaten waren viele Betriebe nicht zufrieden: Es war zu wenig Sonne da und über lange Strecken zu kalt, um die Menschen zum Ausgehen und in die Biergärten zu locken. Nur noch ein Viertel aller Gastbetriebe beurteilt so die Lage als gut, 29 Prozent stufen sie als schlecht ein. Mit Blick auf die Wintersaison setzen nur 16 Prozent auf Besserungen, fast ein Drittel befürchten ungünstigere Geschäfte.

Im Ergebnis fällt der Konjunkturklimaindex der Branche – gebildet aus der Einschätzung der Geschäftslage und der Erwartungen der Befragten – gegenüber Mai 2012 von 109 auf 90 Punkte (auf einer Skala von 0 bis 200 Punkten). Im Herbst vergangenen Jahres lag der Index noch bei 129 Punkten. Das berichtet die Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK) nach der Auswertung der jüngsten IHK-Umfrage im Gastgewerbe unter rund 550 Betrieben aus den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe.

Der Konjunkturklimaindex für das Beherbergungsgewerbe (Hotels, Pensionen, Ferienhäuser oder Campingbetriebe) fällt gegenüber dem Mai 2012 von 114 auf 91 Punkte ab. Im November 2011 lag der Beherbergungsindex noch bei 133 Punkten. Immerhin meldet fast eine Drittel der antwortenden Beherbergungsbetriebe aktuell eine gute Lage. Im Frühjahr waren es aber noch 38 Prozent und vor genau einem Jahr 57 Prozent. Weniger als ein Viertel der Befragten stufen die Lage aber derzeit als schlecht ein. Dennoch verzeichnet fast jeder Zweite in der abgelaufenen Saison geringere Umsätze als im Vorjahr. Beim Ertrag fallen die Urteile noch ungünstiger aus: Gestiegene Betriebskosten, vor allem die für Energie, belasten hier die Ergebnisse zusätzlich. Die Zimmerauslastung wird insgesamt dürftiger eingeschätzt.

Die offizielle Statistik weist für den Kreis Siegen-Wittgenstein bei den Übernachtungszahlen im laufenden Jahr bis einschließlich August 2012 ein Minus von 4,0 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum aus. Das Minus wird aber auch durch strukturelle Umbrüche im Vorsorge- und Reha-Bereich beeinflusst, deren fallende Übernachtungszahlen (- 9,6 Prozent) mit in die Statistik einfließen. Auch die Gruppe der Erholungs- und Schulungsheime musste einen Rückgang von 3,5 Prozent verbuchen. Davon abgesehen verzeichnen die meisten anderen Bereiche positive Zahlen. So erreichten die Hotels ein Übernachtungsplus von 1,7 Prozent; sie stellen im Kreis Siegen-Wittgenstein fast ein Drittel der Übernachtungen. Zuwächse erzielten auch die Gasthöfe (+ 5,3 Prozent), die Pensionen (+ 3,8 Prozent) und die Hotel garnis (+ 2,4Prozent). Diese Zuwächse machten die Rückgänge in den anderen Bereichen aber nicht wett. Unter dem Strich stiegen die Übernachtungszahlen nur in einigen wenigen Kommunen des Kreises.

Im Kreis Olpe sind die Übernachtungen bis August 2012 um 1,0 Prozent gefallen. Rückgänge mussten vor allem die Campingplätze (- 11,2 Prozent), die Erholungs- und Ferienheime (- 7,1 Prozent) sowie die Ferienhäuser und –wohnungen (- 1,3 Prozent) hinnehmen. Die Hotels im Südsauerland (+ 2,2 Prozent) konnten hingegen zulegen. Sie decken mehr als 40 Prozent der Übernachtungen im Kreis Olpe ab. Auch Pensionen (+ 0,6 Prozent) und Jugendherbergen (+ 6,8 Prozent) verzeichneten Übernachtungszuwächse. Beim Blick in nahe Zukunft ist das gesamte Beherbergungsgewerbe im IHK-Bezirk insgesamt deutlich verhaltener geworden: Ein Drittel aller Betriebe befürchten in den kommenden Monaten schlechtere Geschäfte, nur 9 Prozent bessere. Der Großteil von 58 Prozent setzt immerhin auf eine stabile Entwicklung.

Nur noch 22 Prozent der Gastronomieunternehmen (Restaurants, Cafés, Imbiss, Gastwirtschaften oder Gaststätten) beurteilen ihre aktuelle Lage positiv. Das sind deutlich weniger als im Mai dieses Jahres (29 Prozent) oder genau vor einem Jahr (44 Prozent). Eine schlechte Lage geben auf der anderen Seite mehr als eine Drittel der Befragten an. Die Kundschaft ist zurückhaltender geworden: 42 Prozent der Gastronomen registrierten Umsatzrückgänge in den vergangen Monaten. Den Ertrag stufen mehr als die Hälfte geringer ein als zuvor, vor allem, weil die gestiegenen Kosten die Geschäfte belasten. Das Wetter im zurückliegenden Sommer war für die Branche alles andere als optimal: Fast ein Viertel sahen es als Hauptgrund für die dürftige Sommersaison an. Von der anstehenden Wintersaison erhofft sich die Branche wenig Besserungen: Immerhin erwarten 21 Prozent bessere Geschäfte. Fast ein Drittel befürchtet aber einen ungünstigeren Verlauf.

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