Intelligente Steckdosen und Lungen für die Hosentasche

Beim ersten Siegener Glühwein-Pitch präsentieren junge GründerInnen ihre Geschäftsmodelle in weihnachtlicher Atmosphäre.

Blauer Himmel über dem Winterzauber Weihnachtsmarkt in Siegen. Vor den beleuchteten Holzhütten sammeln sich Menschen, um ihren Glühwein zu genießen. Auf einer kleinen Bühne stellen unterdessen fünf GründerInnen nacheinander den Weihnachtsmarkt-BesucherInnen ihre Geschäftsmodelle vor. Aus ganz Südwestfalen sind die Start-up-VertreterInnen angereist. „Sie fragen sich was Start-ups und Glühwein gemeinsam haben?“, fragt Moderatorin Birthe-Marie Mosen von der Uni Siegen. „Eigentlich nichts. Aber wir wollen die Ideen der Gründer in die Stadt tragen – deshalb dieser ungewöhnliche Ort.“ Glühwein-Pitch heißt das Konzept. Die Veranstaltung ist Teil des Gemeinschaftsprojekts START-UP Innovationslabor der Universität Siegen und der Fachhochschule Südwestfalen (Standorte Soest, Hagen, Meschede). Ziel für die GründerInnen ist, in möglichst kurzer Zeit die ZuschauerInnen neugierig zu machen. Das heißt: Ihre Präsentationen müssen spannend, informativ und leicht verständlich sein.

Den Anfang macht Tobias Koch von der Fachhochschule Südwestfalen. Sein Unternehmen heißt Shell4Cell. Er und sein Team haben eine Lunge für die Hosentasche entwickelt. Das ist eine kleine Vorrichtung, mit der man Luft auf Schadstoffe testen kann – egal, ob Giftgase in Kriegsgebieten oder Milzbranderreger am Flughafen. „Unsere Erfindung kann wortwörtlich Leben retten, das macht uns schon ziemlich stolz“, erzählt Tobias Koch.

Es folgt Nils vom Brocke, der im Tisch versenkbare, smarte Steckdosen erfunden hat, sogenannte VoltPorts. Kabelsalat gebe es damit keinen mehr, sagt er. „Das besondere an meinem Produkt ist, dass es mit vielen anderen technischen Funktionen verknüpft ist. Sie können zum Beispiel ganz kabellos ihr Smartphone auf dem Tisch aufladen.“

Doris Korthaus hat das Thema ihrer Abschlussarbeit zur Geschäftsidee gemacht. Sie entwickelt verbesserte Drehkolbenpumpen, die viel länger als herkömmliche Pumpen funktionieren und weniger oft aufgrund von Mängeln ausfallen.

Nils Rehkop und Tobias Seifert vom Unternehmen Plantastisch stellen eine etwas exotische Erfindung vor: Heimaquaponik nennt sich ihr Produkt. Unten ein Fischtank aus Holz, oben ein grünes Kräuterbeet. Die Fische wässern und düngen das Beet, ohne dass der Hobby-Gärtner gießen muss. Ihr Start-Up liefert Lösungen für einfache Pflanzenzucht in urbanen Gebieten mit dem Ziel, nachhaltig und ökologisch zu leben, ohne einen grünen Daumen zu haben.

Jan Rebling und Nils Saßmannshausen von der Uni Siegen haben ihre Erfindung gleich mitgebracht und führen sie live vor: Ein Lautsprecher aus Hochleistungsbeton. „Übliche Lautsprecher bestehen aus Material, das sich bewegt, wie zum Beispiel Plastik“, erklärt Jan Rebling. „Dadurch verzerrt der Klang. Durch Beton bekommen wir einen viel saubereren Sound, weil die Wände unbeweglich sind.“

Das Gründer-Duo wird genauso wie die anderen vier Teams seit Mai 2018 vom Start-up Innovationslabor Südwestfalen gefördert. In Workshops lernen sie zum Beispiel Themen wie Marketing, Vertrieb, Teambuilding, Finanzierung oder Geschäftsmodellierung kennen. „Besonders gut hat mir der Workshop gefallen, in dem wir über Persönlichkeitseigenschaften von Führungspersonen gesprochen haben. Das ist nicht nur für die Firma sehr relevant. Ich habe auch viel über mich selbst gelernt,“ sagt Nils Saßmannshausen.

Die GründerInnen studieren teilweise noch und stehen zum jetzigen Zeitpunkt am Anfang ihrer Unternehmerkarriere. Sie erhoffen sich von dem aus Landes- und EU-Mitteln geförderten Projekt einen deutlichen Wachstumsschub in kurzer Zeit. Das Team des Innovationslabors begleitet die GründerInnen insgesamt zwölf Monate lang auf dem Weg in die Selbstständigkeit und arbeitet mit ihnen daran, dass aus innovativen Ideen stabile Geschäftsmodelle werden.

Am 23. Januar geht die Suche nach innovativen GründerInnen in die nächste Runde. Der nächste Scouting-Pitch im Wolkenkuckucksheim steht an. Bewerben können sich alle GründerInnen aus Südwestfalen, die ihre Idee einem großen Publikum präsentieren möchten. Die GewinnerInnen werden dann ebenfalls zwölf Monate lang vom Innovationslabor gefördert.

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